Neuburg
Daumen hoch für Franziskus

Neuburger sollen mit einer Aktion auf dem Karlsplatz die Reformarbeit des Papstes unterstützen

20.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Solidarität mit Franziskus: Der Neuburger Klinikseelsorger Anton Tischinger will den katholischen Oberhirten am kommenden Sonntag mit einer Aktion auf dem Karlsplatz unterstützen. Er hofft, dass sich mehrere Hundert Menschen daran beteiligen. −Foto: Janda

Neuburg (DK) Die Gläubigen in Neuburg sollen am Sonntag, 4. März, ein Zeichen in den Vatikan senden - und zwar mit einer Aktion auf dem Karlsplatz. Dort sollen nach der Fastenpredigt in der Hofkirche möglichst viele Menschen ihren Daumen für Papst Franziskus nach oben strecken.

Ganz neu ist die Idee für die Aktion "Daumen hoch für Papst Franziskus" nicht. Bereits im Herbst hatte der Aichacher Pfarrer Herbert Gugler eine derartige Initiative gestartet. Dort ließen sich damals 450 Menschen jeweils einzeln mit erhobenem Daumen fotografieren. Aus all diesen Bildern formten die Verantwortlichen in Aichach eine Collage, welche die dortige Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt zeigt. Das fertige Werk übergab Gugler im November auf dem Petersplatz dem Papst - und der zeigte sich begeistert.

Ganz so aufwendig soll die Aktion in Neuburg zwar nicht ablaufen, am Ergebnis selbst wird das aus Sicht von Anton Tischinger aber nichts ändern. "Es geht uns darum, kleine Zeichen zu setzen", erklärt der Neuburger Klinikseelsorger sein Anliegen, für das er auch Stadtpfarrer Herbert Kohler begeistern konnte. Im Detail sollen die Neuburger mit einem Gruppenfoto auf dem Karlsplatz ihre Solidarität zum Pontifex ausdrücken. Die Organisatoren hoffen auf mehrere Hundert Teilnehmer, die nach der Fastenpredigt, die am 4. März um 17 Uhr in der Hofkirche beginnt, gemeinsam für ein Foto ihre Daumen in die Höhe strecken.

"Ich finde den Stil des Papstes toll, genau das ist heute in der Kirche angebracht."

Pfarrer Anton Tischinger

 

Doch ist eine derartige Sympathiebekundung für den Oberhirten überhaupt nötig? Definitiv ja, findet Anton Tischinger und erinnert an das mühsame Bestreben des Papstes, die Strukturen innerhalb der katholischen Kirche aufzubrechen und diese dadurch zu erneuern. Ein Prozess, der dem Argentinier nicht nur Freunde gebracht hat. "Als Pfarrer der unteren Ebene bin ich geschockt, dass das Papsttum für einige Kardinäle nichts mehr gilt", erklärt Tischinger und nennt als Beispiel Kurienkardinal Walter Brandmüller. Dieser hatte im Vorjahr für Aufsehen gesorgt, weil er in einer von ihm mitverfassten Anfrage das päpstliche Schreiben "Amoris laetitia" von 2016 infrage gestellt hatte. Darin hatte der Papst die Möglichkeit angedeutet, Katholiken, die nach einer Scheidung erneut geheiratet haben, zur Kommunion zuzulassen.

Für Gedanken wie diese verdient Franziskus, der mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio heißt, aus Tischingers Sicht Anerkennung. "Er geht seinen Weg, hat Reformen eingeleitet und dadurch eine richtige Revolution ausgelöst", so Tischinger. Und weiter: "Ich finde den Stil des Papstes toll, genau das ist heute in der Kirche angebracht." Für ihn persönlich ist Franziskus sogar "der erste Papst, zu dem ich selbst auch innerlich stehe", erklärt der Klinikseelsorger, der aber entschieden vor einem Personenkult warnt. "Wir brauchen diesen Papst, aber wir sollten ihn weiterhin kritisch begleiten."

Dass die Solidaritätsbekundung nach der Fastenpredigt am 4. März stattfinden soll, kommt übrigens nicht von ungefähr. An diesem Abend wird mit Pater Eberhardt von Gemmingen nicht nur der ehemalige Leiter der deutschen Sektion von Radio Vatikan predigen, sondern auch ein Jesuit. Passend dazu wird er ab 17 Uhr die Arbeit des ersten Jesuiten auf dem Heiligen Stuhl in Rom beleuchten. Gleich im Anschluss, gegen 18 Uhr, sollen die Gläubigen auf den Karlsplatz ziehen und sich dort für ein Foto positionieren. Tischinger und seine Mitstreiter hoffen, dass auch einige Neuburger Vereine mit eigenen Abordnungen dazustoßen. Eine entsprechende Einladung soll dieser Tage bei sämtlichen Gruppierungen eingehen, auch Werbeplakate für die Initiative sind bereits gedruckt und ausgehängt. Im Idealfall, so hofft der Geistliche, ist die gesamte Aktion nach etwa einer Viertelstunde abgeschlossen, auch Kurzentschlossene können daher jederzeit dazustoßen.

Für ihn selbst ist die Idee damit zwar in die Tat umgesetzt, in Rom angekommen ist die Neuburger Botschaft damit aber noch nicht. Im Idealfall wird Tischinger persönlich in den Vatikan reisen, um die Sympathiebekundung zu überreichen. Ein Brief mit dieser Bitte soll demnächst Georg Gänswein, den Präfekten des päpstlichen Hauses, erreichen. Dann hofft der Klinikseelsorger auf eine positive Antwort - und auf viele Mitstreiter.