Neuburg
Ein Held in der Nazizeit

Gedenken an Hans Nebelmair zum Jahrestag der Befreiung Neuburgs

28.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Der SPD-Ortsverein erinnert an Hans Nebelmair: Die Genossen (von links) Volker Katzki (Schriftführer); Michael Kettner (Stadt- und Kreisrat), Pfarrer Gerhard Steiner (Stadtrat), Jakob Licht (stellvertretender Vorsitzender), Georg Babel, Horst Winter (Stadt- und Kreisrat), Maria Babel, Heinz Schafferhans (Vorsitzender) und Horst Gutjahr. - Foto: Hamp

Neuburg (rhp) "Hans Nebelmair ist für uns ein Vorbild als Mandatsträger, als Sozialdemokrat und als Bürger". So ehrte der Vorsitzende der Neuburger SPD und Stadtrat, Heinz Schafferhans, den einzigen Volksvertreter, der im März 1933 noch das Rückgrat hatte, gegen die Verleihung der Neuburger Ehrenbürgerschaft an Adolf Hitler zu stimmen.

Was ihm allerdings nicht gut bekam. Anton Mündler, damals stellvertretender NS-Gauleiter Schwabens, wurde zwar erst im Oktober 1933 Neuburger Bürgermeister, doch kann man davon ausgehen, dass er es war, der die Verhaftung Nebelmairs und dessen Schikanierung unter anderem im KZ Buchenwald veranlasste. Auch seine Familie musste großes Leid ertragen.

Am 27. April 1945 befreiten amerikanische Truppen Neuburg vom Naziregime. Alljährlich gedenkt die Neuburger SPD an diesem Tag vor der Gedenktafel Hans Nebelmairs am Harmoniegebäude in der oberen Altstadt auch des aufrechten Sozialdemokraten. Erst im 21. Jahrhundert habe sich, nach langem Drängen der SPD, der Neuburger Stadtrat dazu durchgerungen, ihn mit einer Gedenktafel und einem nach ihm benannten Platz zu ehren, während Nazi-Mündlers Porträt seit Jahrzehnten im Rathaus hängt - und auch hängen bleibt, nachdem sich die Mehrheit des jetzigen Stadtrats erst kürzlich für den Verbleib dort ausgesprochen habe. "Dies zeigt", so Heinz Schafferhans, "wie undifferenziert in Neuburg auch heute noch mit der Nazizeit umgegangen wird".

Das Vorbild Hans Nebelmair werde gerade heute wieder wichtig, da ein Rechtsruck durch Deutschland und Europa gehe. Beinahe wöchentlich würden Flüchtlingsunterkünfte angezündet, würden schamlos antidemokratische, islamfeindliche und im Nazijargon verfasste Parolen verbreitet. Menschen würden wegen ihrer Hautfarbe oder politischen Einstellung verfolgt, oft verprügelt oder gar getötet. Eine rechtspopulistische Partei, die offen Fremdenhass propagiert, erhalte zehn Prozent und mehr Wählerstimmen. Da sei es nötig, so Heinz Schafferhans, sich der Standhaftigkeit und des Mutes eines Hans Nebelmair zu erinnern und, wie er, für Demokratie und Menschlichkeit einzustehen.