Neuburg
Hand in Hand im Fürstengang

Pfarrer Steffen Schiller und Herbert Kohler betonen Miteinander "Kulturereignis des Jahrzehnts"

03.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:12 Uhr

Symbolischer Handschlag zwischen den Konfessionen: Steffen Schiller (links) und sein katholischer Kollege Herbert Kohler betonen das ökumenische Miteinander. Präsident Bernd Schreiber (2.v.l.) und OB Bernhard Gmehling (3.v.r.) erwarten eine attraktive Ausstellung. - Foto: r

Neuburg (r) Der katholische Stadtpfarrer und sein evangelischer Kollege gaben sich als Erste die Hand. Vertreter der Kirche, Stadt und Schlösserverwaltung durchschritten gestern symbolisch den "Durchbruch" vom Schloss zum Fürstengang. In der Begegnung sehen die Beteiligten doppelte Symbolik.

Zum einen gilt es als Reminiszenz an die Historie Neuburgs, dass der Freistaat und seine Denkmalschützer diesen seit vielen Jahren verschlossenen Zugang wieder öffnen ließen. Zum anderen betont die Geste der Pfarrer Herbert Kohler (St. Peter und Hl. Geist) und Steffen Schiller (Christuskirche) die gute ökumenische Praxis in der Stadt. "Wir zeigen damit die Fortschritte der brüderlichen Ökumene beider Konfessionen", so Roland Thiele, Vorsitzender des Historischen Vereins.

Anlass und Kernpunkt der Aktion ist im Lutherjahr die Neuburger Religionsausstellung "Fürstenmacht und wahrer Glaube". Auch die Bayerische Schlösserverwaltung schätzt dieses Ereignis, dafür öffne man im wahrsten Sinne des Wortes die Türen, versichert Präsident Bernd Schreiber. Er wünscht der von Stadt und Historischem Verein organisierten Ausstellung einen ähnlichen Erfolg wie ihn "Kunst und Glaube" im Vorjahr erreichte. Neuburg pflege sein historisches Erbe und die Zusammenarbeit mit der Schlösserverwaltung sei "hervorragend".

Zur symbolischen Öffnung näherten sich die Katholiken mit OB Bernhard Gmehling von der Hofkirche, die Protestanten mit Präsident Bernd Schreiber kamen aus dem Rittersaal. Türen und Mauern zu öffnen passe in die Zeit und entspreche dem II. Vatikanischen Konzil, das "frischen Wind" ins kirchliche Leben brachte, so Pfarrer Herbert Kohler. Wenn früher Fürsten den Durchgang benutzten, so der evangelische Pfarrer Steffen Schiller, "so ist er heute offen für alle Menschen in der Zeit der Glaubens- und Meinungsfreiheit."

Oberbürgermeister Bernhard Gmehling schwärmt von einer "kleinen Landesausstellung". Ungeachtet der Vielzahl an Luther-Veranstaltungen 2017 sieht der CSU-Politiker Alleinstellungsmerkmale für das Neuburger Event. 150 hochwertige Exponate und ein "attraktives Arrangement" verdeutlichten dem Besucher nach der Einführung des Protestantismus auch die spätere Rückkehr zur katholischen Konfession. "Neuburg zeigt die Reformation und die Gegenreformation", so der Oberbürgermeister. Er hofft auf starke Resonanz für "das Kulturereignis des Jahrzehnts." Der OB bedankte sich bei der Schlösserverwaltung und beim Ausstellungsteam.

Über den Fürstengang gelangten die Regenten vom Schloss zur Hofkirche. Die gestrige Begegnung solle auch an die Wiedereinführung der katholischen Konfession im Fürstentum Pfalz-Neuburg vor 400 Jahren erinnern, so Roland Thiele. Leider gehörten auch die Leiden und Glaubenskämpfe des 17. Jahrhunderts zur Geschichte.

Die Ausstellung wird am 14. Juli mit Horst Seehofer eröffnet und ist dann bis zum 5. November täglich außer montags von 9 bis 18 Uhr für Besucher zugänglich. Der Eintrittspreis für Ausstellung und Schlossmuseum beträgt 8,50 Euro, für Kinder und Jugendliche bis 18 einen Euro.