Neuburg
"Einer der besten Landräte Bayerns"

Horst Seehofer und Kurt Faltlhauser würdigen Richard Keßler Trauerakt mit 250 Gästen

22.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (r) Der Trauerakt war formell, der Abschied vielfach sehr persönlich. Horst Seehofer und andere Weggefährten würdigten gestern Abend im Stadttheater das Leben und die Leistung von Richard Keßler. Er ruht nach seinem plötzlichen Tod mit 76 Jahren auf dem Friedhof in Neuburg-Ried.

Der Todesfall macht viele betroffen. Auch gestern ist schnell deutlich geworden, dass es um tiefe Anteilnahme und nicht um Pflicht geht. "Richard Keßler war ein treuer Kamerad", sagte Horst Seehofer, "und er wird immer in meinem Herzen wohnen."

Es war ganz still im Stadttheater, als der Ministerpräsident von seinen vielen Begegnungen mit Richard Keßler erzählte. Die Freundschaft begann, als Horst Seehofer noch für den regionalen Planungsverband arbeitete. "Hast du Zeit" - ruhig und besonnen habe sich Richard Keßler immer gemeldet. Er habe Vertrauen vermittelt und mit leisen Tönen ungewöhnlich viel erreicht. Seehofer: "Richard Keßler hatte Handschlagsqualität, wir brauchten keine Protokolle."

Der CSU-Parteichef erinnert sich an gemeinsame Unternehmungen, für die Tillykaserne in Bonn, für die Kliniken, für Umgehungsstraßen in seinem Landkreis, "das war auch der Richard". Aus seiner Verlässlichkeit sei Vertrauen gewachsen. "Er hatte einen klaren inneren Kompass", so Horst Seehofer, "und das war der Schlüssel seines großen Lebenswerkes." "Nur ein wertorientierter Politiker schafft bleibende Werte."

Richard Keßler habe sich zurückgenommen, "die Anerkennung der Menschen war ihm Auszeichnung genug." Für den Ministerpräsidenten steht fest: "Richard Keßler war einer der renommiertesten Landräte Bayerns in der Nachkriegszeit."

Kurt Faltlhauser war mit ihm befreundet, spätestens als er in den 90er Jahren erfolgreich für das Neuburger Schloss und die 500-Jahr-Feier des Fürstentums warb. "Herz und Verstand lagen bei ihm zusammen", sagte der Finanzminister a. D. Listig, genügsam und zäh habe er seine Ziele verfolgt, "ein Mann, der innerlich entflammt war für das Gemeinwesen." Die Treffen mit ihm seien im Herbst 2015 abgerissen, aber er sei sicher, so Kurt Faltlhauser, "die Gespräche gehen weiter."

Der erste Landrat des Partnerkreises Pößneck in Thüringen, Walter Peter (CDU), erinnert sich an gemeinsam erlebte deutsch-deutsche Geschichte, als die Mauer gefallen und Bayern als Aufbaupartner zur Stelle gewesen war. "Er hat als Landrat alle Gemeinden unterstützt und für Ausgleich gesorgt", bedankte sich Fridolin Gößl im Namen aller Bürgermeister bei Richard Keßler und seiner Familie.

Der erfolgreiche Berufspolitiker und begeisterte Historiker kam aus einfachen Verhältnissen. OB Bernhard Gmehling und Landrat Roland verwiesen auf diesen besonderen Umstand in der Biographie des verstorbenen Ehrenbürgers. Mit vier Geschwistern im schwäbischen Ehingen als Sohn einfacher Bauersleute aufgewachsen, hatte Richard Keßler im Hof mitgearbeitet und einen Handwerksberuf lernen sollen. Letztlich ermöglichten ihm die Eltern den Besuch des Gymnasiums und ein Studium in München und Dublin.

Anstatt Berufshistoriker zu werden, stieg der junge Schwabe mit Einser-Promotion in die Politik ein, als ihn der damalige CSU-Bezirksgeschäftsführer Theo Waigel für die Partei gewinnen konnte. Es folgte "eine Bilderbuchkarriere", so beschreiben es OB Bernhard Gmehling und Landrat Roland Weigert. Seine "innere Stärke", sein angenehmes Wesen und seine Verdienste für Stadt und Landkreis blieben unvergessen.