Neuburg
Die Glocken müssen schweigen

In der Wolfgangkirche steht eine Sanierung an – Eigentümer ist der Landkreis

22.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

Kritisch betrachtet Klaus Hopp-Wiel die drei Glocken der Wolfgang-Kirche (Bild ganz oben). Ein Sachverständiger soll jetzt den Sanierungsbedarf am Geläut festlegen. 1997 deponierten (v.l.) Peter Seebauer, Architekt Jörg Hauk, Landrat Richard Keßler, Anton Nadler und Klaus Hopp-Wiel Dokumente in der goldenen Kugel auf dem Kirchturm. Es war der symbolische Abschluss der Kirchensanierung - Fotos: r

Neuburg (r) Ausgerechnet zu Weihnachten schweigen die Glocken: Der Klöppel der größten Glocke der Wolfgangkirche ist defekt und muss stillgelegt werden. Nach den Feiertagen kommt ein Sachverständiger und legt den Sanierungsbedarf fest.

Die frühere Klosterkirche der Barmherzigen Brüder gehört dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Sie macht ihn zu einem der wenigen Kirchenbesitzer unter den deutschen Landkreisen. Der Unterhalt ist Ehrensache, deshalb soll 2015 neben der Glockenreparatur auch eine kleine Sanierung anlaufen.

Putz- und Malerarbeiten stehen an, die Eingangstür muss gerichtet werden, die Alarmanlage ist überholungsbedürftig. Der Finanzaufwand für den angespannten Kreishaushalt ist überschaubar, teilweise übernimmt der Kreisbauhof die Arbeiten.

Klaus Hopp-Wiel ist der „Spiritus Rector“ der Wolfgangkirche. Der frühere Verwaltungsdirektor am Landratsamt kümmert sich um die Belange des Gotteshauses, seit es 1980 mit dem Weggang der Barmherzigen Brüder in das Eigentum des Landkreises übergegangen ist. Der Kreis und der VdK-Landesverband bauten das frühere Brüderkrankenhaus in eine moderne Geriatrie-Fachklinik um. Zur Eröffnung 1997 erhielt auch die Wolfgangkirche eine Generalsanierung. Der Kreistag bewilligte dafür 500 000 Mark.

Seit November 2014 gibt es einen Kirchenbeirat mit Stadtpfarrer Herbert Kohler, Kulturreferent Alexander Haninger, Prior Donatus Wiedenmann und Klaus Hopp-Wiel. Als Kirchenmusiker organisiert er gelegentlich Konzerte mit der kleinen Orgel. Patienten der Geriatrie und externe Besucher schätzen die Gottesdienste. Sie finden jeden Samstag um 10.30 Uhr statt – auch am kommenden Samstag, 27. Dezember.

Stadtpfarrer Herbert Kohler kann dieses Angebot nur mit Hilfe der Ruhestandsgeistlichen aufrecht erhalten. Manchmal sind 20 Rollstuhlfahrer auf der Empore. „Für etliche Patienten ist die Messe ein Höhepunkt der Woche“, so Pfarrer Herbert Kohler.

Historiker Richard Keßler schreibt der Wolfgangkirche eine „herausragende sakrale Bedeutung“ zu. Sie ist genauso alt wie der Orden der Barmherzigen Brüder in Neuburg: 392 Jahre. Genau am 11. November 1622 hatte Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm den Padres die Gründungsurkunde ausgestellt. Ein Jahr später begann der Orden mit dem Bau von Kloster, Kirche und Hospital.

Von Neuburg aus erfolgte die Gründung weiterer Niederlassungen in Bayern. 1641 wanderte der Ordenssitz nach Regensburg. Die Sozialarbeit der Barmherzigen Brüder für kranke, behinderte und alte Mitmenschen war besonders wichtig in Zeiten, in denen es noch keine Wirtschaftlichkeitsberechnung und keine staatliche Pflegeversicherung gab.