Neuburg
Deutliches Ja zum Regionaltarif

Kreistag segnet Einführung ab September einstimmig ab Kosten bei maximal 170 000 Euro pro Jahr

27.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

Ansturm auf die Busse: Vor allem nach Schulschluss sind die Linien im Landkreis stark frequentiert, so wie hier in der Neuburger Luitpoldstraße. Mit der Einführung eines regionalen Gemeinschaftstarifs könnte die Beliebtheit weiter zunehmen. - Foto: Janda

Neuburg (DK) Mit einem Fahrschein durch die gesamte Region 10 - das soll ab September Realität werden. Gestern haben Kreisausschuss und Kreistag von Neuburg-Schrobenhausen die Einführung des regionalen Gemeinschaftstarifs beschlossen. Am Ende sind die Planungen aber noch lange nicht.

Gerade mal knapp eine Stunde dauerten die finalen Beratungen über das neue Tarifmodell. Kein Vergleich zur Vorgeschichte, die sich mehrere Jahre in die Länge gezogen hatten und die auch bei der gestrigen Sitzung nicht unerwähnt blieb. "Dieses Thema ist extrem komplex und leider zuletzt im Sande verlaufen", bedauerte Landrat Roland Weigert (FW).

Im Detail geht es bei dem neuen Modell, das ab September gültig sein soll, um einen einheitlichen Tarif für die gesamte Region 10. Im Klartext: Wer beispielsweise in Gachenbach mit öffentlichen Verkehrsmitteln startet, kann mit einem einzigen Fahrschein per Bus und Bahn bis nach Kinding kommen. "Eine deutliche Attraktivitätssteigerung für den öffentlichen Personennahverkehr", betonte der Landrat, der sich davon ebenso wie SPD-Fraktionschef Anton Krammer eine Reduzierung der Verkehrsbelastung auf den Straßen erhofft. "Nur dadurch können wir den Verkehrsinfarkt verhindern", erklärte der Karlshulder. Klares Ziel sind dabei die Berufspendler, unter anderem in Richtung Audi.

Das neue System basiert auf einem Ringzonenmodell, das seit drei Jahren im Gebiet der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft (INVG) gilt. Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist dabei in 30 Zonen aufgeteilt; je mehr davon der Fahrgast durchqueren will, desto mehr muss er für sein Ticket bezahlen - egal, mit welchem Verkehrsmittel er unterwegs ist. Nachbesserungsbedarf gibt es dennoch, wie die Kreisräte schnell erkannten. "Mit diesem Beschluss schließen wir kein Projekt ab, sondern beginnen ein neues Projekt", stellte etwa FW-Fraktionschef Thomas Hümbs fest. Nach wie vor offen ist unter anderem, wie die Stadtbuslinien in Neuburg und Schrobenhausen in das neue Tarifmodell einzubinden sind. INVG-Geschäftsführer Robert Frank und Landrat Weigert zeigten sich aber optimistisch, dass sich dafür bald eine Lösung findet. Probleme gibt es auch in einigen Gemeinden, wie Frank offen zugab. Betroffen sind beispielsweise Karlshuld und Aresing, wo sich nach aktuellem Planungsstand für Fahrten nach Neuburg beziehungsweise nach Schrobenhausen erhebliche Preissteigerungen ergeben. "Hier besteht Handlungsbedarf", betonte Frank, der auch Geschäftsführer des Zweckverbands der Verkehrsgemeinschaft Region Ingolstadt ist.

Zu den weiteren Aufgaben zählte er die Anbindung des geplanten Audi-Bahnhalts an das bestehende Netz. Bis zur Fertigstellung im Jahr 2019 muss aus Franks Sicht an den hiesigen Haltestellen noch viel passieren. Dazu gehört auch der geplante Bahnhalt in der Gemeinde Brunnen, mit dessen Fertigstellung Ende 2018 zu rechnen ist. "Nur wenn wir die Pendler in den ÖPNV holen, entlasten wir die Straßen", betonte Frank. Ob das funktioniert, will der Kreistag in den nächsten Jahren genau beobachten. Sowohl CSU als auch Freie Wähler forderten regelmäßige Berichte über die Entwicklung des Gemeinschaftstarifs und der Fahrgastzahlen. Die übrigen Fraktionen schlossen sich diesem Wunsch an. Gleichzeitig will das Gremium die Kosten genau im Blick behalten - ein Knackpunkt, der zu den Problemen beim bislang letzten Versuch, eine einheitliche Tarifstruktur einzuführen, zählte. Dieser war vor drei Jahren unter anderem an den hohen Ausgleichszahlungen gescheitert; allein für Neuburg-Schrobenhausen lagen sie bei bis zu 400 000 Euro pro Jahr. Eine Summe, die längst vom Tisch ist. Im neuen Modell muss der Kreis voraussichtlich jedes Jahr maximal 170 000 Euro zuschießen, den Großteil für die Schülerbeförderung.

Nach den politischen Gremien der Region muss nächste Woche noch die Zweckverbandsversammlung über den Gemeinschaftstarif abstimmen. Die Regierung von Oberbayern hat ihre Zustimmung bereits signalisiert.