Neuburg
Fast schon ein Symphonieorchester

Johannes Fiedler und seine Neuburger Kammermusiker begeistern mit einem professionellen Auftritt

18.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr
Einmal mehr ein höchst professioneller Auftritt: das Neuburger Kammerorchester unter Johannes Fiedler. −Foto: Heumann

Neuburg (DK) Barock, Klassik, Romantik: Das ist der Perioden-Dreiklang bei diesem Konzert. Und jeder dieser Zeiten gaben das Neuburger Kammerorchester - allmählich schon ein kleines Symphonieorchester - und sein künstlerischer Leiter Johannes Fiedler ihr ganz eigenes Klanggewicht.

Und immer wieder gelingen solche Überraschungen, welche Schätze in der Mottenkiste der Musikgeschichte schlummern. Da ist die bildende Kunst zu ihren ganz Großen ganz anders; hat man mal einen Namen, da interessiert plötzlich noch das rudimentärste Blättchen, weil es doch eben zum Oeuvre gehört. Die Gänge in der Musik scheinen da unerbittlicher. Wo wäre man bei einer "Blindverkostung", wenn es keine Ansage und kein Programm gegeben hätte, bei diesem Stück wohl gelandet? Berlioz vielleicht, aber sehr viel deutscher. Der Symphoniker Carl Maria von Weber ist keiner, der in der Konzertlandschaft gemeinhin begegnet. Jetzt, mit dem Namen, vermeint man natürlich, da und dort dessen "Freischütz" rauszuhören. Fiedler und den Seinigen gelingt eine großartige Verortung, die bei diesem Werk zwingend etwas Unentschiedenes haben muss. Da muss einer den galant höfischen Stil bedienen und zelebriert spätestens im überlangen vierten Satz die koketten Mätzchen, die dennoch vornehmlich Selbstzweck bleiben. Aber da ist auch der aufbegehrende Komponist, der anderes will, der plötzlich verpönte Akkorde schreibt, Tonarten-Wechsel riskiert, um freilich allzu dann doch wieder das C-Dur zu strapazieren. Fiedler arbeitet das Aufregende heraus und verleugnet das Biedere nicht - ein absolut professioneller Auftritt des Neuburger Kammerorchesters.

Und eigentlich fragt sich der Zuhörer nach Mozarts A-Dur-Klavierkonzert (KV 488), was da noch kommen sollte, wie so viel Gefälligkeit wohl noch zu toppen sei. Auch den Mozart, den natürlich kaum ein Großer der Zunft ausgelassen hat, wo's an Vorbildern und Vergleichen nur so wimmelt, bringen die Neuburger klug ausgelotet. Hugo Seebach erweist sich dabei als höchst sachdienlicher Solist, der vor allem das Miteinander, die gemeinsame Spielfreude sucht und nicht so sehr auf einen Dialog pocht. Und so klingt dieser Mozart auch am schönsten, Fiedlers Tempi-Wahl mit 7,35 Minuten für das berühmte Siciliano eher im gemäßigten, aber keinesfalls verschleppten Bereich.

Diesem herausfordernden Programm eine schier halbstündige Wassermusik-Suite noch voranzustellen, grenzt in der Tat an Überforderung. Kleine Unkorrektheiten hier taten der Fulminanz der Händel'schen Prachtmusik keinen Abbruch. Und die Gewichte waren in dem Konzert im restlos ausverkauften Kongregationssaal überdies klug wie richtig gesetzt.