Neuburg
Noch gibt's Lücken im Lebensretternetz

Rotes Kreuz sucht in Neuburg Defibrillatorstandorte - Bislang kaum Einsätze für die Geräte

17.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr
Nur keine Angst bei der Benutzung: Bernhard Pfahler vom Roten Kreuz sieht in den Defibrillator ein Hilfsmittel für den Ernstfall, das auch Laien problemlos bedienen können. Erkennbar sind die Standorte der Geräte an den grünen Hinweisschildern. −Foto: Janda

Neuburg (DK) Sie sollen im Ernstfall Leben retten. Doch dazu müssen die Defibrillatoren auch schnell greifbar sein. In Neuburg ist das noch immer nicht überall der Fall, wie Bernhard Pfahler vom BRK-Kreisverband weiß. Allzu oft in Benutzung sind die Geräte allerdings ohnehin nicht.

Was wäre im Ernstfall passiert, wenn ein Defibrillator in Reichweite gewesen wäre? Diese Frage will sich Fachmann Pfahler lieber niemals stellen müssen. Stattdessen hofft der Organisationsleiter des BRK-Kreisverbands Neuburg-Schrobenhausen auf ein engmaschiges Netz der Geräte. Schlecht sieht es damit derzeit nicht aus. Erst Mitte Juni sind dank der finanziellen Unterstützung des Lions-Clubs Neuburg zwei neue Defibrillatoren dazugekommen: im Café Zeitlos am Schrannenplatz sowie im Kinopalast im südöstlichen Stadtgebiet. „Damit haben wir zwei weitere Brennpunkte mit vielen Menschen und regelmäßigen Veranstaltungen abgedeckt“, freut sich Pfahler.

Mit den beiden neuen Standorten gibt es in der Kreisstadt 13 öffentlich zugängliche Defibrillatoren. Ein Aufwand, der auch nötig ist? Der Fachmann zuckt mit den Schultern. „Das Gerät beim Untermaxfelder Feuerwehrhaus war erst vor ein paar Wochen im Einsatz“, berichtet er. Im Neuburger Südpark war es ebenfalls schon beinahe so weit. Derjenige, dem der Defibrillator in Untermaxfeld geholfen hat, würde den Aufwand für die Geräte sicherlich nicht als zu hoch einschätzen.

Genaue Zahlen gibt es allerdings nicht – weder zu den Geräten selbst noch zu deren Anwendung. Denn die BRK-Mitarbeiter vermitteln bei Bedarf lediglich den Kontakt zum Händler und betreuen einige der Defibrillatoren. Zu den öffentlich zugänglichen Lebensrettern, deren Standorte anhand der markanten grünen Hinweisschilder mit weißem Herz, Blitz und Kreuz recht gut zu finden sind, kommen Apparate in einigen Firmen. Einzig in Königsmoos weiß Pfahler um die gute Versorgung mit fünf Defibrillatoren in den fünf Ortsteilen. Dazu kommen Standorte in der Weicheringer Raiffeisenbank und bei der Rennertshofener Feuerwehr.

Doch trotz der hohen Anzahl in Neuburg sieht Pfahler noch einige Lücken im Stadtgebiet. Als Beispiel nennt er den Bereich nördlich der Donau, wo derzeit kein öffentlich zugängliches Gerät existiert. Auch im Schwalbanger und im Ostend könnte die Versorgung in seinen Augen etwas besser sein. Und schließlich sieht Pfahler noch im Umfeld des Bücherturms Verbesserungsbedarf.

Angst, einen Defibrillator anzuwenden, muss seiner Ansicht nach niemand haben. „Die Geräte sind idiotensicher, man kann nichts falsch machen“, sagt Pfahler und erklärt: Falls jemand ohne Kammerflimmern bewusstlos wird, erkennt das der Defibrillator. Ein Schock in dieser Situation ist also technisch unmöglich. „Das Gerät erklärt dem Benutzer auf dem Display auch, was als Nächstes zu tun ist. Alle Ängste sind daher unbegründet“, weiß Pfahler, betont aber: „Einen rechtlichen Zwang, das Gerät im Notfall zu verwenden, gibt es nicht.“ Gleichzeitig müssen Anwender allerdings ein paar Feinheiten beachten: Ohne Notruf hat die gesamte Defibrillation keinen Sinn. Außerdem müssen Ersthelfer wissen, wie eine Herzdruckmassage funktioniert und diese auch anwenden – „sonst hilft das alles nichts“. Denn nur beim Einsatz in einer frühen Phase in Kombination mit der Massage kann der Defibrillator Leben retten.

Nach Angaben des BRK ist der plötzliche Herztod in Deutschland nach wie vor die häufigste Todesursache außerhalb der Kliniken dar. Auslöser sind in den meisten Fällen Herzrhythmusstörungen, also auch ein Kammerflimmern. Viel Zeit bleibt Ersthelfern allerdings nicht. Laut offiziellen Zahlen sinkt die Chance, einen solchen Ernstfall in eine normale Herzfrequenz umzuwandeln, pro Minute um bis zu zehn Prozent.

Lernen können Interessierte das alles in einem einfachen Erste-Hilfe-Kurs, den heutzutage so gut wie jeder Erwachsene einmal absolviert hat. Mittlerweile spielt bei dieser Ausbildung auch der Frühdefibrillator, wie die Geräte eigentlich heißen, eine Rolle. Darüber hinaus bietet der BRK-Kreisverband bei Interesse – etwa für Firmenbelegschaften – eigene Kurse für die Apparate an, die inzwischen seit rund zehn Jahren auf dem Markt sind. Informationen zu der Ausbildung gibt es unter anderem per E-Mail an info@kvneuburg-schrobenhausen.brk.de.