Neuburg
Ein Krimiabend der ungewöhnlichen Art

Ensemble des Kriminaltheaters Berlins spielt "Der Mörder ist immer der Gärtner" in Neuburg

20.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr

Mal als Serienmörder, mal als Kleptomanin: Das Berliner Ensemble um Tom Deininger und Kristin Schulze sang auch schon mal im Wildkatzenmantel und mit finsteren Sonnenbrillen - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Man nehme dunkle Gestalten, mehr oder weniger toughe Detektive, bekannte Melodien aus der Kriminal(film)szene und drei Schauspieler, deren stimmliche Qualitäten von komödiantischem Talent ergänzt werden. Heraus kommt eine mitreißende kriminale Musikrevue.

Wenn auch der eine oder andere Zuschauer im Neuburger Stadttheater zunächst überrascht ist, weil er mit „Der Mörder ist immer der Gärtner“ eine Kriminalkomödie oder wenigstens eine krimiähnliche Handlung erwartet hat, so tröstet das Ensemble des Kriminaltheaters Berlins schnell über dieses Missverständnis hinweg. Dejan Brkic ist – stimmlich gesehen – der Star im mörderischen Trio, beweist aber ebenso viel Sinn für augenzwinkernde und selbstironische Darbietungen wie seine Kollegen Tom Deininger und Kristin Schulze. Ob der ausgebildete Opernsänger als „Chef vom Detektivbüro 00“ mitleiderregend über die Bühne schleicht und von seinen Misserfolgen berichtet, weshalb er lieber Postbeamter wäre, oder als Serienfrauenmörder sein vielfältiges Repertoire an Mordwaffen und -methoden höchst sachlich vor seinem Publikum ausbreitet – ihm zuzusehen ist reines Vergnügen.

Ein letztes Augenzwinkern, schon entschwindet er von der Bühne. Schlag auf Schlag geht es weiter, ein Krimihit jagt den nächsten. Gelegentlich verschaffen die Musiker Jürgen Beyer (Klavier) und Axel Glenn Müller (Saxophon) den Schauspielern kleine Verschnaufpausen, indem sie Instrumentalstücke einspielen. Meist aber ist fliegender Kostümwechsel angesagt. So erscheint Deininger im Schlafrock samt Schlafmütze, um sich über seine bessere Hälfte auszulassen: „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett.“ Die Mimi, das ist Kristin Schulze, ausstaffiert mit Buch und Kopfkissen: „Das Beste, sie liest laut.“ Mal klagt die Musicalsängerin und Schauspielerin „Die Männer sind alle Verbrecher“, mal seufzt sie als Gangsterbraut „Ach Erich, ich bin dir hörig“, nur um gleich darauf mit Erichs Leiche – die noch zuckt, zwinkert und schließlich aufsteht – das Weite zu suchen. Auch als Kleptomanin oder wohlhabende Erbin überzeugt die junge Schauspielerin, die sich bestens als einzige Frau im fünfköpfigen Ensemble behauptet.

Als Running Gag durchzieht der titelgebende Reinhard-Mey-Erfolg „Der Mörder ist immer der Gärtner“ die rundum gelungene peppige Inszenierung. Brkics wunderschöner Bariton, Deiningers sonore Interpretation oder Schulzes Chansonstimme lassen den Hit aus dem Jahre 1971 immer wieder anders klingen und auch der Text lohnt jedes Hinhören. Denn: Nicht immer ist der Gärtner der Mörder.

Ausflüge in den Cancan – einschließlich Tanzeinlage von Brkic – und in der Zugabe sogar in den Rock ’n’ Roll bringen noch mehr Schwung auf die Bühne. Dazu die bunte Mischung bekannter Melodien, schwerpunktmäßig aus den 1920er- und 1960er-Jahren, als das Krimigenre seinen Höhenflug erlebte, plus fünf spaßige Akteure, die gelegentlich einen Text auf die Donau oder nahe Orte adaptieren und das Publikum zum Mitsingen animieren. So endet der ungewöhnliche, aber wiederholenswerte Abend mit verdientem Applaus.