Neuburg
"Es wird deutlich mehr Flugbewegungen geben"

Linke kritisiert Verringerung der Lärmschutzzonen – Kommodore rechnet mit mehr Starts und Landungen

14.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:09 Uhr

Das geht auf die Ohren, wenn in der Nähe ein Eurofighter startet. Die Linke hat sich deshalb bei der Bundesregierung erkundigt, warum die Lärmschutzzonen verkleinert werden. Arch - foto: Schanz

Neuburg/Berlin (szs) Warum werden die Lärmschutzzonen um den Natoflugplatz Neuburg-Zell verkleinert, obwohl der Lärm immer noch zu hören ist? Diese und weitere Fragen stellte die Linke der Bundesregierung. Nun liegt die Antwort vor. Und die Partei zeigt sich enttäuscht darüber.

Ihre Kritik: Auf die gesundheitlichen Risiken für die Anwohner werde nicht genügend geachtet. Kommodore Frank Gräfe rechnet derweil mit steigenden Flugbewegungen.

Für die einen ist die geplante Verkleinerung der Lärmschutzzonen um den Flugplatz des Jagdgeschwaders 74 ein Grund zur Freude, für die anderen zur Besorgnis (wir berichteten). Die umliegenden Gemeinden begrüßen die Entwicklung, weil sie neues Bauland ausweisen können, wo vorher nur mit Ausnahmegenehmigung oder gar nicht Wohnhäuser entstehen konnten. Auf der anderen Seite stehen besorgte Anwohner, die sich über die Lockerung wundern, weil es seit der Umstellung von der Phantom auf den Eurofighter eben nicht leiser geworden sei.

„Wie kann es nach Auffassung der Bundesregierung sein, dass bei derzeit etwa gleicher Flugleistung in Neuburg-Zell die Lärmschutzzonen verringert werden“: So lautete eine Kleine Anfrage der Linken um die Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter im Bundestag.

Die Regierung verweist in ihrer Antwort auf ein 2007 novelliertes Gesetz, das zwingend die Änderung der Lärmschutzzonen nach sich ziehe, ohne dass dazu ein Antrag nötig wäre – und nicht nur in Neuburg. Der Wunsch nach Wohnbebauung in der boomenden Region 10 habe dabei keine Rolle gespielt. Im Schreiben aus Berlin heißt es: „Zu berücksichtigen ist beim militärischen Flugplatz Neuburg unter anderem, dass nach Angabe des Bundesministeriums für Verteidigung der Umfang des zukünftigen Flugbetriebes deutlich unter dem liegt, der bei der Festsetzung des aktuell gültigen Lärmschutzbereiches (...) berücksichtigt worden ist.“ Diese alte Festsetzung stammt laut Bundesregierung aus dem Jahr 1983 – als die Starts und Landungen noch deutlich mehr waren als heute.

Dagegen argumentiert Roland Keller, Landtagskandidat der Linken, man dürfe nicht vom aktuellen Stand ausgehen, weil abzusehen sei, dass die Zahl der Eurofighter in Neuburg-Zell noch verdoppelt werden solle.

Stimmt das? „Ich habe schon 28 Eurofighter hier stehen und es werden mal 31 sein“, antwortet Kommodore Frank Gräfe auf Nachfrage unserer Zeitung. Noch seien diese Maschinen aber nicht voll in Betrieb. Der Oberstleutnant bestätigt, dass man in Zukunft deutlich mehr Starts und Landungen plane: „Heuer wollen wir auf 2700 Flugstunden kommen, im nächsten Jahr über 4000“, sagt Gräfe. Ziel sei es, in drei bis vier Jahren rund 6000 Flugstunden jährlich zu absolvieren. Schon sein Vorgänger Oberst Andreas Pfeiffer hatte das offen angekündigt. Wenn das Jagdgeschwader 74 diese Marke wieder erreiche, verlege man aber auch wieder einmal im Jahr nach Amerika und Italien, was gewisse Pausen mit sich bringe, so Gräfe. Seine Prognose ist eindeutig: „Es wird sogar deutlich mehr Flugbewegungen geben.“ Auf den Stand der 80er Jahre werde man aber nicht mehr kommen.

Die Linke zeigt sich dadurch bestätigt – und von den Ausführungen aus Berlin enttäuscht: „Da sie wenig konkret ist und vor allem nicht auf den Schutz der Bevölkerung eingeht“, kritisiert Bulling-Schröter.