Neuburg
Die Karte ist "völlig unbrauchbar"

Stromtrasse Süd-Ost tangiert Landkreis – Informationsdefizit ärgert Politiker

20.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:11 Uhr

Hochspannungsleitungen sind notwendig und unbeliebt zugleich. Diese 220-KV-Leitung überquert die Donau von Neuburg-Ried kommend und führt zum Umspannwerk am Donauwörther Berg - Foto: r

Neuburg (r) „Das ist ein schlechter Witz.“ Ernst Gebert aus Rennertshofen ist nur einer der betroffenen Bürgermeister, die sich über die Informationspolitik zur geplanten Stromtrasse ärgern. „Man lässt uns im Nebel stochern“, kritisierte Landrat Roland Weigert gestern beim Bürgermeistertreffen.

Wie vergangene Woche berichtet, planen Netzbetreiber Amprion und 50Hertz eine neue 450 Kilometer lange Gleichstrom-Überlandleitung von Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt bis zum Knotenpunkt Meitingen nördlich von Augsburg. Das Projekt entspricht den Zielen der Energiewende, den Strom aus Norddeutschland in den schwächer versorgten Süden zu leiten. Alle in Bayern gehen drei Atomkraftwerke vom Netz.

Diese Ziele stellen die Kommunalpolitiker nicht in Frage. Der exakte Trassenverlauf und das Genehmigungsverfahren werfen aber jede Menge Fragen auf. Amprion schrieb vergangene Woche die Landratsämter Eichstätt und Neuburg sowie betroffene Gemeinden an. Die Information habe „sehr erstaunt“ und sei völlig überraschend gekommen, so Landrat Roland Weigert, zumal es offenbar bereits Trassenfestlegungen gebe.

Die derzeit zur Verfügung stehenden Karten im Maßstab 1: 500 000 hält der Landrat ebenso wie Bürgermeister Ernst Gebert für „völlig unbrauchbar“. Wenn man nicht bessere Grundlagen bekomme, so Roland Weigert, „dann geht es so wie bei der FFH-Gebietsausweisung.“ Damals sei mit Karten im Maßstab 1: 250 000 gearbeitet worden, und danach häuften sich Konflikte. „Das neue Thema erinnert mich stark an die Verfestigung der FFH-Gebiete“, so Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Andererseits stehe und falle die Energiewende mit intelligenten Netzen, „deshalb kann man sich diesem Dialog nicht verweigern.“

Landrat Weigert: „Das Wenigste wäre gewesen, dass man auch die Grundstückseigentümer rechtzeitig informiert.“ So, wie es jetzt gelaufen sei, entspreche es nicht der von Ministerpräsident Horst Seehofer verlangten am Bürger orientierten Klarheit, das steht für Bürgermeister Gebert fest. Die zuständigen Ministerien hätten früher reagieren müssen „und nicht so wie beim Digitalfunk.“

Die Lokalpolitiker rechnen mit massiven Strommasten alle 400 bis 500 Meter. Der aktuelle Trassenvorschlag bietet einen 15 Kilometer breiten Korridor, in dem die Leitung verlaufen soll. Die (im Bundesbedarfsplan enthaltene) Trasse mit der ersten Priorität würde bei Hütting/Bergen ankommen, über den Hainberg Richtung Rennertshofen, Trugenhofen bis Marxheim verlaufen, dort die Donau überqueren und südlich von Donauwörth Richtung Meitingen einschwenken.

Die Alternativtrasse würde bei Bergen abzweigen, bei Stepperg die Donau überqueren, zwischen Unterhausen und Straß verlaufen, zwischen Illdorf und Burgheim an Rain vorbei den Weg nach Süden und Meitingen nehmen.

Die betroffenen Politiker drängen auf exakte Trassenrouten und wollen an den kommenden Infoveranstaltungen am 29. Januar in Nürnberg (19 Uhr, Meistersingerhalle) und am 4. Februar in Donauwörth (19 Uhr, Stadtsaal im Tanzhaus) teilnehmen. Dort sollen die möglichen Trassenkorridore mit einem Kilometer Breite deutlich präziser vorgestellt werden.

Nach der Auslegung und öffentlichen Beteiligung trifft die Bundesnetzagentur die letzte Entscheidung über die über die „Gleichstrompassage Süd - Ost“ und legt den einen Kilometer breiten Trassenkorridor verbindlich fest. Das Projekt der Netzbetreiber ist auf eine Milliarde Euro veranschlagt.