Neuburg
Wie Fasching der Dritten Welt hilft

Ansturm auf Secondhand-Markt Aktion Hoffnung wehrt sich gegen kommerzielle Konkurrenz

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Oma hilft beim Aussuchen der passenden Kostüme.

Neuburg (r) Eine Donald-Trump-Perücke war nicht im Angebot, aber Tigerkostüme, Superman und Piratenlook ließen sich auftreiben. Mehr als 300 Interessenten stürmten am Freitagnachmittag den Secondhand-Faschingsmarkt im Neuburger Hl. Geistsaal.

Zum 20. Mal boten die Pfarreien St. Peter, Hl. Geist und der Frauenbund in Kooperation mit der "Aktion Hoffnung" gut erhaltene Faschingskostüme an. Die Komplettausstattung als Prinzessin mit Kleid, Krone und Glitzerschuhen war für 18 Euro zu haben, der Casanova mit Zylinder kostete fünf Euro mehr.

So viele Faschingsmuffel scheint es nicht zu geben, denn gekauft wird viel. Acht ehrenamtliche Helferinnen füllen die Lücken an den Kleiderständern auf. An der Seite hängen Hüten, Mütze, Narrenkappen. "Wenn einige Hundert Artikel über den Ladentisch gehen, dann wir schon viel erreicht", freut sich Rosa Maria Böhm, Vorsitzende des Frauenbundes. 2500 Einzelstücke standen zum Verkauf.

Den Erlös geben die fleißigen Frauen der Pfarreiengemeinschaft St.-Peter-und-Hl.Geist ausschließlich an Sozialaktionen der Aktion Hoffnung weiter. Die Hilfsorganisation liefert die Textilien und organisiert den Weiterverkauf über ihre Zentrale in Ettringen. "Heuer sind es 57 Secondhand-Faschingsmärkte", berichtet eine Sprecherin, "damit streben wir unser Ziel an, Kleidung zu Geldspenden zu machen."

Früher hat man Kleidung direkt in die Hilfsländer geliefert, "doch das erwies sich eher als kontraproduktiv", weiß Inge Omasreiter. Näherinnen im Empfängerland brauchen Arbeit und keine Fertigware. Heuer geht der Reinerlös nach Namibia zur Ausbildung von jungen Menschen in Schule und Beruf. Von der kargen Landwirtschaft können die wenigsten leben, die Arbeitslosigkeit ist außerordentlich hoch. Bildung ist die beste Chance, die Armutsspirale zu verlangsamen.

2016 verteilte die Aktion Hoffnung 40 000 Euro aus 61 Märkten an 19 Projekte.

Mit Straßensammlungen und einer Vielzahl von Altkleidercontainern setzt die Aktion auch Impulse gegen die Wegwerfmentalität. Gelegentlich gibt es Konflikte mit "Mitbewerbern", die der Aktion Hoffnung im Internet Gewinnstreben vorwerfen. Ettringen seinerseits geht gegen ungenehmigte Sammelcontainer vor und hat bisher nach eigenen Angaben 222 nicht genehmigte Container abziehen lassen.

Entstanden ist die Aktion Hoffnung in der Zeit von Bischof Josef Stimpfle, der die "wilden" Sammlungen strukturieren und auf eine rechtliche Grundlage stellen ließ. "Aktion Hoffnung - Hilfe für die Mission GmbH" arbeitet seitdem als kirchliche Hilfsorganisation der Diözese Augsburg. Zusammen mit der Abteilung "Mission, Entwicklung, Frieden" und dem "Bischöflichen Hilfsfonds Eine Welt" bildet sie die drei Säulen der Eine-Welt-Arbeit der Diözese Augsburg.

Sie unterstützt seit 25 Jahren durch finanzielle Hilfen, direkte Hilfsgütertransporte und den fairen Handel Entwicklungsprojekte in Afrika, Lateinamerika, Osteuropa und Asien. Zur Finanzierung ihrer Arbeit sammelt die Aktion Hoffnung in den bayerischen Diözesen trendige Second-Hand-Kleidung und vermarktet sie nach den im Dachverband FairWertung e.V. aufgestellten entwicklungspolitisch und ökologisch sinnvollen Kriterien. Die Basis in den Pfarrgemeinden des Bistums und die Bereitschaft der vielen Ehrenamtlichen bilden die Grundlage der erfolgreichen Sammlung und Verwertung. So ist die Aktion Hoffnung längst zu einem festen Kooperationspartner für die großen katholischen Hilfswerke geworden, darunter das bundesweite Kindermissionswerk "Die Sternsinger".

Schwerpunkt der Projektunterstützungen waren in den vergangenen Jahren die Unterstützung von Menschen in Uganda, die direkt oder indirekt von HIV/Aids betroffen sind und Menschen im Libanon, die nach dem Krieg in 2006 unter den verbliebenen 1,6 Millionen Streubomben auf ihren Feldern leiden.