Neuburg
Eher ungewöhnlich

Vom Landratsbüro in den Landtag: Was Roland Weigert womöglich anstrebt, ist in Bayern selten

18.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Für den Landtag im Gespräch: der Neuburg-Schrobenhausener Landrat Roland Weigert von den Freien Wählern. - Foto: Janda

Neuburg (DK) Noch ist offen, ob der Neuburg-Schrobenhausener Kreischef Roland Weigert zum Sprung in den bayerischen Landtag ansetzt. Der Weg vom Landratsbüro ins Maximilianeum gilt gemeinhin allerdings als eher ungewöhnlich. Konkretes Zahlenmaterial darüber gibt es jedoch nicht.

Die mögliche Landtagskandidatur von Landrat Roland Weigert bei den Freien Wählern ist derzeit Gesprächsthema Nummer eins. Während sich der potenzielle Kandidat selbst noch sondierend zeigt, hat nahezu jeder Landkreisbürger eine Meinung dazu. Klar ist aber: Die wenigsten Politiker im Freistaat wählen diesen Weg. Wie viele es genau sind, darüber gibt es weder im bayerischen Landtag noch im Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung in Nürnberg, wo die Landeswahlleitung im Freistaat sitzt, eine Auskunft. Weil eine derartige Erhebung schlichtweg nicht vorliegt.

Fakt ist aber, dass im aktuellen Landtag lediglich zwei ehemalige Landräte sitzen. Der bekannteste ist sicherlich Alexander Muthmann, der im Oktober die Freien Wähler verlassen hat und seitdem für die FDP im Plenum sitzt. Von 2002 bis 2008 hatte der Niederbayer im Landkreis Freyung-Grafenau die Zügel in der Hand. Allerdings war Muthmann nicht als amtierender Landrat nach München gewechselt, denn im Frühjahr 2008 hatte er seinen Posten in der Stichwahl an den Bewerber der CSU verloren. Tatsächlich versuchte der heute 62-Jährige sechs Jahre später wieder den Sprung zurück in die Heimat, scheiterte aber erneut an den Christsozialen.

Ebenfalls nur schwer mit Roland Weigerts möglichen Ambitionen zu vergleichen ist die Karriere von Harald Kühn. Der Garmisch-Partenkirchener ist der derzeit einzige Parlamentarier, der als amtierender Landrat ins Maximilianeum einzog. Eine erneute Wahl blieb den Bürgern dort allerdings erspart, da der Wechsel des heute 54-Jährigen nach dem Urnengang im September 2013 nur wenige Monate vor der Kommunalwahl im März 2014 stattfand - eine akzeptable Übergangszeit.

Die umgekehrte Marschrichtung, also vom Landtag ins Landratsamt, ist hingegen eher üblich. Das belegt auch das Zahlenmaterial des Landesamts. Demnach sind allein seit 1998 17 Abgeordnete in ihrer Heimat zum Landrat oder zur Landrätin gewählt worden. Das prominenteste Beispiel in Neuburg-Schrobenhausen ist Weigerts Vorgänger Richard Keßler. Im Jahr 1984 wechselte der 2016 gestorbene Neuburger vom Maximilianeum ins Landratsamt - obwohl er erst zwei Jahre zuvor erneut als Abgeordneter für Neuburg-Schrobenhausen in den Landtag gewählt worden war.

Auch in der Nachbarschaft ist dieser Schritt alles andere als selten. Christian Knauer, von 2002 bis 2014 Landrat in Aichach-Friedberg, war zuvor 15 Jahre lang im bayerischen Landtag. Gleiches gilt für den Marxheimer SPD-Politiker Alfons Braun, der erst von 1974 bis 1984 Abgeordneter und anschließend bis 2002 Landrat im Kreis Donau-Ries war. Das jüngste Beispiel aus der Region ist der Kelheimer Kreischef Martin Neumeyer, seit Ende 2016 im Amt. Von 2003 bis zu seinem Amtsantritt im Kelheimer Landratsamt war der CSU-Politiker als Abgeordneter in München aktiv.