Neuburg
Es geht bergab - oder doch nicht?

Landkreis Neuburg-Schrobenhausen rutscht in der neuen Rangliste von "Focus Money" auf Platz 114 ab

22.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr

Neuburg und Schrobenhausen - zwei Wirtschaftsstandorte: In Neuburg tragen unter anderem die Industrie- und Gewerbebetriebe in der Nördlichen Grünauer Straße zum Wachstum bei, in Schrobenhausen (Bild) ist die Firma Bauer Arbeitgeber Nummer eins. Dennoch ist der Landkreis im "Focus Money"-Ranking nur auf Rang 114.

Neuburg (DK) Der Kreis Neuburg-Schrobenhausen ist wirtschaftlich nur Mittelmaß - zumindest im neuesten Landkreis-Ranking des Magazins "Focus Money". Mit Rang 114 liegt er darin weit abgeschlagen hinter der restlichen Region 10. Dramatisch sehen das die Wirtschaftsvertreter aber nicht.

Dass im Landkreis trotz des weiteren Absturzes nach wie vor Gelassenheit herrscht, liegt unter anderem an der Art der Rangliste. Denn die jährliche Erhebung liefert stets nur einen Vergleich der Landkreise und kreisfreien Städte, durch einen Absturz hat sich also nicht automatisch etwas verschlechtert. "Gefühlt sind wir daher deutlich besser", findet etwa Hartmut Beutler, Vorsitzender des IHK-Gremiums Neuburg-Schrobenhausen. Und auch Kreishandwerksmeister Hans Mayr sieht den Landkreis auf einem viel besseren Weg, als es das Wirtschafts-Ranking vermuten ließe.

Tatsächlich sieht es in Neuburg-Schrobenhausen gar nicht so schlecht aus. Die einzelnen Daten, die von den statistischen Landesämtern sowie von der Agentur für Arbeit stammen und noch aus den Jahren 2015 und 2016 stammen, belegen in nahezu allen Bereichen ein Wachstum des Landkreises. Während die Arbeitslosenquote stabil bei 2,0 Prozent bleibt, ist das verfügbare Einkommen je Einwohner auf 22 181 Euro gestiegen. Zum Vergleich: Noch 2011 lag es unter 21 000 Euro. Das Bruttoinlandsprodukt weist laut der Studie ein Wachstum von 3,38 Prozent auf, die Bruttowertschöpfung pro Erwerbstätigem klettert erstmals auf mehr als 60 000 Euro. Neben der Bevölkerung, die mit Stand 2015 auf 94 654 Menschen (plus 1,2 Prozent) gewachsen ist, hat auch die Zahl der Erwerbstätigen zugenommen - und zwar auf mehr als 44 000 Personen (plus 0,47 Prozent).

Einzig im verarbeitenden Gewerbe weist die Statistik für Neuburg-Schrobenhausen ein Minus auf. Während die Zahl der Mitarbeiter mit 7063 (Vorjahr: 7173) noch belegt ist, basieren die Investitionsdaten zum Teil auf Kalkulationen. Daher dürften die für das Jahr 2014 veranschlagten 100 Millionen etwas zu hoch angesetzt sein - zumal die rund 42 Millionen Euro für 2015 offiziell ermittelt sind.

Damit sieht die Zahlengrundlage für Neuburg-Schrobenhausen eigentlich recht positiv aus. In Teilen würde sie sogar für die Spitzengruppe reichen, in welcher der Landkreis noch vor einigen Jahren war - etwa Rang zwölf bei der durchschnittlichen jährlichen Arbeitslosenquote. Daher tun sich auch die Fachleute recht schwer, den Landkreisvergleich ernst zu nehmen. Während Hans Mayr dem Ranking daher "0,0 Bedeutung" beimisst, wie der Kreishandwerksmeister sagt, richtet Hartmut Beutler seinen Blick eher auf die gesamte Region. "Und die ist absolut erfolgreich", betont der Chef des IHK-Kreisgremiums.

Dabei ignoriert Beutler bewusst die politischen Landkreisgrenzen, die aus seiner Sicht für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region ohnehin "eher zweitrangig" sind. "In Neuburg-Schrobenhausen profitieren die Arbeitnehmer ja auch von Audi in Ingolstadt", betont er. Gleichzeitig seien viele Zulieferer für den Automobilkonzern im Speckgürtel der Großstadt angesiedelt. Und da kommt dem Landkreis bekanntlich die sensible Natur mit Donauband, Auwäldern und Moos etwas in die Quere. Anders als in den hiesigen Grenzgemeinden Weichering, Karlskron und Bergheim gibt es in Gaimersheim, Lenting und Kösching (alle Kreis Eichstätt) sowie in Manching (Kreis Pfaffenhofen) große Gewerbeflächen. "Das sind natürlich seit Jahren Erfolgsgaranten", weiß Beutler, den es kaum überrascht, dass der Rest der Region unter den Top Zehn zu finden ist. Ingolstadt belegt Rang zwei (Vorjahr: 13), Eichstätt ist auf Platz acht (34) und Pfaffenhofen auf dem zehnten Rang (41). Neuburg-Schrobenhausen passt da schon eher ins Schwäbische, zu den Nachbarkreisen Donau-Ries auf Platz 69 (48) und Aichach-Friedberg auf dem 210. Rang (173).

Für Platzierungen wie im Rest der Region 10 reichen die überwiegend mittelständischen Unternehmen in Neuburg und Umgebung sowie Schrobenhausen mit Firmen wie Bauer, wo Beutler selbst tätig ist, aus seiner Sicht einfach nicht aus. "Dafür bräuchten wir schon ein großes Gewerbegebiet im Zentrum des Landkreises - aber dann gäbe es kein Donaumoos mehr."

Deutlich strenger geht Hans Mayr mit den Machern der Studie ins Gericht. "Denn bei uns läuft es sehr positiv", findet er. Gleichzeitig vermisst er in der Rangliste die Zukunftsaussichten, die seiner Meinung nach für Neuburg und Umgebung glänzend sind - unter anderem mit dem geplanten Campus der TH Ingolstadt. Die mehr als 1000 Studenten, die in den nächsten Jahren in die Kreisstadt strömen sollen, werden Mayr zufolge viele positive Effekte haben. "Davon wird die gesamte Wirtschaft profitieren", prophezeit er. Dass derartige Initiativen, an denen die Kommunalpolitik seit Jahren feilt, in der auf reinen Zahlen aufgebauten Statistik nicht auftauchen, bedauert der Kreishandwerksmeister. Mayr erwartet aber, dass solche Projekte dem Landkreis im Wirtschaftsranking in einigen Jahren einen Riesensprung nach vorne bescheren.