Neuburg
Wie einsatzbereit sind die Eurofighter?

Nach Bericht des Verteidigungsministeriums: Kommodore sieht Aufgaben sichergestellt

16.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Wartung im Shelter: Der Eurofighter wird startklar gemacht.

Neuburg (DK) Wie einsatzbereit sind die Waffensysteme der Bundeswehr? Das Verteidigungsministerium hat notgedrungen eine ernüchternde Bilanz (wir berichteten) gezogen. Wie also steht es um die Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg? Wir haben nachgefragt.

Wie das Triebwerk eines Düsenjets, hat der Bericht des Verteidigungsministeriums zur materiellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr einigen politischen Wirbel erzeugt. Aktuell wird er im Verteidigungsausschuss des Bundestages behandelt. Die Kurzfassung: Es herrscht ein Mangel an Ersatzteilen, die Wartung dauert lange, viele Waffensysteme sind für einen Einsatz nicht bereit. "Nicht akzeptabel", lautet das Urteil des Ingolstädter Bundestagesabgeordneten Reinhard Brandl, selbst Mitglied im Verteidigungsausschuss.

Der Bericht nimmt auch Stellung zur Einsatzbereitschaft der 128 Eurofighter im Gesamtbestand der Bundeswehr. Demnach standen der Luftwaffe 2017 durchschnittlich 81 der Flieger zur Verfügung, davon waren im Schnitt nur 39 einsatzbereit. Für dieses stark kritisierte Verhältnis von Verfügungs- zu Gesamtbestand macht das Verteidigungsministerium unverändert lang andauernde Instandhaltungsmaßnahmen und das Fehlen verschiedenster Einsatzteile verantwortlich.

Wie ist die Situation in Neuburg? Dazu darf Kommodore Thomas Früh nicht viel sagen, verweist auf das Ministerium und die Luftwaffe, erklärt nur: "Die Einsatzbereitschaft ist eine Herausforderung, aber wir haben sie im Griff. Die Dauereinsatzaufgabe ist sichergestellt."

Konkrete Zahlen nennt das Presse- und Informationszentrum der Luftwaffe in Berlin: "Das Taktische Luftwaffengeschwader 74 ist aktuell Halter von 30 Luftfahrzeugen vom Typ Eurofighter", antwortet Pressestabsoffizier Christian Schneider. "Aktuell sind 21 Eurofighter am Standort Neuburg stationiert. Neun Luftfahrzeuge befinden sich zu planbaren Inspektionen am Standort Manching."

Diese Inspektionen werden extern vollzogen: Bei Airbus werden die Eurofighter immer wieder gewartet, technisch auf den neuesten Stand gebracht, mit aktueller Software ausgerüstet und auch auf die neue Doppelrolle vorbereitet, die es künftig ermöglicht, nicht nur Ziele in der Luft, sondern auch am Boden zu bekämpfen. Für diese Aufgabe sollen deutsche Eurofighter ab 2019 im Auftrag der Nato im Baltikum bereitstehen, als Teil der Schnellen Eingreiftruppe.

Kritik an der Dauer dieser externen Inspektionen lässt Airbus-Sprecher Florian Taitsch nicht gelten: Das Problem sei die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Und deren Knappheit sei politischen Einsparmaßnahmen geschuldet, die bereits Jahre zurückliegen. "Bis vor kurzem lief das gesamte Ersatzteilmanagement über die Bundeswehr", erklärt der Airbus-Sprecher. Das habe die Verfahren verlangsamt.

Die Folgen jahrzehntelanger Sparmaßnahmen ließen sich eben nicht kurzfristig lösen, sagen erfahrene Geschwaderkenner. Die Bevorratung bei der Bundeswehr hatte zur Folge, dass die Industrie Ersatzteile über diesen Umweg bestellen musste, Engpässe erst spät erkannt wurden. Ein weiteres Problem: Die Ersatzteile werden von den Zulieferern nur in kleinen Stückzahlen gefertigt, das braucht einen Vorlauf. Neue digitale Tools sollen künftig einen Überblick ermöglichen und die Abläufe beschleunigen.