Neuburg
Das Kreuz mit dem Datenschutz ist vom Tisch

Neues Konzept: Ehrenamtliche Besuchsdienste an den Kliniken St. Elisabeth können nach Zwangspause wieder anlaufen

17.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

Neuburg (DK) Die Anforderungen an den Datenschutz hat dem ehrenamtlichen Besuchsdienst an den Kliniken St. Elisabeth in Neuburg eine längere Zwangspause beschert. Nach gut einem halben Jahr steht das Projekt jetzt vor dem Neustart, wie Klinikseelsorger Anton Tischinger am Freitag verkündete.

Es ist der 27. Artikel im bayerischen Krankenhausgesetz, welcher der bisherigen Praxis in den Neuburger Kliniken im vergangenen Sommer ein Ende bereitete. Denn demnach darf die Krankenhausverwaltung persönliche Daten der Patienten nicht einfach ohne deren Zustimmung weitergeben. Genau das war zuvor jedoch der Fall gewesen, zumindest im rein rechtlichen Sinn, wie Klinikseelsorger Anton Tischinger erklärt. "Die Patienten sind bei der Aufnahme gefragt worden, ob sie einen kirchlichen Besuchsdienst wünschen", berichtet der katholische Geistliche. Dass damit aber automatisch eine Weitergabe ihrer Daten an die Helfer der Besuchsdienste einhergeht - was für deren Tätigkeit schlichtweg nötig ist -, war allerdings ein Punkt, dem die Patienten bislang nicht zustimmen konnten. Eine Verweigerung war jedoch auch nicht möglich. Ein Datenleck also? Tischinger nickt.

"Ich war damals der Meinung: Das ist das Ende der Besuchsdienste", erinnert sich der Seelsorger an die Probleme im vergangenen Sommer. Dabei ist die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer seinen Worten zufolge für viele Patienten von großer Bedeutung, gerade ältere Menschen würden auf diese Weise Kontakt zu ihrem Wohnort halten können - "oftmals ein starkes Bedürfnis". Entsprechend fielen auch die Reaktionen nach dem vorübergehenden Aus für das Angebot aus, wie Tischinger berichtet. Unter anderem Oberin Maria Goretti Böck hatte ihm gegenüber ihr Bedauern ausgedrückt. "Und mich hat das natürlich auch gewurmt", erklärt der Klinikseelsorger, der für seinen Standpunkt, den Datenschutz unbedingt einhalten zu müssen, viel Kritik einstecken musste. Doch ohne Einhaltung der Gesetze geht es aus seiner Sicht nicht. "Denn der Wille des Patienten muss für uns oberstes Prinzip sein."

Umso erfreuter ist Tischinger, dass die rund 40 Helfer, die überwiegend aus dem Gebiet der Pfarreiengemeinschaften St. Peter und Heilig Geist in Neuburg, Burgheim sowie Urdonautal (Rennertshofen) kommen, bald wieder ihre Arbeit aufnehmen können. Die Lösung dafür kommt aus Augsburg, wo die Besuchsdienste an den kirchlichen Kliniken in der bisherigen Form ebenfalls eingestellt worden sind. Stattdessen müssen die zuständigen Seelsorger nun Daten und Einwilligung der Patienten einholen - gemäß der Verordnung über den kirchlichen Datenschutz.

Für Tischinger, der das Konzept diese Woche mit Stefan Frühwald, dem Datenschutzbeauftragten der Diözese festgezurrt hat, bedeutet das zwar mehr Arbeit. "Die neue Lösung aber ist viel besserer und praxisnäher", findet er. Denn dabei müssen sich die Patienten nicht mehr bei der Aufnahme ins Krankenhaus - also in einem Moment, in dem sie ganz andere Sorgen haben - zum Besuchsdienst äußern. Erst in ihrem Zimmer sollen sie in Zukunft Besuch von Tischinger bekommen. "Im Rahmen dieses Gesprächs sehe ich dann, ob die Leute empfangsbereit sind. Und dann spreche ich den Besuchsdienst an", erklärt er. "Dabei kann jeder deutlich sagen, ob er das will oder eben nicht." Im Anschluss muss er die Namen und Daten der Patienten an die Verantwortlichen der Besuchsdienstgruppen übermitteln.

Mittlerweile haben neben der Diözese auch Dekan Werner Dippel, der Dekanatsrat sowie die Klinikleitung zugestimmt. Und auch von evangelischer Seite hat Tischinger am Freitag positive Signale erhalten. Das Erstgespräch übernimmt der katholische Geistliche auch bei den Patienten der anderen Konfession bereitwillig.