Neuburg
Eine Oper für Kinder

Simon-Mayr-Chor präsentiert Version für kleine Besucher für Erwachsene wird am Sonntag gesungen

22.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Große Oper für kleine Leute - und einige von ihnen durften auf der Bühne glatt mithelfen, ist doch "Tusnelda in Gefahr". Wie das arme Mädchen schließlich errettet wird, erzählt die Oper "I Cherusci" nächsten Sonntag noch etwas ausführlicher. - Foto: Heumann

Neuburg (DK) Opern waren vor 200 Jahren wie heute ein Popkonzert, erfährt man spätestens, wenn man wieder mal der Kinder-Version den Vorzug gibt. Und die besaß jetzt durchaus Soap-Qualitäten. Die gründlichere Simon-Mayr-Version ist dann am Sonntag wiederum im Kongregationssaal zu erleben.

Simon-Mayr-Enthusiast Franz Hauk hat wieder mal zugeschlagen. Eine weitere Oper des beileibe nicht nur regional mit neubelebtem Interesse begleiteten Komponisten erblickt nach Jahren in der musikgeschichtlichen Mottenkiste endlich wieder das Licht der Bühne, in Folge auch gleich als CD konserviert. Die Produktion dazu läuft diese Woche im Neuburger Kongregationssaal, gerahmt von den beiden Live-Performances Kurzform jetzt und final dann die volle Oper.

Warum eigentlich? Die Frage stellt sich ganz ähnlich immer wieder bei den Ausgrabungen der Neuburger Kammeroper. Warum ist einer wie Simon Mayr, Schulmeistersohn aus Mendorf bei Altmannstein und erfolgreicher Spross des Ingolstädter Jesuitenkollegs, einer der Gefeiertsten, so was wie der Megastar vor ziemlich genau 200 Jahren, heute praktisch vollständig in der Schublade verschwunden? Zwar feiern im speziellen Fall Wiederbelebungsversuche erste schöne Erfolge auch überregional, bleiben indes doch sporadisch. Also doch so was wie ein Popstar, ex und hopp in einer unerbittlich unstillbaren Zeitgeschmacksmaschinerie?

Ein bisschen wohl schon, wobei seine Förderer in der Gegenwart nicht müde werden, auf Mayrs besondere, sehr wohl über die Zeit hinaus wirkenden Qualitäten zu verweisen. Er habe die italienische Oper des 19. Jahrhunderts wesentlich beeinflusst, ja entscheidend geprägt, sagen manche, aber das heißt eben auch, dass Größere, Bekanntere nach ihm gekommen sind. Schon sein Schüler Donizetti übertraf den Lehrer weit, und dann erst die Melodien-Flut einer Gioacchino Rossinis. Und wenn dieser liebevoll und voller Bewunderung von "unserem Papa Mayr" spricht, ist der doch altväterlich anmutende Beiton aus dem Munde des Neutöners nicht zu überhören.

Ein durchaus kurzweiliges Unterfangen ist die Wiederentdeckung der Oper "I Cherusci" allemal. Die Musik ist ausgesprochen gefällig, zwischen Mozart und Rossini zu verorten und, voran der dramatischen Handlung geschuldet, ausgesprochen kontrastreich. Die um die Errettung eines schon als Druiden-Opfers auserwählten Mädchens erweist sich dabei als etwas altbacken und eher mühsam von der Stelle gebracht. Noch in der Schnelldurchgangsfassung hat sich die Erzählerin ganz schön durchzukämpfen. In der Fassung für die Großen setzt Franz Hauk dann verstärkt an den jedenfalls nicht unverzichtbaren Rezitativen an, um desto mehr den Fokus auf die auch die inneren Konflikte ihrer Akteure reflektierende Musik Mayrs zu legen. Waren's am Sonntag erst erste, solistisch instrumental begleitete Musterbeispiele, lässt die für das Unterfangen versammelte Sängerschar dazu Einiges erwarten.