Neuburg
Die Gartler sind seit 120 Jahren aktiv

Dem Kreisverband gehören aktuell 42 Vereine mit knapp 8000 Mitgliedern an Jubiläumsfeier am 3. März in Aresing

23.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Stolz auf die Protokollbücher, die bis 1897 zurückreichen, ist Kreisgeschäftsführerin Sabine Baues-Pommer (links). Sie hat sie binden lassen und hütet sie wie einen Schatz. Baumschnittkurse von anno dazumal: Wann genau diese inzwischen schon historische Aufnahme entstanden ist, ist den Kreisfachberatern nicht bekannt - vermutlich aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. - Fotos: Hammerl/Kreisverband

Neuburg (DK) Der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege feiert Anfang März sein 120-jähriges Jubiläum. Anlass für einen Rückblick auf die Gründerjahre und die weitere Entwicklung hin zu einem großen Verband, dem Tausende Mitglieder angehören.

Manches ändert sich auch über Jahrzehnte oder ein ganzes Jahrhundert kaum, jedenfalls beim Kreisverband. Der hieß anno 1897 noch "Bezirksverein Neuburg für Bienen- und Obstbaumzucht" und war eine Abteilung des 1895 in Neuburg gegründeten Bienenzuchtvereins.

Seine Aktionen jedoch waren schon sehr ähnlich wie die heutigen. Es gab von Anfang an Fachvorträge und bereits 1899 wurde eine Ausstellung auf die Beine gestellt, die verschiedene Obstsorten präsentierte, Wein- und Saftherstellung sowie Trocknen und Konservieren von Obst zeigte und Bienenhaltung, Honigproduktion und Wachsverwendung thematisierte.

2000 Besucher seien für die damalige Zeit sehr viel gewesen, findet Sabine Baues-Pommer, "es gab ja noch keine Autos und nur wenige Fahrräder". Sie ist seit 1992 Kreisfachberaterin und Geschäftsführerin des Kreisverbandes und hat gemeinsam mit den Vorstandsmitgliedern Johanna Huber und Rita Fürst eine Chronik erstellt, die bis zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 3. März, fertig gedruckt vorliegen und allen Teilnehmern ausgehändigt wird.

Die Versammlung fällt auf den Tag genau auf den Jahrestag der Gründung. Das ist reiner Zufall, denn die Versammlung ist immer auf den Freitag direkt nach Fasching terminiert. Huber wird die Geschichte des Verbandes vortragen. Die ist vergleichsweise gut dokumentiert, denn die Protokollbücher sind von Beginn an erhalten. Baues-Pommer hat sie binden lassen und hütet die vier Bände "wie einen Schatz". Der älteste umfasst die Jahre 1895 bis 1962, der zweite die Zeit von 1962 bis 1986, der dritte 1986 bis 2000 und der vorerst letzte von 2001 bis 2013. Nur die Kriegsjahre 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 fehlen, denn da ruhten die Vereinsaktivitäten. Protokolle fehlen auch für die Zeit der Nationalsozialisten ab 1933. Wahrscheinlich waren die Gartenbauvereine gleichgeschaltet, ob dennoch (geheime) Treffen stattfanden, ist unbekannt.

Im Jahr 1900 gehörten dem Bezirksverein 22 Ortsvereine mit 518 Mitgliedern an, und zwar Ambach-Ehekirchen, Bergen, Bergheim, Bittenbrunn, Burgheim, Hollenbach, Karlshuld, Karlskron, Ludwigsmoos, Neuburg, Oberhausen, Rohrbach, Sinning, Stepperg, Untermaxfeld, Unterstall, Wagenhofen, Weichering und Zell sowie Rain und Thierhaupten (heute Schwaben). Der Karlskroner Ortsverband wurde während einer so genannten Wanderversammlung gegründet. Diese wurden reihum in den Ortsverbänden abgehalten, meist am Sonntagnachmittag. Es gab Fachvorträge und anschließend setzten sich die Männer noch gemütlich in die Wirtschaft. Damals waren die Herren der Schöpfung noch vollkommen unter sich. Wann Frauen als Mitglieder zugelassen wurden, weiß Baues-Pommer nicht. Auf Fotos Mitte des 20. Jahrhunderts waren sie jedenfalls schon dabei. Eine Kreisvorsitzende hat es allerdings bisher noch nicht gegeben.

Anton Stiglmair ist der zwölfte Kreisvorsitzende. Nach Gründungsvorsitzendem Eduard Huber, der Schlossermeister war, und seinem Nachfolger, dem königlichen Zahlmeister Michael Weinmeyr, folgte die Ära der Lehrer und Landräte. Drei Lehrer - Michael Wagner, Bernhard Döllgast und Alois Beitinger - leiteten den Verband, dann die Landräte Wilhelm Gaßner, Hanns Wolf und Walter Asam. Vom Fach waren Bezirksgärtner Hans Ferner, der 1950 kommissarisch Vorsitzender war, sowie die Agraringenieure Sebastian Summerer und Stiglmair. Ferner war auch Bezirksbaumwart und Kreisfachberater sowie Geschäftsführer des Kreisverbandes. Ihm folgten ab 1963 Anton Schäffler und 1981 Erwin Pommer, der heuer in Ruhestand gehen wird. Der erste in der Reihe der hauptamtlichen Berater war von 1897 bis 1932 Gärtnermeister und Bezirksbaumwart Johann Kammerl.

1950 wurde der Bezirksverband in Kreisverband Neuburg-Donau für Obst- und Gartenbau umbenannt - analog zu den Landkreisen, die zuvor Bezirke hießen. 1961 wurde der Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" ins Leben gerufen und der Kreisverband war von Anfang an dabei. Mit der Gebietsreform 1972 kamen fünf der damals neun Vereine aus dem Kreisverband Schrobenhausen zum neuen Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen, und zwar Brunnen, Hörzhausen, Mühlried-Riederwald, Schrobenhausen und Schrobenhausen-Neue Heimat. Seit den 70er-Jahren rücken Umweltthemen in den Fokus, Pflanzaktionen dienen nun nicht mehr nur der Dorfverschönerung, sondern sind auch ökologisch begründet. Heute gehören dem Kreisverband 42 Vereine mit knapp 8000 Mitgliedern an.

Jugendarbeit ist den Verantwortlichen sehr wichtig. Mit der Jahrtausendwende haben sich Baues-Pommer und Rosina Feigl, seit 2008 Kreisjugendbeauftragte, mächtig ins Zeug gelegt. Heute existiert eine eigenständig Jugendorganisation mit eigener Jugendordnung und den Kreisjugendsprecherinnen Iris Müller und Manuela Isenberg.