Neuburg
Die erste Chefin im Amtsgericht Neuburg

Direktorin Dorothea Deneke-Stoll vereinbart Familie und Beruf / Dank an Vorgänger Tilo Schweiger

16.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:29 Uhr

„Das ist die Neue“ – Bayerns oberster Richter Karl Huber (links) zeigt auf Amtsgerichtsdirektorin Dorothea Deneke-Stoll (2.v.l.), die gestern ihr Amt übernommen hat. Präsidentin Sibylle Dworazik (rechts) bedankte sich bei Vorgänger Tilo Schweiger (2.v.r.). - Fotos: r

Neuburg (r) „Ich hoffe in aller Demut, diesem Vertrauen gerecht zu werden“. Mit Bescheidenheit trat Dorothea Deneke-Stoll gestern ihr neues Amt als Direktorin des Neuburger Amtsgerichtes an. 100 Gäste aus Justiz, Polizei und Politik gaben der ersten Frau in dieser Position ein angemessenes „Geleit“.

Die 52-jährige Richterin aus Ingolstadt war vom Landgericht und vom richterlichen Präsidialrat ausgewählt worden. Nachdem sich auch ein angesehener Oberstaatsanwalt beworben hatte, wäre eine „Konkurrentenklage“ möglich gewesen. Sie blieb aus. OLG-Präsident Karl Huber kann sich an überhaupt keine Klage in seiner Amtszeit erinnern.

„Mit Dorothea Deneke-Stoll sind wir sicher, eine tatkräftige und kompetente Direktorin für Neuburg gefunden zu haben“, bekräftigte der oberste Richter Bayerns. Huber erwähnte ihre Rolle als Präsidentin der Evangelischen Landessynode und findet es „außergewöhnlich bemerkenswert“, wie die Richterin Beruf und Familie in Einklang gebracht hat. Die neuernannte Direktorin hatte ihren Ehemann, den Sohn und die drei Töchter zur Einführung im Schloss mitgebracht.

Ihr ethischer Anspruch und menschlicher Umgang „wird ihr Türen und Herzen am Amtsgericht Neuburg öffnen“, das steht für Landgerichtspräsidentin Sibylle Dworazik fest. Die Präsidentin ließ erkennen, dass Kollegin Deneke-Stoll („teamorientiert und motiviert“) ihre Favoritin gewesen war. Frauen rücken vor in der Region: Neben Landgericht und Amtsgericht Neuburg ist auch das Amtsgericht Pfaffenhofen mit Bettina Gschwilm im Chefzimmer weiblich besetzt. Bleibt noch der Ingolstädter Amtsgerichtsdirektor Herbert Krammer, der als Neuburger Direktor gut in Erinnerung ist und gestern natürlich zugegen war.

Präsident Karl Huber verabschiedete den bisherigen Neuburger Chef Tilo Schweiger. Im letzten Abschnitt seiner 34 Dienstjahre habe er das örtliche Amtsgericht gut geführt. Schweiger übergebe „ein wohlbestelltes Haus“. Huber bedankte sich bei Vizedirektor Georg Berger und den Mitarbeitern. Das Neuburger Gericht leiste hervorragende Arbeit mit einem sehr hohen Pensum.

„Mit der Zeyt nichts unversucht“ – Ottheinrichs Wahlspruch sieht Landgerichtspräsidentin Sibylle Dworazik als modernen Slogan für die bayerische Justiz. Ein Richter sei stets unabhängig und solle „vorbildlich und furchtlos vorangehen“.

Richter stünden in der Beliebtheitsskala „vor den Politikern“, so Verfassungsgerichtshofpräsident Karl Huber. Wenn Bürger ein gespaltenes Verhältnis zur Justiz hätten, so sei es für die Akzeptanz umso wichtiger, wie die Justiz gegenüber der Bevölkerung auftrete. Eine Amtsgerichtsdirektorin könne hier viel tun, „sie ist eine wichtige Persönlichkeit in der Stadt“.

Auch Landrat Roland Weigert und Bürgermeister Heinz Enghuber bedankten sich bei Tilo Schweiger („die Robe ruht“) und wünschten Dorothea Deneke-Stoll viel Glück. Die Lokalpolitiker boten der Direktorin Unterstützung an. Die Neubesetzung sei auch ein Zeichen, „dass der Standort unseres Amtsgerichts gesichert ist“.