Neuburg
Düsenjäger-Absturz und Zugunglück

Die Katastrophenschutzübung des Landkreises fordert 300 Einsatzkräfte

21.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Gut geschminkte Verletzte mussten die Helfer am Einsatzort der ehemaligen „Wifo“ in Oberhausen bergen (großes Bild oben). Weitere Schwerpunkte bildeten eine fiktive Absturzstelle bei Rennertshofen und der Aufbau einer 300 Meter lagen Ölsperre über die Donau (unten) - Fotos: r

Neuburg (r) Ein brennender Passagierzug bei Oberhausen, Eurofighter-Absturz bei Rennertshofen, Waldbrand am Doferhof und Öl auf der Donau – ein abwechslungsreiches Szenario erwartete die 300 Teilnehmer der Katastrophenschutzübung im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.

Samstagfrüh um 7.30 Uhr heulten die ersten Feuersirenen, Wehren, Polizei, Bundeswehr, Rotes Kreuz und THW-Trupps rückten Zug um Zug aus. Gegen 15 Uhr kehrte Ruhe ein und die beteiligten Kräfte trafen sich zur Abschlussbesprechung im Feuerwehrhaus Rennertshofen.

Fazit der ersten Vollübung seit acht Jahren: Es gab Ansatzpunkte zu Kritik und Verbesserung, aber insgesamt seien alle Einsätze gut bewältigt worden. „Die Teilnehmer haben die Sache Ernst genommen und wussten, was zu tun war“, sagte Thomas Assenbrunner, Pressesprecher des Landratsamtes.

In der Verständigung zwischen den Einsatzleitungen im Gelände mit der Zentrale im Landratsamt gab es allerdings erhebliche Lücken. Gegen 14 Uhr löste die Leitstelle Ingolstadt „echten“ Sirenenalarm in der Stadt Neuburg aus. Die vermutete Rauchentwicklung in einem Wohnhaus am Schwalbanger gab es aber nicht. Eine Rentnerin hatte den Hausnotruf der BRK-Stelle Starnberg wegen eines Steichholzes aktiviert.

Beobachter der Feuerwehrschule Geretsried und aus den benachbarten Landkreisen verfolgten die Übung. Ihre Bewertungen spielen eine Hauptrolle in der später angesetzten Analysebesprechung.

Landrat Roland Weigert war im Morgendunst zum Gelände der Firma TanQuid nach Oberhausen geeilt. Die Gleise und Züge der früheren „Wifo“ kristallisierten sich als Brennpunkt heraus. Szenario: Nach der Kollision eines Düsenjägers mit einem Sportflugzeug stürzte die kleine Maschine auf einen Zug und setzte Waggons in Brand. 40 Opfer waren zu bergen und zu versorgen. BRK-Trupps bauten dazu ein Zelt auf, Sammelplatz zum Weitertransport war der Reiterhof an der Beutmühle.
 

 

„Ich bin vergessen worden“, beklagte sich eine Verletzten-Darstellerin, die mit Schock einfach auf eine Wiese gesetzt worden war. Nach und nach erhielten aber alle Opfer ihre Versorgung. Sanitäter verwendeten reales Verbandsmaterial, Soldaten hatten die Darsteller sehr realistisch geschminkt. TanQuid-Chef Werner Hermann hatte sein Firmengelände zur Verfügung gestellt. „Ich halte Übungen unter möglichst realen Bedingungen für unverzichtbar“, so der Werkleiter.

Zwischen Rennertshofen und Rohrbach schlug der Eurofighter laut Einsatzplan in den Boden ein. Soldaten rückten aus, die Feuerwehr Rennertshofen sperrte Staatsstraße und alle Zufahrten ab. Den Piloten holten weitere Einsatzkräfte in der Nähe der Alten Burg südlich der Donau ab. Der Flieger war dort mit Schleudersitz und Fallschirm gelandet. Zur fiktiven Katastrophe gehörte offenbar auch ein Leck in der Ölleitung und in der Ethylenpipeline. Die Einsatzleitung verständigte die zuständigen Stellen, die Feuerwehren bauten Ölsperren auf Ussel und Donau. Am Kraftwerk Bittenbrunn zogen FFW Neuburg und THW einen 300 Meter langen Sperrschlauch über die Donau. Die erste Vollübung sei fällig gewesen, urteilt Landrat Roland Weigert. Fünfstellige Kosten fielen an, „aber unsere Leute sollen nicht nur im Büro sitzen, sondern draußen ins Geschehen eingreifen“, so der Landrat. Er bedankte sich bei der Bundeswehr, bei TanQuid Oberhausen und bei allen haupt- und ehrenamtlichen Kräften, die den Samstag genutzt haben, um Ausbildung und Einsatzkraft zu stärken.