Neuburg
Ein Heimspiel

Der Neuburger Schauspieler Winfried Frey versucht sich am Kabarett

27.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Winfried Frey hatte mit "Endlich Frey" ein Heimspiel. - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Neu an Winfried Freys Kabarettprogramm "Endlich Frey" ist vor allem eins - dass sich der Schauspieler und Regisseur als Kabarettist versucht. Seine Themen dagegen stammen aus der Klamottenkiste: Die Rentnerin an der Kasse, Unterschiede zwischen Mann und Frau sowie diverse Trends.

Dem Publikum im sehr gut besuchten Saal der Rennbahn aber gefällt es. Seine Schenkelklopfer und Kalauer kommen bestens an, auch wenn viele schon etliche Jährchen auf dem Buckel haben. Hier kommt Frey sein Schauspiel- beziehungsweise Moderatorentalent zugute. Er schafft es mühelos, auch alte Gags so gut rüberzubringen, dass sie immer noch - oder wieder - witzig sind. Auch das Vorprogramm dürfte seinen Teil dazu beitragen, dass die Stimmung schon von Beginn an ausgezeichnet ist. Julian Wittmann, 23-jähriger Kabarettist und Liedermacher aus Lengdorf bei Erding, spielt sich mit zwei Liedern und unbekümmertem jugendlichen Charme in die Herzen der Zuhörer. "Nach langer Suche hat der Winnie endlich jemanden gefunden, der ambitioniert, talentiert und gutaussehend ist", so stellt sich der Nachwuchskünstler vor - denkt jedenfalls jeder im Saal, bis er nachlegt: "Aber der hat kurzfristig abgesagt, deswegen hat er mich gefragt." Mit einem Protestsong gegen die eigenen Eltern, die plötzlich Miete von ihm wollen, legt Julian los und erntet herzhaftes Gelächter, nachdem er im Lied den Vater mit der Nachbarin in der Badewanne erwischt. "Jetzt hat mein Vater einen Nebenjob im Gasthof und räumt im Supermarkt Regale ein" - womit die Finanzprobleme des Juniors gelöst sein dürften.

Mit einer Supermarktgeschichte beginnt auch Frey sein gut zweistündiges Programm und erzählt, warum er lebenslanges Zutrittsverbot bei einem bekannten Discounter habe. "Die Tragik meines Lebens ist", gesteht er "dass ich theoretisch genau weiß, wann ich €˜s Maul halten sollte - und dann höre ich mich selber reden". Was seinen sonstigen Behauptungen über Mann und Frau widerspricht, denn "Stille gilt Frauen als peinliches Schweigen, Männern jedoch als tolles Gespräch". Dass er nach der Freinacht das Müllhäuschen nicht mehr findet und einen Schabernack vermutet, während seine Frau ihn aufklärt, dass das Häusl nach dem Umbau vor zwei Jahren einen neuen Platz gefunden habe, erklärt er damit, dass er "nicht faul, sondern wohlfühlorientiert" sei. Immerhin leistet er einen Beitrag zur Haushaltsführung, indem er Sonderangebote im Werbeprospekt einkreist, "eine verantwortungsvolle Aufgabe, sonst wüsste die Frau ja nicht, was sie einkaufen soll". Aber natürlich schätzt er seine Gattin, vor allen Dingen weil sie klar und deutlich spricht, sodass er im ersten Stock noch jedes Wort versteht, dass sie im Erdgeschoss spricht. Im Gegensatz zu den Nuschlern im Fernsehen. Den Tatort nutzt das Ehepaar Frey daher für angeregte Diskussionen, wer denn nun der Mörder war, denn verständlich seien die Geständnisse nie. Und natürlich lässt sich herrlich streiten, ob er nun zu ihr sagt "Ich vermisse dich" oben "verpiss dich". Ergo fordert Frey Untertitel wie bei Privatsendern, die sogar Bayerisch in politisch korrektes Hochdeutsch übersetzen.

Veganes Essen versucht er mit Schorschi, seinem Hund, zu tauschen, erzählt, wie er in der Sauna vom Türsteher des Leierkastens (ein Puff in München) als Schauspieler erkannt wurde und bekennt, Anhänger von Verschwörungstheorien zu sein. Nordic Walker sind für ihn daher "wiedergeborene Kelten, die einst Druiden waren und heute die Aufgabe haben, die kranke Erde zu akkupunktieren".

Insgesamt ein unterhaltsamer Abend, vor allem für diejenigen, die es gern nah an der Gürtellinie oder drunter mögen. Kabarett wäre zuviel gesagt, ein kabarettistisches Solostück charakterisiert das Programm besser.