Neuburg
Wunschzettel im Wohnmobil

Neuburg bei Campingtouristen beliebt Kleine Verbesserungsvorschläge und alte Negativbewertungen

30.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Haben schon viele Wohnwagenplätze gesehen und nennen kleinere Verbesserungsmöglichkeiten für den an der Schlösslwiese: Diese Reisegruppe aus Fürstenfeldbruck fühlte sich in Neuburg wohl. - Foto: Schanz

Neuburg (DK) Unter dem Motto "Wohnraum statt Hubraum" sind sie auf Autobahnen berüchtigt, aber in den Tourismusregionen gern gesehen: Wohnmobilisten. In Neuburg steigt deren Anzahl tendenziell von Jahr zu Jahr. Die meisten Gäste fühlen sich wohl - alte Negativbewertungen stören.

Direkt am idyllischen Neuburger Donaustrand gelegen, kostenlos mit sehr günstiger Wasserversorgung und Toiletten: Die Ottheinrichstadt verwöhnt ihre Caravantouristen an der Schlösslwiese. Der Donauruderclub hat ebenfalls einen schönen Stellplatz zu bieten, hier gibt es auch Strom und Duschen, dafür kostet die Nacht acht Euro pro Fahrzeug, plus 3,50 Euro für Strom, plus sieben Euro pro Erwachsener. Da die meisten der modernen Caravans Duschen und Strom an Bord haben, ist der Platz am Ruderclub eher bei Zeltcampern beliebt, die Schlösslwiese ist der Neuburger Primus bei den Wohnmobilisten.

Wie viele Besucher hier jährlich Station machen, wird nirgends gezählt. Einen Anhaltspunkt bietet der Wasserzähler: Demnach wird durchschnittlich 150-mal im Monat die Festmenge von 100 Litern abgezapft - der Verbrauch ist relativ konstant.

Gefällt es den Gästen? "Es ist alles da: Entsorgung, Versorgung, kostenlose Stellplätze", sagt Hermann Ramisch aus Fürstenfeldbruck. "Es ist wirklich schön, dass die Stadt Neuburg das alles gratis zur Verfügung stellt, das ist außergewöhnlich", bewerten Christina und Roland Ilioae den Ort. "Da haben wir schon viel schlechtere Plätze gesehen, die Geld gekostet haben", so die beiden Fürther.

Wer sich an der Schlösslwiese umhört, der bekommt aber auch kleine Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge. Stromanschlüsse werden genannt. "Die Toilette könnte abends länger als 18 Uhr aufhaben", regt Hermann Ramisch an. "Man müsste seine Klokassette nicht nur leeren, sondern auch auswaschen können, aber der Wasserhahn funktioniert nicht", kritisiert Karl-Heinz Klose, der aber betont, dass es ihm hier an der Donau sehr gut gefallen hat: "Ich bin mehrmals den Fluss runtergeschwommen." Eine "Kaffeetaste" bei der Wasserversorgung wünscht sich Johann Forster aus Schwandorf. Zwar sei es gut, dass man hier hundert Liter Wasser für nur einen Euro bekomme, doch manchmal brauche er gar nicht so viel. Christina Ilioae hat sich ebenfalls wohlgefühlt, lediglich über Hundebesitzer habe sie sich geärgert, denn die Tiere hätten eindeutige Haufen hinterlassen. "Außerdem staubt der Platz sehr, wenn es trocken ist. Hier ist einmal ein Autofahrer mit hoher Geschwindigkeit durchgerauscht, da war alles vernebelt." Wer den Neuburger Stellplatz im Internet sucht, der wird zwar fündig - doch die Bewertungen auf den gängigen Campingportalen sind durchwachsen. "Toller sauberer Stellplatz. Hübscher Ort. Tolle Gaststätten. Noch besser, wenn es Strom geben würde. Daher ein Stern weniger", schreibt jemand. "Stellplatz hat uns gut gefallen, sehr ruhig. Schöne Stadt mit guter Einkehr. Wie sagt man in Bayern: Es passt schon", ein anderer. Doch einige negative Bewertungen verhageln die Gesamtbilanz: "Die reine Zumutung. Einer der schlechtesten Plätze der Nation. Nur Staub von einheimischen Rädern, die mit ihren Autos über den Platz fegen. Nie wieder sieht man mich hier. Neuburg schäm' dich", ärgerte sich eine Frau im vergangenen Jahr. Jugendliche Partygänger und laute Musik kritisiert ein Gast. Drei andere echauffieren sich über hier "lagernde Roma und Sinti". Es wird deutlich, dass bei den anonymen Internetbewertungen schon kleine Kritikpunkte zum großen Totalärgernis anwachsen können - mittelmäßige Bewertungen gibt es fast nicht, nur Extreme: entweder alles super oder alles schlecht. "Platz in katastrophalem Zustand, total vermüllt, teilweise wird der Platz auch zur Entsorgung des Sperrmülls benutzt. Nein, danke", kritisierte etwa eine Besucherin 2014.

Die Phänomene des Internets kennt man im Neuburger Kulturamt. Im Stadtrat wurde bereits über eine Schranke an der Schlösslwiese diskutiert, um Rowdy-Autofahrer fernzuhalten. Der Plan wurde aber wegen zu großen Aufwands verworfen. Unter dem Strich ist die Sachgebietsleiterin Tourismus der Stadt, Marieluise Kühnl, überzeugt, dass es dem Großteil der Besucher gut gefällt. "Es sind eindeutig steigende Tendenzen bei den Wohnmobilisten spürbar", sagt sie. "Die Anfragen per E-Mail nehmen deutlich zu", sagt Christiane Dusse aus der Touristinfo. "Und die meisten äußern sich hinterher sehr positiv."