Neuburg
Furioser Trommelwirbel zum Abschied

Die kreativen Schlagzeuger von Two plus Two wird es künftig nur noch in der Stadtkapelle zu hören geben

28.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

War es wirklich das letzte Mal? Ein für allemal? Das Publikum hofft weiterhin auf ein Comeback der erfolgreichen Schlagzeug-Gruppe.

Neuburg (DK) Sie sind die Spaßmacher der Stadtkapelle - und das werden sie auch bleiben. Mit eigenen Konzerten aber ist es erst einmal vorbei. Mit einem furiosen Abschiedskonzert haben sich die vier Schlagzeuger von Two plus Two von ihren Fans verabschiedet.

Was allseits bedauert wird. Wenn der Spruch vom Aufhören am Höhepunkt stimmt, dann haben Christoph Hoffmann, Dominik Bockelt, Daniel Degmayr und Andreas Stemmer alles richtig gemacht. Was die vier am vergangenen Wochenende im Stadttheater aufgeboten haben, ist mit Sicherheit die ausgereifteste Performance ihres knapp zehnjährigen Schlagzeuger-Eigenlebens gewesen. Vielleicht etwas weniger verrückt als anfangs, weniger experimentell auf Alltagsgegenstände einschlagend, dafür professioneller, ja musikalischer denn je - sofern das Wort aufs Schlagzeug stimmig erscheint. Bockelts Moderationen sprudelnd-witzig wie eh und je, die Freude an Rhythmus und Perkussionsklängen mit jeder Körperphase ausstrahlend und voller Tatendrang und Experimentierfreude - das Quartett kostet jede Sekunde des Konzertes voll aus. Vom ohrenbetäubenden Trommelwirbel aus dem Hintergrund, als sie mit "Marche ou crève" einmarschieren, um schon mal den ersten Hörsturz auszulösen, bis zu den beiden Zugaben, als sie sich mit "Sinks" der Band Stomp eine muntere musikalische Abspülschlacht an wassergefüllten Spülbecken liefern und schließlich mit "Played a live" zur Höchstform im grandiosen Finale auflaufen.

Zu Beginn gibt es ein Wiedersehen mit Justin Time, dem kleinen Schlagzeugroboter, den Andreas Stemmer gebaut hat und der so unnachahmlich mit seinem kleinen Kopf im Takt wackelt oder ihn langsam von einem zum nächsten Musiker wandern lässt, wenn er sich nicht gerade selber mit dem Holzschlegel daran haut. Es ist Bockelt aufs Wort zu glauben, dass die vier sich das reiflich überlegt haben, ob sie den Kleinen nochmal auftreten lassen, nachdem er damals allen die Show gestohlen habe. Aber natürlich stehen sie darüber, haben schließlich genügend Trümpfe im Ärmel. Von Aram Khachaturian zum Beispiel den "Säbeltanz", der sich laut Bockelt als ganz besondere "Mischung aus anspruchsvoller klassischer Musik und Säbeltanz" erweist, gespielt auf bunten Plastikröhren und um eine kleine Tanzeinlage ergänzt. Das Ganze auf abgedunkelter Bühne - ein absoluter Wow-Effekt. Manchmal, so witzelt der Moderator, käme die Frage auf: "Probt ihr das auch mal". Seine trockene Antwort lautet dann "Natürlich nicht". Den Gegenbeweis liefert die Videoaufnahme einer "ganz normalen Probe", einschließlich Zuspätkommendem und holder Bierseligkeit der Wartenden bis zum turbulenten Slapstick-Finale. Dazu gibt's Livemusik "Xylophonia" mit zwei mal zwei Musikern an den Xylophonen rechts und links der Leinwand.

"Echte Musiker" hat sich das Quartett zur Verstärkung geholt. Lukas Lautenbacher (Gitarre) und Gerhard Kiffe (Trompete) bringen Zusatzklänge unter anderem in "Cantaloupe Island", Christoph und Seon-Yeong Hoffmann glänzen an den Marimbas mit "One notch higher" und an "echte Instrumente", und zwar Blasinstrumente, traut sich das Schlagzeugerquartett auch noch heran. Posaune, Trompete, Klarinette und Horn schauen zwar schon sehr antiquiert aus, beim Hineinblasen staubt's gehörig und was irgendwann herauskommt, kann bestenfalls als schräg bezeichnet werden. Kein Problem für Two plus Two: Dann wird die Eigenkomposition "Endlich richtige Instrumente" eben zur Perkussionsnummer auf alten Blasinstrumenten - ein weiteres Highlight. Ohnehin besteht das gut zweistündige Konzert nur aus Höhepunkten. Mal abgesehen vom Publikumsbeitrag "Guitar Hero", für den Bockelt die Zuschauer in vier Gruppen einteilt und stampfen, schnipsen und klatschen lässt - eine Gaudi für alle und willkommene Pause für die Musiker, die dann noch einmal richtig aufdrehen, ehe sie sich endgültig verabschieden. Vielleicht nur in eine längere Schaffenspause? Die Hoffnung stirbt zuletzt!