Neuburg
Die Suche nach dem Kompromiss

Landrat spricht mit Mietern des Gebäudes V der Lassigny-Kaserne

03.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Das Gebäude V, in dem zehn Bands ihre Proberäume, eine Künstlerin ihr Atelier und eine muslimische Gemeinde ihre Moschee hat. Gestern fand ein Gespräch zwischen Landrat Roland Weigert und den Mietern statt. Beide Seiten erklärten anschließend Kompromissbereitschaft - Foto: Frank

Neuburg (DK) Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben wird dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen das Gebäude V der ehemaligen Lassigny-Kaserne für die Unterbringung von Flüchtlingen überlassen. Das bringt Veränderungen für die bisherigen Nutzer mit sich. Der Landrat sprach mit den Mietern.

Etwa zwei Stunden hat das Treffen des Landrates gestern Nachmittag mit den Mietern des Gebäudes V gedauert. Das ehemalige Kasernengebäude gehört dem Bund. Unter anderem zehn Bands nutzen es. Außerdem ist auch eine Moschee im Erdgeschoss des Hauses untergebracht.

Landrat Roland Weigert hat der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gedroht, es zu beschlagnahmen, sollte der Bund ihm das Haus nicht vermieten. Dieses Szenario ist nach Gesprächen mit der Bundesanstalt vom Tisch. Inzwischen sind die Töne moderater geworden, ein Mietvertrag ist in Vorbereitung, weil Weigert im Rahmen des Asylnotfallplanes 160 Menschen in dem Gebäude unterbringen will. Die Mieter, deren Verträge im Oktober an den Landkreis übergehen, fürchten, wie berichtet, um ihre Probenräume, prophezeien Konflikte wegen der Lautstärke, die Musik gerade im Rockbereich mit sich bringt, und sehen sich bereits auf der Straße.

Deshalb fand gestern Nachmittag das Gespräch mit dem Landrat statt. „Wir könnten es uns leicht machen, weil der öffentliche Bedarf da ist. Aber wir wollen keine verbrannte Erde hinterlassen. Es geht um brauchbare Kompromisse“, sagte Weigert. Er habe die Ängste und Befürchtungen der Mieter zur Kenntnis genommen. Nun wolle das Landratsamt ein Nutzungskonzept auf den Weg bringen. Dazu müsse das Haus angeschaut und durchgeplant werden. „Dann sehen wir, wie viel Raum wir brauchen. Vielleicht können auch zwei Bands einen Proberaum nutzen. Vielleicht können wir bei der Belegung mit Asylbewerbern stärker verdichten.“ Er habe in dem Gespräch den Eindruck gewonnen, dass seine Argumente auf fruchtbaren Boden gefallen seien. „Die Leute sind zu alternativen Ansätzen bereit. Ich freue mich über eine Gesellschaft, die Prioritäten einschätzen kann“, sagte Weigert. Heute kommt Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl zu Weigert ins Amt. Der Landrat hofft auf die Hilfe des Bundespolitikers, der sich in die Verhandlungen mit der BImA eingeschaltet hat. Nachdem die Sanierung der Gebäude – das Haus IV wird ebenfalls zur Unterbringung von Migranten hergerichtet – wohl insgesamt die Dreiviertel-Million-Euro-Grenze übersteigen wird, will sich Brandl zum Wohle des Landkreises um diesen finanziellen Aspekt bemühen.

Hans-Peter Schertler, der als erster auf die Situation der Bands – er selbst ist auch Musiker – aufmerksam gemacht hat, ging mit dem Eindruck nach Hause, beide Seiten seien kompromissbereit. Nächste Woche soll es ein weiteres Gespräch geben. Dann werde man weitersehen. „Wir sind zur Kooperation bereit“, sagte Schertler. Unter anderem wurde angesprochen, dass sich die Bands auch der Asylbewerber annehmen könnten, sie ansprechen, sie mit integrieren könnten. „Ein paar ganz positive Ansätze“, fand Schertler.