Neuburg
"Das ist das Einlullverfahren"

Gegner der Gleichstromtrasse bleiben trotz neuer Ankündigungen von Amprion skeptisch

05.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:13 Uhr

Monstermasten, oder die kleinere Variante kombiniert mit Erdverkabelung: Die Bürgerinitiativen lehnen die Gleichstromtrasse ab. Auch neueste Mitteilung von Amprion, die alte Planung sei vom Tisch hat die Gegner nicht beruhigt - Foto: r

Neuburg (DK) Ist die Planung für die Gleichstromtrasse wirklich vom Tisch? Die Gegner der umstrittenen Süd-Ost-Passage bleiben skeptisch. „Das ist das Einlullverfahren“, sagt Werner Roßkopf aus Niederschönenfeld. Die Kardinalfrage nach dem Bedarf, sie ist für ihn immer noch nicht beantwortet.

Auch wenn Amprion-Sprecher Thomas Wiede am Mittwoch in Ingolstadt erklärt hat, dass die alte Trassenplanung vom Tisch sei (wir berichteten), haben bei den Bürgerinitiativen die Sektkorken nicht geknallt. In ihren Reihen regiert verhaltene Skepsis. „Der Bedarf für eine solche Leitung ist nicht nachgewiesen und auch nicht die gesundheitliche Gefährdung“, sagt Roßkopf vom Aktionsbündnis der Trassengegner, in dem Bürgerinitiativen aus den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen, Donau-Ries und Augsburg-Land organisiert sind. Nun, so Roßkopf, wolle Amprion den Bürgern klarmachen, dass eine unnötige Trasse plötzlich nötig werde, nur weil man Masten niedriger mache und Leitungen in die Erde verlege. Bei den Gesprächen werde die Thüringer Strombrücke nicht erwähnt, die Ende 2016 fertiggestellt sein soll und eine Leistung von 4,3 bis sieben Gigawatt habe. Nicht erwähnt werde auch das Gaskraftwerk Irsching mit 1,4 Gigawatt, das mit vollständiger Infrastruktur vorhanden sei. „Es wäre bedeutend umweltschonender als die betriebenen Braunkohlekraftwerke, die an die HGÜ Süd-Ost angeschlossen werden sollen.“ Nach Roßkopfs Ansicht konzentriere sich alles auf den Bau der Gleichstromleitung, um eine Rendite von über neun Prozent und Gewinne einzustreichen. Bei einem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Speicher würden die Leitungen auch nach 2022 nicht benötigt. „Die Bürgerinitiativen fordern seit Monaten eine Bedarfsberechnung für die Trassen, bekommen haben wir bis heute keine“, klagt der BI-Sprecher. Und was etwaige Gesundheitsrisiken betrifft: „Wenn die Masten jetzt niedriger werden, ist dann die Gesundheitsgefahr näher am Bürger? Braucht man dann die doppelte Anzahl von Masten“Auch eine Bündelung entlang der Autobahnen und Eisenbahnlinien sehen die Bürgerinitiativen skeptisch. Es gebe Kommunen, so Roßkopf in einer Pressemitteilung, bei denen verlaufe auf der einen Seite die Autobahn und auf der anderen die ICE-Trasse. „Will man jetzt oben drüber noch die HGÜ-Leitungen bauen“, fragt er.

Die Bürgerinitiativen lehnen die Leitungen komplett ab, solange nicht bewiesen sei, dass sie für den Bedarf in Bayern und Süddeutschland benötigt würden. Diesen Beweis hätten Amprion und die Bundesnetzagentur bis heute nicht erbracht.

Das sieht auch Elfriede Müller von der Bürgerinitiative Neuburg Nord so. „Das soll momentan ein bisserl beruhigend wirken“, meint sie angesichts der Amprion-Aussage, die alte Trassenplanung habe sich erledigt. Kein Grund sich zurückzulehnen. „Klein beigeben tun wir nicht“, sagt Müller, die sich kategorisch gegen Strom aus Braunkohlekraftwerken ausspricht. Werner Roßkopf hat nicht allein die Leitungsbauer im Visier. Ein Gutteil Schuld sieht er bei den Politikern. Die Politik müsse sich fragen, ob sie den Bedarf genau geprüft habe. Außerdem sei nicht nachvollziehbar, dass derjenige, der den Bedarf feststellt, auch die Planung, den Bau und Betrieb dieser Leitungen bekomme, bei denen so viel Geld im Spiel sei. „Diese einzelnen Abschnitte müssten unbedingt getrennt und wie bei anderen Projekten europaweit ausgeschrieben werden. Außerdem müssten auch unabhängige Gutachter für solche Projekte zugelassen werden. Nur das hinterfragt keiner“, kritisiert Roßkopf.