Schönesberg
CSU nominiert Matthias Enghuber

Delegierte küren den Neuburger zum Landtagskandidaten - Abschiedsvorstellung von Horst Seehofer

09.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr
Glückwunsch: Ministerpräsident Horst Seehofer (links) war der erste, der Matthias Enghuber zum Wahlerfolg gratulierte. Der Neuburger setzte sich am Freitagabend überraschend deutlich gegen Thomas Wagner und Astrid Dengler durch und tritt im Oktober als Direktkandidat für den Landtag an. −Foto: Stefan Janda

Schönesberg (DK) Der Landtagskandidat der CSU heißt Matthias Enghuber. Die Delegierten wählten den 33 Jahre alten Neuburger am Freitagabend in Schönesberg zum Nachfolger von Horst Seehofer, der den Stimmkreis fünf Jahre lang vertrat. Zugleich gab der Gerolfinger seine Abschiedsvorstellung.

Es sollte der Abend für Matthias Enghuber werden. Nach seinem ersten Anlauf vor fünf Jahren, als er als Listenkandidat seiner Partei noch knapp den Einzug ins Maximilianeum verpasst hatte, geht er nun bei der Wahl am 14. Oktober als Direktbewerber ins Rennen. Damit scheint der Neuburger CSU-Chef und Kreisrat, der in den vergangenen Jahren bereits als Stimmkreisreferent für Ministerpräsident Horst Seehofer in Neuburg-Schrobenhausen gearbeitet hat, seinem Traum von der großen Landespolitik einen entscheidenden Schritt näher gekommen zu sein. Immerhin gilt der Kandidat der Christsozialen als Favorit für das Direktmandat.

In der mit Spannung erwarteten Abstimmung in Schönesberg setzte sich Enghuber am Ende überraschend deutlich durch. Die 100 Delegierten der CSU-Ortsverbände aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sowie aus den drei Pfaffenhofener Gemeinden Hohenwart, Gerolsbach und Scheyern, die gemeinsam einen Stimmkreis bilden, kürten den Neuburger mit satten 71 Stimmen zu ihrem Kandidaten. Sein Kreistagskollege Thomas Wagner aus Brunnen bekam zwölf Stimmen, die politische Neueinsteigerin Astrid Dengler aus Ehekirchen landete bei 16 Stimmen - wohl auch, weil sie sich in ihrer Vorstellungsrede einen verbalen Seitenhieb auf Enghuber nicht verkneifen konnte und sich damit selbst ins Abseits katapultierte. Der Aresinger Roland Gaßner (49), der erst vor vier Jahren als Landratskandidat der CSU ins Rennen gegangen war, hatte seine Bewerbung aus beruflichen Gründen kurzfristig zurückgezogen.

Zu den ersten Gratulanten des frischgebackenen Kandidaten zählte sein Vorgänger, für den der Wahlabend zugleich der letzte offizielle Auftritt als Stimmkreisabgeordneter in Neuburg-Schrobenhausen bedeutete. Bewegt zog der scheidende Ministerpräsident und designierte Bundesinnenminister sein persönliches Fazit zu den vergangenen fünf Jahren im Landtag. "Ich werde euch immer unterstützen, soweit mir das möglich ist", versprach Seehofer, der auch die gute Entwicklung des Stimmkreises in den Vordergrund stellte.

Vor dem Wahlgang hatten sich die drei Kandidaten den Delegierten vorgestellt. Der spätere Wahlsieger Enghuber zeigte sich dabei gewohnt souverän, rhetorisch stark und beinahe schon staatstragend und stellte damit erneut unter Beweis, dass er trotz seiner noch jungen Jahre auf der Politbühne sicher agiert. Im Landtag, so Enghuber, wolle er Politik für alle machen und die Menschen ernst nehmen. "Ich bin mir sicher, dass wir den Wahlkampf erfolgreich bestreiten", sagte der bald vierfache Familienvater, der für seine Rede lang anhaltenden Applaus bekam.

Astrid Dengler, die vor dem Wahlabend viele sogar als Favoritin auf dem Zettel hatten, agierte zwar sicher, kam aber nicht nur gut an. "Ich bin davon überzeugt, dass ich den Menschen der Region dienen kann", erklärte die Ehekirchenerin bei ihrem Heimspiel. Am Ende erwiesen sich die Ambitionen der 35-Jährigen jedoch als etwas zu groß. Immerhin war Dengler bis vor wenigen Wochen in Sachen großer Politik ein völlig unbeschriebenes Blatt.

Auch Thomas Wagner fühlt sich in der Rolle des Kandidaten sichtlich wohl, wie er bei seiner Rede unter Beweis stellte. Volksnah und bayerisch kam der Brunnener Bürgermeister rüber. "Ich will mich für unsere Heimat einsetzen", betonte der 45-Jährige, der den Ministerpräsidenten gleich noch zum Schafkopfen in seine Gemeinde einlud.

Bei der Wahl des Bezirkstagskandidaten setzte sich Martina Baur aus Ehekirchen überraschend klar durch. 62 Delegierte votierten für sie, 25 für Martina Fischer aus Gachenbach und magere 13 für die Kreisvorsitzende der Frauen-Union, Sofia Käfer aus Ehekirchen.

Das Kandidatentrio für den Landtag gab bei dem Auftritt in Schönesberg ein beinahe so harmonisches Bild ab wie in den vergangenen Wochen. Kaum eine Spur von parteiinternem Wahlkampf - mit einer Ausnahme -, stattdessen gab es mehr oder weniger Basisdemokratie in Reinform. Zuletzt hatten die hiesigen CSU-Granden ihren Delegierten bei der Wahl des Landratskandidaten 2008 die Entscheidung überlassen. Damals aber mit mäßigem Erfolg: Kandidat Josef Konrad hatte in der Stichwahl das Nachsehen gegen Roland Weigert von den Freien Wählern. Ob dessen jetzige Kandidatur für den Landtag ein schlechtes Vorzeichen für die CSU bedeutet? Das wird sich im Oktober zeigen.

Kommentar

Mit der Nominierung von Matthias Enghuber als Landtagskandidat haben die CSU-Delegierten am Freitagabend die logische Wahl getroffen. Trotz seiner erst 33 Jahre gehört der Neuburger in der Kreispolitik schon lange zu den Wortführern seiner Partei. Sachliche Argumente und Besonnenheit sind Enghuber dabei lieber als durchschaubarer Populismus.

Gleichzeitig verfügt er über beste Kontakte in die große Politik. Seit Jahren führt der Familienvater das Bundeswahlkreisbüro seiner Partei in Ingolstadt, darüber hinaus ist er seit 2013 Stimmkreisreferent von Horst Seehofer. Also die Light-Version eines Landtagsabgeordneten - eine Erfahrung, von der die Region nur profitieren kann. Dem braven Parteisoldaten Enghuber nach seiner knapp gescheiterten Listenkandidatur vor fünf Jahren nun den Vorzug als Direktkandidat zu geben, ist außerdem nur gerecht.

Sicher hat der Neuburger das Mandat aber längst nicht. Tatsächlich ist seine Kandidatur recht riskant. Denn mit dem Freien Wähler Roland Weigert ist der amtierende Landrat sein schärfster Konkurrent. Sollte Enghuber gegen dieses politische Schwergewicht scheitern, könnte ihm das die weitere Karriere auf Jahre hinweg verbauen. Selbst der dann folgende Kampf um den Landratsposten würde bei einer Pleite der CSU für die Partei recht aussichtslos erscheinen.