Neuburg
Woll-Häusler schließt an Weihnachten

Neuburg verliert einen nostalgischen "Laden mit Herz und Inspiration" 1936 gegründet

13.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Wolle soweit das Auge reicht: Verkäuferin Miriam Griebel (rechts) und Wilhelm Häusler organisieren den Ausverkauf. Es handelt sich um die letzten Tage des Familienbetriebes, den die Eltern 57 Jahre lang geführt hatten. - Foto: r

Neuburg (r) 30 000 Knäuel Wolle sind noch zu haben - Kaschmir, Merino, Angora in braun, blau, pink und x-anderen Farben. Mit "Woll-Häusler" schließt ein Neuburger Traditionsgeschäft nach 81 Jahren. Derzeit läuft der Ausverkauf, am Freitag, 22. Dezember, ist der letzte Tag.

"Es ist die beste Lösung, wir machen einen Schnitt", sagt Wilhelm Häusler. Die Familie habe sich letztlich zur Schließung entschieden. Den Eltern Irmgard (83) und Manfred Häusler (92) sei die Entscheidung sehr schwer gefallen. Sie hatten den Laden 1960 übernommen und zu einem Markenzeichen in Neuburg gemacht.

In schwierigen Strick- und Stickfragen ging man zu Woll-Häusler. Ein Kundenstamm hielt der Händlerfamilie bis zuletzt die Treue. Aber die Konkurrenz wurde im Laufe der Jahre immer größer und heute bestellt man sich Wolle auch im Internet.

Verkäuferin Miriam Griebel kann da nur lachen. "Der Laden inspiriert", weiß sie von dem kleinen Eckgeschäft an der Schießhaus- und Schützenstraße, obwohl sie nur beim Ausverkauf hilft. Damen, die mit einem einzigen Woll-Wunsch kamen, seien mit einem Sortiment wieder hinausgegangen. Der Laden ist wirklich eine Fundgrube - und ein nostalgisches Stück Neuburg.

Stammkunden kannten Irmgard und Manfred Häusler alle persönlich, und es war selbstverständlich, dass alle ihre Handarbeiten nur mit hochwertiger Ware fertigen konnten.

1936 hatte Rosa Häusler einen Laden für Babybedarf eröffnet. Sohn Manfred Häusler kehrte 1948 aus der Kriegsgefangenschaft in Frankreich zurück. Eine Hauswirtschaftslehrerin, die in dem Laden Unterrichtsmaterialien einkaufte, sollte bald seine Ehefrau Irmgard werden. Sie gab den Lehrerberuf auf und widmete sich dem Laden - und ihren fünf Kindern. Alle erinnern sich an das charakteristische Klingeln der Türglocke. Mit dem Strick-Boom Ende der 70er Jahre blühte das Geschäft auf. Es gab jede Menge Mitbewerber, weil Handarbeiten "in" war. Strickte man früher aus Sparsamkeitsgründen, wollen sich heute die fleißigen Frauen von der Massenware der Discounter abheben. "Woll-Häusler" hat sich in all diesen Jahren mit den Tugenden ehrbarer Kaufleute behaupten können. Jetzt schließt sich das Kapitel.