Neuburg
Der verschobene Blumentopf war das geheime Zeichen

Zwei Männer und eine Frau stehen wegen eines vermeintlich vorgetäuschten Raubüberfalls in Neuburg vor Gericht

20.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Neuburg (ssb) Weil sie sich vermeintlich zu dritt zu einem vorgetäuschten Raubüberfall in einem Kasino verabredet haben, müssen sich zwei Männer und eine Frau seit Dienstag vor dem Amtsgericht Neuburg verantworten.

Sie sollen vor den Überwachungskameras das Verbrechen nachgespielt und sich hinterher die Beute geteilt haben.

Der Plan, den die drei am Abend des 18. August geschmiedet haben sollen, schien so idiotensicher zu sein: Ein 47-jähriger Bulgare sollte mit Sturmhaube und einem Messer das Kasino überfallen, der vermeintliche Drahtzieher, ein 40-Jähriger, würde das Fluchtauto steuern. Die Mitarbeiterin des Kasinos, 17 Jahre alt und mit dem 40-Jährigen verwandt, wusste ebenfalls bescheid. Sie wartete laut Anklage nur darauf, dass ihr Kollege den Laden verlassen würde. Gegen 2.45 Uhr war es dann so weit. Die junge Frau ging einmal kurz vor die Tür, verrückte eine Topfpflanze und winkte - das Zeichen. Was danach in dem Kasino abgelaufen sein soll, mutet an wie in einem schlechten Film.

Für die Überwachungskameras spielten die beiden dann angeblich Raubüberfall. So schien der 47-Jährige mit einem Messer die Frau zu zwingen, zuerst die Tür abzusperren und ihm insgesamt 1500 Euro aus Kasse und 500 Euro aus einem Bankautomaten auszuhändigen. Im Anschluss verließ der 47-Jährige den Laden wieder und fuhr mit dem 40-Jährigen davon, wie auf den Bändern zu erkennen ist. Doch die drei hatten das Verbrechen nicht gut genug gespielt, zu viele Unstimmigkeiten in der Inszenierung ließen die Polizei aufhorchen.

So kamen dem Besitzer des Kasinos, der am Montag als Zeuge geladen war, schnell Zweifel an der Geschichte der 17-Jährigen. Die hatte nach dem Raubüberfall zunächst ihren Vorgesetzten gerufen, nicht aber die Polizei, und berichtete von einem angeblich unbekannten Täter. Der Inhaber will aber auf den Überwachungsvideos nicht nur erkannt haben, dass die junge Frau kurz vor dem Raubüberfall noch einmal die betriebseigenen EC-Karten für den Bankautomaten prüfte - um diejenigen mit dem meisten Guthaben herauszusuchen. Die Angeklagte hatte sich laut dem Zeugen auch nur kurz vor der Tat nach dem Verhalten im Falle eines Raubüberfalls erkundigt und nach den Positionen der Überwachungskameras. Außerdem würde man auf den Bändern erkennen, dass für die Frau keine Gefahr bestanden habe. Sie hätte mehrmals die einfache Möglichkeit zur Flucht gehabt - zum Beispiel beim Aufschließen der Tür - und sie nicht genutzt. So fiel der Verdacht auf die 17-Jährige.

Der 47-Jährige, der den Raubüberfall vermeintlich begangen haben soll, räumte am Montag vor Gericht alle Vorwürfe ein, der Überfall sei fingiert gewesen. Der 40-Jährige hätte die Idee gehabt, er wüsste nicht, weshalb er mitgemacht habe. Der Mann, der vor Gericht einen Dolmetscher benötigte, weil er kein Deutsch versteht, gab an, "verwirrt" gewesen zu sein. Die Tat tue ihm leid.

Gleichzeitig belastete er aber nicht nur die Angeklagte, sondern auch deren Mutter - laut ihm eine Mitwisserin - und den vermeintlichen Drahtzieher schwer. Er habe nur getan, was ihm aufgetragen wurde. Seit der Tat sei er von der Mutter der 17-Jährigen regelrecht belästigt worden, ihre Tochter vor Gericht nicht zu belasten. Sie hätte am Telefon geweint, ihm zuletzt auch mit Gewalt gedroht. Auch die Sturmhaube hatte die Frau besorgt - laut Aussage des 47-Jährigen schon einen Monat vor der Tat, weil der Bulgare zwei Mädchen hätte schlagen sollen, die ihre Tochter angegriffen hatten. Ein Taxifahrer will die Mutter der Angeklagten auch kurz vor der Tat in einer Seitengasse des Kasinos gesichtet haben.

Die anderen beiden Angeklagten äußerten sich am Dienstag nicht zu den Vorwürfen, ein Urteil fiel noch nicht. Richter Gerhard Ebner hat für den Fortsetzungstermin - vermutlich in der kommenden Woche - noch einige Zeugen geladen. Ob sich dann auch die beiden anderen Angeklagten zum vermeintlich gespielten Raubüberfall äußern, ist noch offen.