Neuburg
Tod unter scharfen Mähmessern

Rehkitze kommen bei der Ernte von Silogras um Suche mit Drohnen ist noch zu teuer

22.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:05 Uhr

Zwei Rehkitze gerettet: Jungjäger Georgio Kokott mit Jungtieren, die aus der Wiese in den sicheren Wald getragen werden. - Foto: r

Neuburg (r) Der Tod von Jungtieren unter scharfen Mähmessern lässt sich offenbar kaum verhindern. Vergangene Woche sind wieder etliche Rehkitze im Kreis Neuburg-Schrobenhausen beim Abmähen der Wiesen ums Leben gekommen.

Der Deutsche Wildtierbund schätzt wie in den Vorjahren, dass heuer erneut annähernd 500 000 junge Hasen, Wiesenbrüter, Rebhühner und Rehe im Zuge der Gras- und Heuernte getötet werden.

Zwei heiße Tage haben viele Landwirte veranlasst, ihre Wiesen zu mähen und sogenanntes Silogras heimzufahren. Das ging in einigen Fällen so schnell, dass die Jäger und ihre Helfer beim Absuchen der Wiesen gar nicht mehr mitkamen. Nun ist das Gros der Flächen abgemäht, aber jetzt steht die Heuernte an und es könnten noch "späte" Kitze im hohen Gras liegen.

Das Muttertier "setzt" die Jungen bei der Geburt in hohe Wiesen und glaubt sie dort in Sicherheit. Wenn aber Mähmesser heranrattern, verharren die Kitze regungslos und sind rettungslos verloren. Eine Verlustquote von bis zu 100 Kitzen im Kreis Neuburg-Schrobenhausen sei deutlich zu hoch, findet Jagdexperte Hans Eisenschenk. Zum einen seien die Landwirte laut Tierschutzgesetz verpflichtet, den Jäger rechtzeitig vor der Mahd zu informieren. Viele Bauern tun es im Einvernehmen mit dem Jagdpächter. Es gebe aber auch Verurteilungen nach krassen Fällen von Ignoranz gegenüber dem Jungwild.

Die Revierpächter setzen natürlich auf technische Hilfsmittel. Doch während die Mähgeräte der Bauern an Breite, Geschwindigkeit und Effektivität zunehmen, scheint die Entwicklung von "Wildrettern" zu stagnieren. Verwendet werden Vergrämungsgeräte, die vor der Mahd aufgestellt werden und mit Licht sowie hochfrequenter Akustik arbeiten. Im besten Fall holt die Rehgeiß ihre Jungen in der Nacht vor dem Mähen aus der Wiese. "Das neue Gerät funktioniert sehr gut", berichtet Jäger Hans Eisenschenk aus seiner Praxis.

Der Einsatz von Drohnen muss noch optimiert werden. Diese fliegenden Wildretter spüren mit Infrarotkamera Jungtiere aus der Luft im Wiesengras auf - am besten zur kühlen Morgenzeit. Die Funktionstauglichkeit ist bewiesen, aber die kleinen Fluggeräte sind noch ziemlich teuer. Die Firma Geo-Konzept mit Sitz in Gut Wittenfeld (Kreis Eichstätt) arbeitet mit dem Bayerischen Jagdverband an einer praxistauglichen Lösung. "Unser Ziel sind Drohnen, die funktionieren und wirtschaftlich sind", so eine Firmensprecherin.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat Drohnenversuche mit 2,8 Millionen Euro gefördert. Auch die Agrarpolitik sieht Handlungsbedarf. Zerfetzte Kitze und Junghasen will niemand. Tierkadaver können Grünfutter verseuchen und schwere Krankheiten beim Vieh auslösen (Botulismus).