Neuburg
Egerer übergibt an Egerer

Der bisherige Leiter des Neuburger Jugendzentrums tritt in die zweite Reihe seine Frau übernimmt

23.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Stabwechsel auf Egerer-Art: Sepp Egerer übergibt an seine Frau Kerstin, die fortan das Neuburger Jugendzentrum leiten wird. Damit setzt die Trägerschaft auf Kontinuität. - Foto: Heumann

Neuburg (DK) Kerstin Egerer ist die Leiterin des Jugendzentrums in Neuburg. Sie übernimmt das Amt von ihrem Mann Sepp, der etwas kürzer tritt, um mehr Zeit für seine kreativen Projekte als Clown und Entertainer zu haben.

"Ihr macht wirklich eine hervorragende Arbeit." Dem Lob von Guido Büttner, dem Geschäftsführer des Kreisjungendrings als Träger, schlossen sich auch dessen Vorsitzende Melanie Stalker wie auch Oberbürgermeister Bernhard Gmehling an. Gerade dessen Urteil ist einiges wert, stemmt die Stadt doch den Mammutanteil und letztlich mehr als die kompletten Personalkosten der Einrichtung.

Zum Vergleich: Betriebskostenzuschuss der Stadt Neuburg: 195 000 Euro; Zuschuss Landkreis: 41 000 Euro. Dass dies gut angelegtes Geld ist, weiß OB Gmehling, der zur Trägerratssitzung nicht nur selber kommt, sondern sich auch sattelfest in den Internas des Tätigkeits- wie Kassenberichts zeigt.

Das JuZe, einst alles andere als eine leichte Geburt, mit Begleitumständen, die sogar Gerichte durch Instanzen beschäftigte, ist längst zum veritablen und nicht mehr wegzudenkenden Erfolgsmodell geworden. Heuer feiert man das 30-jährige, eine große Party mit Festakt und Konzert findet am 19. Mai statt. Vielleicht auch eine Clown-Einlage? Davon gab es eine Kostprobe, als Sepp nach über zehn Jahren das Amt des Juze-Leiters absolut bühnenreif an Kerstin Egerer weiterreichte.

Wieder ins zweite Glied zu rücken, ist womöglich auch intrafamiliär nicht ganz so ohne. In Sachen JuZe freilich macht der Wechsel Sinn. Als Comedian und Clown immer stärker gefordert fährt Sepp Egerer im Jugendzentrum nur mehr mit halber Kraft, sprich 20 Stunden die Woche. Dies wollte eigentlich auch Kerstin machen. Als Ergebnis sprang eine weitere Personalstelle im JuZe raus, die im September mit Conny Hein neu besetzt worden war, die nun aber schwanger ist. Die Personalsuche läuft von neuem, bei Erzieherinnen bekanntlich gegenwärtig kein allzu leichtes Unterfangen. Fürs erste arbeitet Kerstin Egerer wieder voll, ist künftig mit einem Halbtagsjob wie mit einer Vollstelle einverstanden, je was die begonnene Personalsuche ergibt.

Auf jeden Fall steht sie für Kontinuität wie Kreativität gleichermaßen. Gut sieben Jahre war sie zuvor als Erzieherin bei der AWO beschäftigt, bevor sie vor sechs Jahren zum Jugendzentrum wechselte und gerade in der Theater- und Spielpädagogik neue Akzente setzte, was manchmal vielleicht ein wenig unterzugehen droht, wenn Kerstin vorrangig nur als Partnerin von Sepp Egerer wahrgenommen wird. "Flexibel auf Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen", hat sich Kerstin Egerer denn auch ganz oben auf die Agenda als neue JuZe-Leiterin geschrieben. In den letzten Jahren ist da ein immer engmaschigeres Netzwerk gewachsen, mit dem Kreisjugendring sowieso, in der Mittagsbetreuung und dem externen Programm für die immerhin rund 100 Wirtschaftsschüler oder auch in anspruchsvolleren Betreuungsaufgaben, die das Jugendamt zwischenzeitlich übertragen hat.

Das Zirkuszelt gleich im Hof steht nicht umsonst hier, es wird längst ganzjährig gebraucht, weil dringend erforderliche Nebenräumlichkeiten nach wie vor und, wie Guido Büttner befürchtet, ein weiteres Jahr auf sich warten lassen. Dort wird nicht nur mit Begeisterung wirklich Zirkus gemacht, hier heraus haben sich längst weitere Aktivitäten entwickelt. Das vielleicht profilierteste Projekt sind da die Klinikclowns, aus dem einstigen One-Man-Unterfangen Sepp Egerer ist längst eine virulente Gruppe mit jederzeit zwölf Akteuren geworden, Nachwuchs wird weiter ausgebildet.

Poetry Slam wächst sich in diesem Umfeld zum richtigen Wort-Zirkus aus. Aus der Hilfe für kroatische Kriegswaisen in den frühen 90er-Jahren ist längst eine enge Partnerschaft entwachsen. Ab und an aber darf man auch wieder mal richtig Kind sein, spielt groß angelegt Versteckerles und liefert sich mit denen vom Bürgerhaus im Ostend eine Wasserschlacht mit Unterstützung der Feuerwehr. Und wenn im Ferienprogramm wieder Detektiv gespielt wird, spielt selbst die Polizei wenn's sein muss noch mit Blaulicht mit. Dass das JuZe bei einem Haushalt von rund 335 000 Euro an die 35 000 Euro noch Gewinn macht, täuscht freilich ein wenig und wird sich künftig buchhalterisch ändern, wenn dann Rücklagen, der Etat der Klinikclowns und die Betreuung Wirtschaftsschule sauber getrennt erscheinen. An der und für die praktische Arbeit ändert dies indes nichts.