Neuburg
Gefühlvoll-berauschende Klangwelten

Bei der Sonntagsmatinee der Sommerakademie bestechen Bin Huang, Alexander Suleiman und Tomoko Nishikawa

05.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:49 Uhr

Zugabe zu dritt: (von links) Bin Huang (Violine), Alexander Suleiman (Violoncello) und Tomoko Nishikawa (Klavier) begeisterten bei der Sonntagsmatinee im Kongregationssaal - Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) „Und so etwas bekommt man hier am Vormittag“, kommentiert ein Besucher ehrfürchtig die Matinee, mit der sich die Sommerakademie im Kongregationssaal präsentiert. Zwei Virtuosen an Violine und Violoncello sowie eine preisgekrönte Korrepetitorin begeistern mit überwiegend klassischen Werken.

Der Saal ist zwar leider nur etwa zur Hälfte gefüllt, doch wer sich trotz der Temperaturen aufgerafft hat, den Sonntagvormittag im Kongregationssaal zu verbringen, wird dafür reichlich belohnt. Eine ungeahnt nuancenreiche Klangvielfalt lässt sich einem Cello entlocken, wenn es von einem Könner wie Alexander Suleiman gespielt wird. Der Professor für Violoncello an der Universität von Southern California in Los Angeles beeindruckt mit präziser Bogenführung bei Bachs Suite für Violoncello solo (BWV 1007) und gleich darauf im Duo mit Bin Huang (Violine). Wolfgang Amadeus Mozarts KV 423 war zwar ursprünglich als Duo für Violine und Viola gedacht, doch erweist sich Suleiman mit seinem Cello als würdiger Partner im munteren Wechselspiel der Instrumente, die sich das Thema wie einen Spielball immer wieder gegenseitig zuwerfen. Huang begeistert mit gefühlvollem Spiel, das vor allem im zweiten Satz, dem intensiven Adagio, hervortritt und dem abschließenden temperamentvollen Rondo den rechten Schwung verleiht.

So kurz(weilig) ist Claude Debussys „Romanze für Violoncello und Klavier“, dass das völlig verzauberte Publikum beinahe den Applaus für Suleiman und Tomoko Nishikawa am Klavier vergisst. Noch romantischer als die beiden Romanzen – Debussys folgt noch eine „unbedeutende Romanze für Violoncello und Klavier“ von Franz Hummel – gelingt Robert Schuhmanns „Träumerei für Violoncello und Klavier“. Jäh aus dem Träumen gerissen werden die Konzertbesucher dann von Rodion Shchedrins rhythmischen Klängen „im Stile von Albeniz für Violoncello und Klavier“. Jetzt ist Rhythmus angesagt, was den beiden Künstlern ebenso mühelos aus Saiten und Bögen fließt wie die klassischen Werke zuvor.

Bravorufe erhält die chinesische Paganini-Preisträgerin Bin Huang für drei Capricen des Teufelsgeigers, mit denen sie ihr Können eindrucksvoll unter Beweis stellt. Unterschiedlicher könnten die drei Werke kaum sein als Nummer Eins, 13 und 24, die sie auf Englisch ansagt, und die eindrucksvoll beweisen, dass sie ihr Instrument virtuos beherrscht. Während die erste Caprice mit ihrer enorm schnellen Tonleiterfolge und dem Wechsel von E-Dur nach Moll zwar unbestritten eine Meisterleistung, aber nicht unbedingt einen Ohrenschmaus darstellt, gefallen die beiden Capricen 13 und 24 mit ihren wunderbar eingängigen Melodien. Da haben es die beiden anderen Künstler schwer, die Stimmung mit Astor Piazzollas „Le Grand Tango“ oben zu halten, was ihnen aber dennoch gelingt – Bravorufe am Ende auch für sie und teils Standing Ovations, so dass sich die drei Künstler gemeinsam mit dem letzten Satz aus Joseph Haydns „Zigeunertrio“ als Zugabe bedanken.