Neuburg
Ein großartiger Dirigent

Ausverkaufter Start des Ensembles del Arte in die Konzertsaison

23.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Ariel Zuckermann dirigierte das Konzert im Neuburger Kongregationssaal. - Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Ariel Zuckermann am Dirigentenpult zu erleben, ist ein Geschenk. Unter seiner genialen Leitung schwingt sich das ohnehin mit ausgezeichneten Musikern des Georgischen Kammerorchesters und ausgewählten Bläsern aus München und Mannheim besetzte Ensemble del Arte in die höchsten Sphären des Goldenen Zeitalters der Wiener Sinfonie empor.

Werke von Joseph Haydn, Franz Schubert und Wolfgang Amadeus Mozart stehen auf dem Programm des Konzertes, mit dem das vor 22 Jahren in Neuburg gegründete Ensemble del Arte im nahezu ausverkauften Kongregationssaal in die Saison startet.

Mit einem Lächeln auf den Lippen dirigiert Zuckermann den ersten Satz der Sinfonie Nummer 83 von Haydn, die später den Beinamen "La poule", (das Huhn) erhielt. Tatsächlich wird im ersten Satz das Scharren der Hühner im Klang der Violinen hörbar, ihr Picken und Gurren imitiert die Oboe, so dass sich die Zuhörer, die sich ganz auf die Musik einlassen, beinahe auf einen Hühnerhof versetzt fühlen. Der Hektik des Allegro spiritoso folgen ein gefühlvolles Andante, das eher verspielte Menuetto e Trio und ein furioses Finale im Vivace. Ein wunderbarer Auftakt, doch eher ein Warmspielen für die Musiker, wie sich am intensiver werdenden Körpereinsatz des Dirigenten zeigen wird, dem am Ende des Konzertes das Lächeln zwar nicht ganz vergangen ist, zu dem sich jedoch noch Schweiß auf der Stirn gesellt. Zuckermann setzt nicht nur seine feingliedrigen, sensiblen Finger, Hände und Arme ein, sondern auch Schulter, Kinn und Augenbrauen. Und seine 26 Musiker folgen konzentriert jeder Bewegung, ob er sie nun zum zarten Pianissimo dämpft oder - weit häufiger - energisch die Bögen tanzen lässt.

Franz Schubert ist zwar der Jüngste der drei Komponisten des Abends, doch steht er musikalisch dazwischen, hat sich bei beiden Anleihen genommen für seine Jugendwerk, die Sinfonie Nr. 5 B-Dur. So steht wie bei Mozarts Sinfonie Nr. 40 der dritte Satz auch bei Schubert in g-Moll, statt in der Grundtonart. Breiter als bei Haydn angelegt erscheint das Allegro des ersten Satzes, der ohne Einleitung gleich zum Thema kommt, das so eingängig wie Wiener Straßenlieder daherkommt.

Wer in der Pause meint, mehr an Ekstase, musikalische Wucht und Raffinesse sei kaum möglich, der wird überrascht. Mozarts Sinfonie 40 in g-Moll darf - ohne Haydn und Schubert schmälern zu wollen - als Höhepunkt gelten. Und das nicht nur, weil das Molto allegro so populär ist, dass es eigentlich jeder, auch Nichtklassikfans, mitsummen kann. Das eher unspektakuläre Andante lässt Orchester und Zuhörer noch einmal kurz durchschnaufen, ehe Zuckermann mit dem dritten Satz Menuetto Allegretto und umso mehr Verve die Wände des ehrwürdigen Kongregationssaals zum Beben bringt und im Allegro assai zum furiosen Finale kommt.

Mit verdienten, kräftigen Bravorufen und langandauerndem Applaus wird das professionell und engagiert aufspielende Ensemble del Arte am Ende belohnt und bedankt sich mit dem Finalsatz aus Mozarts 29. Sinfonie. Das ist große Musik von einem großartigen Dirigenten und versierten Musikern, die zu hören die Neuburger erfreuliche weitere fünfmal in diesem Winter Gelegenheit haben.