Neuburg
Europas härtester Gauditest

31.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:18 Uhr
Gemütlich die zwei Grad kalte Donau herunterschwimmen und nebenbei noch Zeitung lesen – das schaffen nur "coole" Donauschwimmer. Bereits als Winterbadeprofis dürfen die Stadtpolitiker Rüdiger Vogt, Klaus Babel und OB Bernhard Gmehling (hinten v.l.) gelten. −Foto: Rein

Neuburg (r) Einmal Donauschwimmer, immer Donauschwimmer – der Schlachtruf der Eisenharten verhallte nicht ungehört. 1658 "Verrückte" stürzten sich am Samstag in den zwei Grad kalten Fluss. Europas größter Härte- und Gauditest dieser Art verlief in bester Stimmung und ohne Zwischenfälle.

Schnee und Eisregen hatten diesmal einige Gruppen von der Anreise abgehalten, sodass die Teilnehmerzahl (Rekord: 2115) etwas nach unten ging. Dafür strömten Scharen von Zuschauern an die Donau. Etwa 8000 Menschen schauten sich bei frischem Westwind von Brücke, Kai und Nachtberg aus den schwimmenden Faschingszug an. Nach vier Kilometern und 40 Minuten Eisbad zündeten die Froschmänner sogar noch Feuerwerke, hechteten in die Donau, drehten ihre Lautsprecher auf und jubeln vor dem Zieleinlauf.


Das von der Wasserwacht Neuburg mit 300 Helfern und 16 Motorbooten organisierte 41. Spektakel dauerte etwa eineinhalb Stunden und funktionierte reibungslos. Etwa 20 Schwimmer mussten mit Unterkühlungen aus dem Wasser geholt und im BRK-Zelt behandelt werden. Spätestens beim hitzigen Donauschwimmerball abends im Zelt waren die meisten wieder dabei.

230 BRK-, DLRG-, THW-, Wasserwacht- und Tauchsportgruppen aus nahezu allen Bundesländern beteiligten sich am Massenbad. Über 400 Amazonen machten mit, der älteste Aktive war diesmal Wolfgang Merkel (73) von der Wasserwacht München-Mitte. Die Feuerwehr der Partnerstadt Séte war 1200 Kilometer weit angereist und tauschte am Samstag ihr Mittelmeer gegen die eiskalte Donau.

 

Die Banker-Pleite tauchte aus den Wellen auf, Schweinegrippe, Westernsalons, Schumi, Biogasantrieb, Schweinegrippe, schwimmende Bars und das Neuburger Baustellen-Chaos. Den Siegerpokal nahm Markt Schwaben für sein Riesenrad (200 Jahre Oktoberfest) mit nach Hause. Eine Papp-Kirche ("Amore auf der Empore") und zwei aufgeblasene Puppen, die die "Kirchensex-Affäre" Rennertshofen zeigen sollten, zog die Wasserwacht aus dem Verkehr. "Die Darstellung ist geschmacklos, Rennertshofen ist genug durch den Kakao gezogen worden", begründete WW-Ortschef Günter Weiß das Startverbot. Angeblich sei es von der Neuburger Polizei verhängt worden.

Am stärksten applaudierte das Publikum den 15 Badehosenschwimmern, die an der Kaitreppe mutig ins Eiswasser sprangen. Die Gruppe aus Radebeul, Greifswald und Langenmosen erreichte nach etwa vier Minuten – jauchzend und unbeschadet – das Bootshaus.