Neuburg
Das Handwerk hat Anziehungskraft

Ball der Innungen war wieder ausverkauft Nachwuchssorgen eher beim Lebensmittelgewerbe

15.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Es lebe der Unterschied: Gastgeber Hans Mayr (r.) und Sepp Egerer, alias Butler Lorenz bei der Begrüßung der Gäste. Auch diesmal erwies sich der Handwerkerball als eines der Glanzlichter Neuburgs. Die Veranstaltung war ausverkauft. - Fotos: Frank

Neuburg (kpf) Beim Ball des Handwerks am Samstag im Kolpingsaal in Neuburg waren sie reichlich vertreten: Richtige Handwerker, ehemalige und solche, die in ihrer Freizeit gerne die Hände rühren. Zu den Ehemaligen zählt beispielsweise SPD-Stadtrat Heinz Schafferhans, der früher Automechaniker gelernt hat.

Oder sein Kollege Bernhard Pfahler von den Freien Wählern, der bei der Baufirma Mayr eine Ausbildung zum Maurer absolviert hat. Daneben kamen aber zum Großereignis dieser Ballsaison auch Innungsobermeister wie Stephan Appel von den Schreinern, Christian Stemmer für die Zimmerer und Roland Eggert für das Malerhandwerk. Obermeister Paul Huber (Spengler) gefiel sich als Empfangschef, der die Gäste am Eingang begrüßte, und schließlich CSU-Stadtrat und Handwerksmeister Hans Mayr, dem die Rolle des Gastgebers zufiel. Damit er vor dem ausverkauften Saal mit 400 Besuchern nicht so alleine dasteht, hatte sich Mayr für diesen Abend einen Butler geleistet. Sepp Egerer, alias Butler Lorenz, freute sich angesichts der Kulisse: "Wenn Du heute an Handwerker brauchst, dann kriegst keinen. Und hier san alle da."

Die offizielle Begrüßung durch Hans Mayr fiel erwartungsgemäß unprätentiös und unkompliziert aus. Sich selbst groß in Szene zu setzen, ist seine Art nicht. Die Tanzmusik zu diesem gesellschaftlichen Ereignis lieferte die Band Chlorfrei, zum Auftakt den Kaiserwalzer von Johann Strauss. Nach ein paar Tanzrunden folgte der Auftritt der Neuburger Faschingsgesellschaft Burgfunken. Außerdem gab es die obligatorischen Orden. Ein entsprechendes Blechle erhielten Manfred Mayr von der Metallbaufirma Ettenreich und Anton Göbel jun. von der gleichnamigen Neuburger Bäckerei.

Auf elegante Art zu feiern ist die eine Seite, doch wie sieht der reale Alltag im Handwerk aus? Nicht überall rosig. Bei den Metzgern wurden im vergangenen Jahr nur drei Lehrverträge abgeschlossen, berichtet Petra Reiter, die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft. Bei den Bäckern sieht es nicht ganz so düster aus. Da seien es zehn gewesen. Die Nachwuchsgewinnung sei nach wie vor schwierig, schilderte auch Spengler- und Installateurmeister Paul Huber im Gespräch mit unserer Zeitung. Deshalb sei er bei der Azubimesse "schwer vertreten" gewesen. "Das bringt was." Huber hat 2016 einen Auszubildenden nach der Realschule eingestellt. Der Handwerksmeister empfiehlt Betrieben und Jugendlichen gleichermaßen eine Schnupperlehre. "Das ist ganz etwas Wichtiges" und eine Orientierung für beide Seiten. Und mit der Ausbildung und dem Gesellenbrief ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. "In Rosenheim gibt es inzwischen den Studiengang Dach und Fassade, der gezielt für Spengler gedacht ist", berichtete Huber. Er selbst ist Beweis dafür, dass Handwerk beständig ist. Die Firma Huber gibt es seit mehr als 100 Jahren und der aktuelle Chef greift bereits in vierter Generation zur Blechschere.