Neuburg
Der wichtigste Mann im Gottesdienst

Der Neuburger Robert Haack ist kommissarischer Vorsitzender der bayerischen Fachgruppe für Mesner

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr
Robert Haack bereitet einen Gottesdienst in der Neuburger Apostelkirche vor: Die Kerzen müssen brennen, die Liednummern gesteckt. Darüber hinaus organisiert er derzeit das Treffen der bayerischen Fachgruppe der Mesner, denn er ist noch bis 1. Mai kommissarischer Leiter der Organisation - und stellt sich dann wohl zur Wahl. −Foto: Sophie Schmidt

Neuburg (DK) Kirche spielte im Leben von Robert Haack immer eine Rolle. Bis zur Konfirmation läutete er in seiner Heimatpfarrei die Glocken, später wurde er Diakoniebeauftragter, Kirchenvorstand und Mesner in der Neuburger Apostelkirche. Heute leitet er die Fachgruppe der bayerischen Mesner.

An den ersten Satz in seiner ersten Mesnerschulung kann sich Haack noch sehr gut erinnern: "Sie sind der wichtigste Mann im Gottesdienst." Was ihn damals stutzig werden ließ, hat er heute, nach zehn Jahren als ehrenamtlicher Mesner, längst verstanden. "Was wäre der Pfarrer im Gottesdienst ohne Mesner", fragt der 56-Jährige. Die Türe zum Gottesdienst wäre verschlossen, die Kirche kalt, die Gläubigen wüssten nicht, welches Lied sie singen sollen, geschweige denn würden sie ein Gesangsbuch finden. Das Gotteshaus wäre kahl, keine Blumen im Altarraum, nicht eine Kerze würde brennen. Für all das ist Haack, evangelischer Christ, mit acht Kollegen in der Apostelkirche zuständig - ehrenamtlich.

Einst gab es noch eine hauptamtliche Mesnerin in der Apostelkirche, erzählt er. Als die vor etwa zehn Jahren einen Nachfolger suchte, fühlte sich Haack angesprochen. Schließlich war er auch damals schon sehr in seiner Pfarrei engagiert. Und diese Entscheidung scheint er nicht zu bereuen: "Mir macht es viel Spaß", schwärmt der 56-Jährige, "das ist mehr als ein Dienst, das ist eine Berufung." Obwohl diese Berufung auch mit viel Arbeit verbunden ist: 40 bis 50 Prozent aller turnusmäßig anfallenden Gottesdienste übernimmt der Neuburger als Mesner, schätzt er. Etwa alle zwei bis drei Sonntage muss er ran - "dann, wenn andere freihaben". Eine Stunde vor dem Gottesdienst ist er schon da: "Ich komme als Erster und gehe als Letzter, das ist das Schicksal des Mesners." Doch bei diesem Ehrenamt beließ es Haack nicht - und übernahm noch mehr Aufgaben.

Denn aus Zufall stolperte er in der Apostelkirche eines Tages über die "Kontakt", den Newsletter der Fachgruppe Kirchner. Kirchner ist die kirchenrechtliche Bezeichnung für einen Mesner. In diesem Heft war der jährliche Kirchnertag angekündigt. Denn einmal im Jahr treffen sich die bayerischen evangelischen Mesner zum Austausch in einer Pfarrei. "Da fährst du mal hin, habe ich mir gedacht", erinnert sich Haack - und blieb dabei. Die Fachgruppe bot auch die Fortbildungen an, an denen er teilnahm. Besonders gut erinnert sich der Neuburger dabei an die Einheit, als es um das Binden von Blumengestecken ging. "Mein Gesteck erinnerte die Floristin an einen Hubschrauber - denn das Grünzeug fiel wie ein Propeller an den Seiten heraus", erzählt Haack und lacht.

Als es dann vor zwei Jahren darum ging, einen Kassier für die Fachgruppe zu finden, ließ sich Haack aufstellen und wurde gewählt. "Unter anderem, weil ich wollte, dass der Kirchnertag 2017 nach Neuburg kommt - was ich geschafft habe." Was er aber noch nicht ahnen konnte: Sein einziger Kollege im Leitungsteam, der Vorsitzende Holger Lang, musste Ende 2017 seinen Posten aus gesundheitlichen Gründen aufgeben - und Haack wurde plötzlich kommissarischer Vorsitzender. Das beschert dem Neuburger nun vor allem eine ganze Menge zusätzliche Arbeit - neben seinem eigentlichen Job. Denn Haack arbeitet in einem Kommunalunternehmen der Stadt Ingolstadt als Verwaltungsfachangestellter.

Nun steht aber die Organisation für den 1. Mai an, dann wird in Himmelkron bei Bad Berneck der 42. Kirchnertag stattfinden, etwa 120 Mitglieder sind geladen. Um Fachvorträge muss sich Haack kümmern, um die Unterbringung der Teilnehmer, um die Verpflegung - und um Wahlen. Denn nach Langs Rückzug muss eine neue Leitungsriege her. Und wie so viele Ehrenamtliche haben auch die Kirchner Nachwuchssorgen. "Doch wir hören nicht auf", gibt sich Haack kämpferisch. Er schließt nicht aus, dass er ab dem 1. Mai auch gewählt Vorsitzender der bayerischen Kirchner wird: "Ich würde es machen."