Neuburg
Der Balzruf ist selten geworden

Früher war das Rebhuhn häufig und weit verbreitet Nun gilt es als stark gefährdet

08.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr

Neuburg (DK) Vor 50 Jahren gab es die Rebhühner fast überall, nicht nur im Moos. In einem Revier bei Untermaxfeld wurden in guten Jahren 200 bis 250 Rebhühner geschossen und man jagte dann öfter, wenn dabei im Durchschnitt mehr junge Hühner erlegt wurden.

So schilderte der Neuburger Jäger Gunter Weinrich vor 20 Jahren in einem Vortrag im Haus im Moos die Situation der selten gewordenen Feldhühner. Nach einer punktuellen Umfrage der letzten Wochen schrieb er, dass es an einigen Stellen im Donaumoos noch Rebhühner gibt, die aber nicht mehr bejagt werden. Diese sich im Winter in größere Gruppen, in sogenannten Ketten zusammenziehenden Hühner haben überall massiv abgenommen. Heiner Müller, der seit einigen Jahren eine Rennertshofener Jagd betreut, bemerkt mit einer vielsagenden Handbewegung - schon lange nix mehr da! Im teils strukturreichen Vohbachtal zwischen Ortlfing und St. Wolfgang ließen sich im Januar bei einer Schneewanderung keine Rebhuhnspuren mehr finden. Im Wildtierportal des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums werden seit 1985 die Jagdstrecken gezeigt. Dort hat die Strecke von einst 10 000 Exemplaren im Jahr 2016 auf 500 Tiere abgenommen, was einen Rückgang um 95 Prozent darstellt.

Im Revier Ludwigsmoos wurden im vergangenen Sommer noch sieben Ketten mit je vier bis zwölf Jungtieren beobachtet. In den Jagdrevieren Sehensand, Untermaxfeld, Rohrenfels waren einige Ketten mit vier bis sechs Jungtieren zu sehen. Um Kleinhohenried konnten einige krächzende Balzrufe der Hähne im März und einige Paare mit Jungen gesehen werden, wie Weinrich aus seinen Recherchen berichtete. Er beobachtete auch in einem Revier nördlich von Burgheim im Sommer 2017 zwei Rebhuhnfamilien mit Jungen. Die befragten Jäger im Donaumoos bestätigten, dass sie seit Beginn der 80er-Jahre keine Rebhühner mehr geschossen haben, wenngleich diese Art für zwei Monate im September und Oktober gejagt werden könnte. Im Wildtierportal steht für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen für 2016 die Meldung von 75 Hühnern.

Rebhühner brauchen offene und abwechslungsreiche Ackerlandschaften mit Rainen, Böschungen, Hecken mit Versteckmöglichkeiten und reichhaltigem Nahrungsangebot. Die Speisekarte besteht ab dem Frühjahr aus allerlei Insekten und weiteren Kleintieren, Blüten- und Kräutertrieben. Geschützte offene Bodenstellen, die alle Hühnervögel für Staubbäder aufsuchen, sind wichtige Lebensraumrequisiten. Besonders im Winter erweisen sich altgrasreiche Versteckmöglichkeiten mit Sämereien von Ackerkräutern und - solange der Boden offen ist - noch die zu erreichenden Bodentiere als überlebenswichtig. Ihr braungestreiftes Federkleid und ihre heimliche Lebensweise schützen sie vor Fressfeinden wie Habicht oder Dachs. Entscheidend ist, dass sie viele Versteckmöglichkeit haben, die leider in den vergangenen Jahren massiv abgenommen haben. Während der gelegentlich ausgewilderte Fasan in Sträuchern oder auf Bäumen übernachtet, bleibt das Rebhuhn ganzjährig am Boden.

Auch die einst ebenso verbreitete und fast nie direkt zu beobachtende Wachtel unterliegt dem Jagdrecht, ist aber seit vielen Jahren ganzjährig geschützt. Sie zieht im Winterdrittel weg und brütet ab Mitte Mai in lichten Getreideäckern oder artenreichen Ackerrändern. Leider ist so der einst vielbesungene Wachtelruf auch bei uns vielerorts verstummt.

Das Rebhuhn steht unter "stark gefährdet" in Bayern und Deutschland auf der Roten Liste. Die Ursachen des Rückgangs sind der Verlust von Hecken, Feldrainen und Brachflächen, weniger die direkte Jagd. Ebenso die intensiver gewordene Landwirtschaft, unter anderem auch der Umbruch der Stoppeläcker kurz nach der Ernte. Der Ausbau von Feldwegen, die häufige Mahd von Ackerrändern, die ein Landwirtschaftsmeister als empfohlene Feldrandhygiene bezeichnete, sind weitere Eingriffe in den Lebensraum der Feldhühner. Der Verlust der für die Jungenaufzucht entscheidenden Insektennahrung, zum Beispiel durch Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln oder nasse, kühle Frühsommer erhöhen die Kükensterblichkeit. Wolfgang Kornder vom Ökologischen Jagdverband nennt auch Prädatoren, zum Beispiel Füchse, als Verlustursache. Füchse können dann eine Rolle spielen, wenn die ausgeräumte Feldflur für die brütenden Hennen keinen Schutz mehr bieten und diese leicht zu finden sind. Sehr schmale Blühstreifen die manchmal unter der Verwehung von Spritzmitteln leiden, können so auch mal zu regelrechten Fallen werden.

Daher wären breitere Blühstreifen oder Brachen wesentlich besser, um dem einst weit verbreiteten typischen Feldhuhn wieder mehr Chancen zu geben. Als unlängst Imker beim zweiten Bienen-Bauerndialogabend mit demselben Anliegen für mehr Blühflächen in unserer Landschaft warben, mussten diese sich beinahe rechtfertigen, dass sie damit keinerlei Ächtung gegenüber den Bauern ausdrücken wollen, sondern im Gespräch mit den Bauern ein neues Miteinander suchen, wofür sich gerade Jäger in diesem Fall konkret auch als Heger engagieren.