Neuburg
Der Landkreis erlebt ein Super-Storchenjahr

29 Jungvögel aus zehn Horsten sind flügge geworden – Gasthaus Haas feiert ein "Storchenfest"

23.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Im Nest zusammenrücken: Drei Jungstörche sind auf dem Kamin in Rennertshofen groß geworden. Für 2015 versuchen die Naturfreunde, die Weißstörche wieder für das Schwedentor zu interessieren - Foto: r

Neuburg (r) Alle sind ausgeflogen – die Jungstörche im Landkreis sind selbstständig geworden und suchen sich Nahrung in den umliegenden Wiesen und Bächen. Mit 26 Jungtieren aus neun Horsten gibt es heuer eine regelrechte „Rekordbilanz“.

So viel Storchenglück haben die Naturfreunde in Neuburg-Schrobenhausen seit 50 Jahren nicht mehr erlebt. „An einen derartigen Bruterfolg des Weißstorchs kann ich mich jedenfalls nicht erinnern“, freut sich Gunter Weinrich aus Neuburg. Zusammen mit Martin Schwegler aus Mühlried darf er getrost als regionaler Storchenbetreuer Nummer eins betrachtet werden.

Am Mittwoch telefonierte Gunter Weinrich alle seine Horstbeobachter ab und vermeldete, dass alle Jungstörche flügge geworden sind. Anfang Juni verknappte die anhaltende Trockenheit das Nahrungsangebot und die Altstörche mussten einige Küken aufgeben. Doch kein Nest ist ganz leer geblieben. Nach Lage der Dinge gibt es Nachwuchs in Burgheim (ein Jungstorch), Baiern (3), Hörzhausen (4), Karlshuld (4), Karlskron (3), Kleinhohenried (2), Rennertshofen (3), Schrobenhausen (3) und Stengelheim (3). Wenn man den Standort auf der Kirche im benachbarten Staudheim dazurechnet, haben heuer zehn Storcheneltern insgesamt 29 Jungtiere großgezogen. Diese Bilanz ist mehr als ein Ausgleich für das missratene Vorjahr: 2013 verendeten 15 Jungstörche im kalten Mai, nur sechs Vögel im Landkreis kamen durch. Anfang der 90er Jahre flogen die Störche lediglich die Standorte Hörzhausen und Stepperg an. Lebensraum und Nahrungsangebot in Donau- und Paartal sowie im Donaumoos haben sich seitdem zumindest nicht verschlechtert. Der Weißstorch braucht Wiesen und Feuchtflächen, am besten etappenweise gemäht. Weil zunehmend Jungstörche an ihre Geburtsorte zurückkehren, haben die Naturfreunde neue Horste auf Kirchendächern und einfachen Masten angelegt. „Mehr geht eigentlich nicht mehr im Landkreis“, findet Gunter Weinrich. Im Raum Ehekirchen, vielleicht bei Schainbach, sieht er noch Potenzial für einen Standort.

Das Super-Storchenjahr im Landkreis veranlasste die Gastwirtsfamilie Haas in Karlskron, alle Beteiligten zu einem „Storchenfest“ mit Brotzeit einzuladen. Unter dem „hauseigenen“ Nest feierte man die schöne Saisonbilanz.

Die drei Karlskroner Jungstörche und ihre Altersgenossen werden sich bald zum Abflug sammeln. Bis Mitte August geht es gemeinsam los Richtung Süden. Die Altstörche folgen Ende August/Anfang September – wenn sie nicht gleich im Sommerquartier überwintern. Die Ostzieher fliegen über den Balkan und Ägypten bis in den Libanon, die Westzieher orientieren sich nach Spanien.

Der Lech gilt als Scheideweg für die Flugrichtung. So sind im Landkreis zwei Störchinnen aufgetaucht, von denen eine in Tschechien und die andere in Frankreich beringt worden war – wohl ein Hinweis auf ihre Flugrouten. Im Extremfall legen die Weißstörche bis zu 10 000 Kilometer zurück. Überstehen sie den abenteuerlichen Flug, folgt im März die Rückkehr nach Bayern. Wenn 2015 auch die Jungen zurückkommen, dürfte es eng werden im Storchen-Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.