Neuburg
"Ein ewiges Band mit dem Dorf"

Vor zehn Jahren stürzte die Mirage bei Burgheim ab – Pilot Ricardo Vidal kehrt zurück

29.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:14 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (r) Der 30. Mai wird immer sein zweiter Geburtstag bleiben: An diesem Tag vor zehn Jahren stürzte der spanische Pilot Ricardo Vidal Diaz (37) mit einem Düsenjäger Mirage bei Burgheim ab. Der junge Spanier überlebte dank Schleudersitz, das Flugzeug bohrte sich in ein freies Feld.

Sonntagabend feiern die Einheimischen in der Kapelle am Berghang bei Illdorf einen Gedenkgottesdienst – wie an jedem Jahrestag. Die Dörfer Illdorf, Wengen und Eschling waren damals knapp einer Katastrophe entkommen. Pfarrer Werner Dippel ist sicher, dass sie eine schützende Hand vor großem Unglück bewahrt hatte.

Zum Gedenktag wollte auch Pilot Ricardo Vidal nach Burgheim kommen. Er sei aber nach Madrid versetzt worden und ziehe an diesem Wochenende um, schrieb der Major an den Illdorfer Otto Weigl (77). Er wolle aber im Laufe des Jahres noch kommen und seiner Frau und den beiden Kindern den Absturzort zeigen.

„Der 30. Mai ist ein ewiges Band, das mich immer mit Ihnen und dem Dorf verbindet“, schreibt der Spanier in seinem Brief. Otto Weigl, der seit 2005 den Kontakt mit ihm hält, hat ihn übersetzen lassen. Darin heißt es weiter: „Es erfüllt mich mit Stolz, mit welchem Respekt und welchem Umgang mir in Illdorf begegnet worden ist.“

Als der damals 27-jährige Ricardo Vidal an diesem Montag, 30. Mai 2005, als zweiter von vier Mirage-Piloten um 8.15 Uhr vom Neuburger Nato-Flugplatz gestartet war, blinkten bereits über Oberhausen die Warnlichter im Cockpit. Als er kurz darauf Rauch bemerkte, sah es der junge Flieger an der Zeit, auszusteigen.

„I had seen a wide field – ich habe eine große weite Fläche gesehen.“ Ricardo Vidal hat mehrmals versichert, dass er die Mirage noch über Illdorf gezogen und dann erst den Schleudersitz betätigt habe. Der Jet schlug einen zehn Meter tiefen Krater in den Acker. Das nächste Anwesen stand keine 700 Meter entfernt.

Der Pilot meinte später, er sei wohl zu spät ausgestiegen. Am Fallschirm schwebte er auf einen der Illdorfer Hügel. Er landete sehr hart. Ricardo Vidal stauchte sich den Rücken und darf seitdem nur noch Hubschrauber fliegen.

Cockpitteile regneten auf Illdorf herab, auch Otto Weigl fand die Splitter in seinem Garten. Der Schleudersitz landete in einem Rübenfeld. Marianne Hofgärtner fand beim Rübenhacken ein Andenkenbild mit der Heiligen Maria von Loreto. Es steckte vor dem Absturz im Cockpit der „Mirage“. Maria von Loreto ist die Schutzheilige des Geschwaders der spanischen Luftwaffenbasis Los Llanos bei Albacete. Ricardo Vidal brachte eine Marienfigur bei seinem bisher einzigen Besuch im Herbst 2005 nach Illdorf mit. Sie steht seitdem in der Bergkapelle.

Landwirt Josef Hofgärtner stand damals im Hof, als die zwei Düsenjäger herankamen: „Der zweite flog sehr tief und stieß Feuer aus.“ Dann gab es auch schon einen Knall und der Pilot schwebte am Fallschirm davon. Hofgärtner setzte Notrufe ab und fuhr mit seinem Traktor sofort zur Absturzstelle der Maschine.

Spanische und deutsche Soldaten holten danach mehrere Tage lang die Trümmer aus dem tiefen Krater, darunter das drei Meter lange Triebwerk. Es war während des Fluges in Brand geraten. Über die exakte Ursache des Absturzes der 50 Millionen Euro teuren Maschine ist bis heute nichts bekannt. „Langsam wächst Gras über die Sache“, meint Landwirt Josef Hofgärtner. Aber in der Ortsgeschichte Burgheims, so Altbürgermeister Albin Kaufmann, „wird das Ereignis einen festen Platz behalten“.