Neuburg
"Das war so etwas von idiotisch"

25-jähriger Koch mietet sich in Hotels und Pensionen ein, ohne zu bezahlen Eineinhalb Jahre Gefängnis ohne Bewährung

31.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Neuburg (kpf) "Der Sachverhalt, der gerade verlesen wurde, ist leider richtig." Rechtsanwalt Peter Weitzdörfer baute seine Verteidigung auf ein Geständnis, auf Reue und Wiedergutmachung auf. Er attestierte seinem Mandanten Simon M. (Name geändert) zwar einen liederlichen Lebenswandel und die Tatausführung sei "so etwas von idiotisch" gewesen, versuchte aber bei Strafrichterin Celina Nappenbach mit viel Charme und dem Hinweis, dass Liebe blind mache, Pluspunkte für seinen Mandanten zu sammeln. Die ließ sich davon nicht sonderlich beeindrucken und schickte den 25-jährigen ledigen Koch wegen sechsfachen Betruges, Fahren ohne Führerschein in sieben Fällen und Fahren ohne Versicherungsschutz in drei Fällen für eineinhalb Jahre hinter Gitter.

Der junge Mann, in Ungarn geboren, österreichischer Staatsbürger, hatte sich unsterblich in eine junge Frau aus der Schrobenhausener Gegend verliebt, zog in den Pfaffenhofener Raum, um dort als Koch zu arbeiten. Zur Arbeitsstelle gehörte auch ein Zimmer, das dem Meister des Kochlöffels wegen anderweitiger Belegung wieder genommen wurde. Anfangs nächtigte er noch in seinem Auto, fuhr damit ohne Führerschein herum und ließ es reparieren, ohne zu bezahlen. Das Fahrzeug als Dauerlogis gefiel ihm dann nicht mehr. Bei der Freundin - sie hat ihm inzwischen den Laufpass gegeben - konnte er auch nicht unterschlüpfen. Also mietete er sich in Hotels und Pensionen in Pfaffenhofen und Schrobenhausen ein, ohne die Rechnung zu begleichen - unter seinem richtigen Namen wohlgemerkt. Insgesamt entstand dadurch ein Schaden von etwa 5000 Euro. "Besonders schlau angestellt haben Sie sich nicht", merkte die Richterin an. Sie sah auch weniger kriminelle Energie, die den 25-Jährigen beseelt habe, aber eine ordentliche Dreistigkeit. Sogar als ihn die Polizei wegen Einmietbetruges bereits in der Mangel hatte, hat der junge Mann mit Heimatadresse Salzburg weiter gewohnt, ohne zu bezahlen. "Das ist schon krass dreist", stellte Nappenbach fest. Allein in einem teuren Hotel waren mehr als 2000 Euro Kosten aufgelaufen. "Da muss man schon lange kochen als Koch", sagte die Richterin und merkte an, dass es doch mit einer Pension eine Nummer kleiner gegangen wäre.

Zwei Polizeibeamte hatten den Angeklagten aus dem Gefängnis in Neuburg vorgeführt, wo er wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft sitzt. Er unternahm nicht einmal ansatzweise den Versuch, seine Taten zu leugnen. Sein Anwalt spielte auf der Gefühlsklaviatur: "Da sieht man, wie gefährlich es ist, wenn man so vernarrt ist in eine Frau."

An einem temporären Liebestaumel allein konnte es aber nicht gelegen haben, denn in seiner Heimat Österreich hatte der junge Mann bereits sechs Einträge ins Strafregister. Betrugsdelikte, Einbruchdiebstahl, falsche Zeugenaussage, schwerer Diebstahl und Urkundenfälschung sind darin aufgelistet. Einmal musste Simon M. ins Gefängnis, ansonsten bekam er immer Bewährung. "Da führt kein Weg hin", stellte Nappenbach in der Urteilsbegründung fest. Staatsanwältin Carola Sciurba hatte zwei Jahre Haft gefordert, die Richterin beließ es bei eineinhalb Jahren. Verteidiger Peter Weitzdörfer stellte keinen konkreten Antrag, meinte lediglich eine Freiheitsstrafe müsse nicht sein.