Neuburg
Das torkelnde Klassenzimmer

Aktionstag an der Neuburger Mittelschule: Jugendliche lernen spielerisch Verhaltensregeln für den Verkehr

26.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr
Verkehrswacht-Übungstag an der Mittelschule in Neuburg mit allen zehnten Klassen der weiterführenden Schulen im Landkreis ND-SOB −Foto: Wittmann, Florian, Beilngries-wolfsbuch

Neuburg (DK) Schwankend im Klassenzimmer und kopfüber im Auto: Klingt wie eine lustige Alternative zum Unterricht. Der Hintergrund ist aber ernst. Die Aktionstage zur Verkehrssicherheit an der Neuburger Mittelschule machen die Jugendlichen auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam.

Tobias torkelt mit weit über einem Promille Alkohol im Gesicht durch das Klassenzimmer torkeln. Logisch, dass seine Mitschüler das lustig finden. So ein großer Rausch ist aber trotzdem ziemlich ungewöhnlich für einen Zehntklässler. Und doch: An der Neuburger Mittelschule kommt es – natürlich nur dank einer sogenannten Rauschbrille – regelmäßig zu solchen Ausfällen. Dann nämlich, wenn die Kreisverkehrswacht Neuburg-Schrobenhausen und die Polizei zum Aktionstag Verkehrssicherheit einladen. Dabei geht es aber durchaus auch ernst zu. Das Programm soll die Schülerinnen und Schüler auf spielerische Art für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren.

In diesem Jahr sind bei der 22. Ausgabe an den beiden Veranstaltungstagen gestern und heute insgesamt 800 Zehntklässler aus dem gesamten Landkreis Neuburg-Schrobenhausen an der Mittelschule zu Gast. Ein Schwerpunktthema dabei: die Gefahren von Drogen und Alkohol im Straßenverkehr. Bei der Beantwortung dieser Frage setzen die Organisatoren auf eine Mischung aus Theorie und Praxis. Es gibt Vorträge sowie Filme zum Thema, Diskussionen und, für die Schülerinnen und Schüler vermutlich am interessantesten, praktische Übungen.

Damit an den einzelnen Stationen keine Staus entstehen, haben sich die Organisatoren einen Zeitplan überlegt. Doch egal ob um 8.45 oder 11.30 Uhr: Station Nummer sieben hat es vielen Jugendlichen angetan. „Wer hat Lust auf einen kleinen Schwips?“, fragt Elisabeth Libal vielsagend in die Runde. Im Angebot hat sie aber weder Bier noch Hochprozentiges. Allerdings aus ihrer Fahrschule Rauschbrillen im Gepäck, die verschiedene Alkoholpegel simulieren können. Mit der stärksten, die einen Wert von deutlich über einem Promille vorgaukelt, schickt sie die Zehntklässler auf einen Parcours. Gerade auf einer Linie gehen, eine Schleife machen oder rückwärts laufen: „Alles gar nicht so einfach, wenn man blau ist“, bemerkt Thomas. „Vielmehr noch“, so Libal, „im Verkehr wird das richtig gefährlich und kann ganz schlimme Folgen haben“. Die Schüler nicken zustimmend.

Im Innenhof steht derweil für einige von ihnen die Welt zeitweise Kopf. Mit einem Simulator können die Mädchen und Jungen nachempfinden, wie sich ein Überschlag mit dem Auto anfühlen muss. Tanja dreht sich mit dem Pkw, steigt dann aus und schüttelt sich kurz. „Wenn du da drinsitzt, hast du das Gefühl, dass dir das ganze Blut in den Kopf schießt. Ganz komisch, so Verkehrslehre zu haben“, sagt sie.

„Aber umso wichtiger“, sagt Organisator Ingolf Süß von der Kreisverkehrswacht. Weil es die klassische Verkehrserziehung im Unterricht ja nicht mehr gebe. „Vor über 20 Jahren haben wir ganz klein angefangen. Mit dem Ziel, den Schülern etwas zu vermitteln“, erinnert er sich. Seitdem hätten über 20 000 Jugendliche bei der Aktion mitgemacht. Das Interesse reißt nicht ab. Im Gegenteil. Süß dazu: „Leider war es heuer so, dass wir einigen Schulen absagen mussten, weil der Platz nicht ausgereicht hätte.“