Neuburg
Stadtwerke brauchen Finanzspritze

Gewinne sinken, Stadt erhöht Kapitaleinlage - Strom und Gas sollen nicht teurer werden

17.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

Wieder ein neuer Motor für ein Blockheizkraftwerk am Hallenbad. Werkleiter Richard Kuttenreich, Stellvertreter Ernst Reng und OB Bernhard Gmehling (v.l.) sehen im Wärmegeschäft die Zukunft. - Foto: r

Neuburg (r) Das Energiegeschäft läuft schlecht, das Eigenkapital schmilzt und die Schulden erreichen 52 Millionen Euro - die Finanzlage der Stadtwerke bereiten der Stadtpolitik Sorgen. Trotzdem versichert OB Bernhard Gmehling, dass Strom und Gas nicht teurer werden sollen.

Erstmals muss die Stadt ihrer Tochter eine Kapitaleinlage in bisher nicht erreichter Höhe gewähren: Immerhin drei Millionen Euro sind vorgesehen. Der Werkausschuss hat zugestimmt, der Stadtrat entscheidet kommende Woche. Bisher beschränkte sich die Einlage auf die Weitergabe des Landkreis-Zuschusses von 250 000 für den Betrieb des Parkbades.

Wie berichtet, sind die Gewinne beim Verkauf von Strom und Erdgas massiv eingebrochen: 2016 lagen sie nur bei 201 000 Euro (Strom) und 128 000 Euro (Gas). 2014 verdienten die Stadtwerke noch 2,7 Millionen und 1,3 Millionen, 2013 brachte allein das Gasgeschäft noch zwei Millionen Euro Gewinn. Auch 2009 deckte der Kommunalbetrieb mit drei Millionen Euro Erlös die kompletten Verluste von Bädern und Bussen ab.

Oberbürgermeister Bernhard Gmehling begründet den eklatanten Gewinnausfall mit "Sondereffekten". Dazu gehörten die 650 000 Euro, die die Stadtwerke an Netzentgelten an einen Industriebetrieb in Grünau zurückzahlen mussten. Außerdem stiegen die Personalkosten der Strom- und Gasabteilung um 800 000 Euro.

Dass die Gewinne zurückgehen, war vorprogrammiert. Die Liberalisierung des Energiemarktes zusammen mit starker Regulierung macht sich bemerkbar. Der frühere Neuburger Werkleiter Hans-Jürgen Hill warnte 2009 vor "sinkenden Margen in der Zukunft."

Das Netzentgelt zählt jetzt. "Wir brauchen dringend eine Erhöhung", gibt OB Bernhard Gmehling das Ziel aus. Beim Strom ist sie für 2018 beantragt, beim Erdgas für 2019. Die Bundesnetzagentur berechnet die Gebühr, die der Netzeigentümer für die Durchleitung anderer Versorger erhält. Die meisten Großkunden der Neuburger Stadtwerke kaufen ihre Energie "auswärts" ein.

Weil die Höhe des Netzentgeltes auch durch die investierten Millionen bestimmt wird, gilt es als Versäumnis, dass die Gelder für das Netz früher als Unterhalt und nicht als Investition verbucht worden seien. "Das rächt sich jetzt", so OB Bernhard Gmehling, man werde kräftig gegensteuern.

Die Netz-Politik der Vergangenheit grundsätzlich als "verschlafen" zu definieren, das läge total daneben. Mit dem Kauf des Stromnetzes von Bayernwerk (1992), des Gasnetzes von Erdgas Schwaben (1996) und der Eröffnung der neuen Wasserversorgung (1993) haben die Verantwortlichen erst die Grundlage für ein eigenes Energiegeschäft in Neuburg geschaffen.

Jetzt läuft der Wandel, die Stadtpolitik und Werkleiter Richard Kuttenreich setzen auf Eigenstromerzeugung mit Kraft-Wärme-Kopplung. Vor wenigen Tagen sind vier weitere Motoren für Blockheizkraftwerke gekauft worden. Die Anlagen für drei Millionen Euro müssen - im Endspurt um die Förderung - noch heuer ans Netz gehen.

Die Wärme wird verkauft und ins Haus geliefert - derzeit 1300 Abnehmern, darunter etliche neue im Ostend. Zum Jahresende sollen durch 24 Kilometer Leitungsrohre bis zu 60 Millionen Kilowattstunden Wärme fließen (die Hälfte davon allein zu Donaumalz). "Ich stehe zu 100 Prozent hinter dem Wärmeprojekt", sagt der Oberbürgermeister. Werkleiter Richard Kuttenreich: "Die Umstrukturierung ist aufwendig, aber sie macht uns zukunftssicher." Kommende Woche treffen sich die Beteiligten zu einem Strategiegespräch.