Neuburg
Das Neuburger Volksfest braucht neue Impulse

Besucherzahl und Bierumsatz gehen zurück – Schausteller unzufrieden – 2016 wieder ein Feuerwerk

02.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Die letzte Maß ist serviert, das 72. Neuburger Volksfest ist zu Ende. Mit dem Endspurt waren Wirte und Schausteller zufrieden, das Gesamtergebnis bewegt sich aber unter dem Durchschnitt. OB Bernhard Gmehling bleibt Fan des Volkfestes und des Autoscooters (rechts) - Fotos: r

Neuburg (r) Tausende Hendl verspeist, 22 000 Maß Bier getrunken, 70 000 Besucher erreicht – mit diesen Zahlen kann man das 72. Neuburger Volksfest bemessen.

Die Statistik sagt aber zu wenig aus über die Qualität, Stimmung und Zukunftsperspektive eines solchen Festes. Und hier muss die Stadt als Veranstalter ständig auf der Hut sein, ein populäres Angebot zu finden.

Es gibt Ermüdungserscheinungen beim Neuburger Volksfest – zumindest in Schlossfestjahren. Die Besucherresonanz der „Wiesn“ entsprach heuer jedenfalls nicht den Erwartungen. 120 000 Besucher, das war einmal. Gut die Hälfte fand diesmal den Weg zum Volksfestplatz im Ostend.

„Wir müssen an allen Ecken und Enden kämpfen, dass wir unser hochwertiges Volksfest erhalten können“, stellte Marktreferent Manfred Enzersberger (CSU) bei der Pressekonferenz am Sonntag fest. Die Beteiligten bemühten sich erst gar nicht, etwas schön zu reden. „Seit 20 Jahren ist das Gleiche gemacht worden“, urteilt Festwirt Jochen Mörz, „jetzt machen wir etwas Neues.“ Vorschläge für 2016 liegen bereits auf dem Tisch.

Es soll wieder ein Feuerwerk geben. Referent Manfred Enzersberger möchte einen neuen Abschussstandort festlegen und das Feuerwerk mit einheitlicher Musik aus allen Fahrgeschäften synchronisieren. Der Montagabend soll zur „Ladies Night“ mit Gratis-Prosecco und Gratis-Fahrten werden. Vor allem für die schwach besuchte erste Halbzeit „werden wir ein neues Paket vorlegen“, so Festwirt Jochen Mörz, ein ehemaliger Eishockey-Nationalspieler.

Er schenkte heuer zehn Prozent weniger Bier aus, das Essen lief gut. Der erweiterte Biergarten war ein Gewinn, die „Festhalle Alpenland“ war manchmal gähnend leer. Als Dienstagabend die „Lechfeld Buam“ aufspielten, saßen zeitweise nur fünf Besucher im Bierzelt. Die drei Musikanten gaben trotzdem ihr Bestes und drehten dabei ihre Verstärker mächtig auf. Die hohe Lautstärke zog sich durch das ganze Volksfest. Lediglich die Stadtkapelle spielte am Seniorennachmittag (im vollbesetzten Zelt) angenehm lautsprecherfrei. Man will sich schließlich unterhalten am Biertisch.

Der Donnerstag mit Seniorentreff und Soldatenwettbewerb brachte die besten Umsätze für die Wirte, gefolgt vom Freitagabend für Betriebe und Behörden. 32 Schausteller und Fieranten gaben ihr Bestes auf dem Platz. Das Ordnungsamt als Gastgeber muss künftig noch mehr auf die Mischung achten, sonst sinkt die Frequenz weiter. „In Neuburg war früher ordentlich was los, aber jetzt muss man sich etwas einfallen lassen“, warnen die Betreiber des Kettenkarussells vor weiteren Rückgängen. Im „Wellenflug“ drehte sich heuer 30 Prozent weniger Kundschaft. Andere Schausteller sehen es ähnlich, Kinderkarussell und Familienachterbahn liefen noch am besten.

Das Volksfest behält seine angenehmen Zwischentöne: Peter Winterholler lud die Schaustellerfrauen ein, Flüchtlingskinder durften gratis fahren. Das Rote Kreuz verzeichnete 60 Versorgungen, es war kaum etwas Ernsthaftes dabei. BRK-Sprecher Bernhard Pfahler bedankte sich bei seinen Ehrenamtlichen: „Sie sichern das Volksfest ab.“

Bis auf zwei Auseinandersetzungen zwischen Halbstarken gab es keine Schlägereien. „Es war unser bisher ruhigstes Volksfest“, vermeldet Polizeichef Ludwig Walter. Seine Beamten werden auch 2016 täglich am Platz präsent sein.