Neuburg
Die Pfarrgemeinde zieht ins Zelt

Glocken schweigen, Kirche geschlossen – In Ried wird wieder saniert und umgebaut

20.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (r) Die Katholiken in Neuburg gehen erstmals in eine „Zeltkirche“. Die Pfarrei Ried hat ihre Georgskirche wegen Innenrenovierung verlassen und feiert Gottesdienste unter Planen im Pfarrgarten. Zur Premiere am Sonntag war das Zelt bis auf den letzten Platz besetzt.

Stadtpfarrer Herbert Kohler bat die Besucher, das Provisorium auch weiterhin anzunehmen, damit die Gemeinschaft nicht verloren geht. Wie Abraham, der zur Verehrung von Gott Jahwe ein Zelt mit einem Altar baute, sei der wahre Glaube nicht an Prachtbauten gebunden. Pfarrer Kohler: „Die schönste Kirche bringt wenig, wenn Gott nicht mitten im Leben bei den Menschen ist.“ Die Zeltkirche biete heuer Gelegenheit, diese Erfahrung zu vertiefen.

Im Vorzelt ist Platz für den Priester und alle 14 Ministranten. Die Organisten Lidwina Mayer und Norbert Stork spielen auf einer kleinen Elektroorgel. Die Teilnahme an der Kommunion ist ohne Einschränkung möglich. „Es ist eine schöne und neue Erfahrung“, meinte Ehrenbürger Richard Keßler zum Auftakt. Auch altgediente Kirchenbesucher wie Anton Osiander sind zufrieden: „Ich bin angenehm überrascht.“

Die Rieder und ihre Gäste gehen bis zum Herbst ins Zelt und wechseln dann noch kurz ins Hesseloher Schlösschen. Dort steht der Flachslandensaal bereit, bis 1875 bereits Standort von Kirche und Schule in Ried. Den Advent will die Pfarrgemeinde wieder auf dem Kirchberg im angestammten Gotteshaus feiern.

Der ehrgeizige Zeitplan sieht vor, bis dahin die Nordmauer zu entfeuchten, Innenraum mit Putz, Stuck und Decke neu zu fassen, eine Heizung einzubauen und einen neuen Volksaltar aus Juramarmor im Kirchenschiff aufzustellen. Diese – nicht ganz unumstrittene Variante – solle den Kirchenbesuchern die Liturgie näherbringen.

Die Arbeiten laufen jetzt an, nachdem freiwillige Helfer die Kirche komplett ausgeräumt haben. Das Allerheiligste ist in die Peterskirche gebracht worden, die Bänke sind in einen Bauernhof und die Sakralkunst in einen Bungalow ausgelagert worden. Die Kosten von 560 000 Euro kann die Pfarrgemeinde nur mit Spenden und dem Verkauf eines Baugrundstückes stemmen. Die Außensanierung und der Einbau einer neuen Orgel haben die Vorstadtgemeinde erheblich belastet.

Läuft alles plangemäß, lädt Stadtpfarrer Herbert Kohler den Augsburger Bischof Konrad Zdarsa zur Altarweihe im Advent ein. Bis dahin schweigen die Glocken und die Rieder müssen nicht mehr den Kirchberg hinauf.