Neuburg
"Starke Stimme für die Heimat bleibt"

Kreis-CSU bedauert Seehofers Rückzug - Brücke und Campus "ungefährdet" - Enghuber kandidiert

04.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:07 Uhr

Die Stimmung ist nicht mehr die Allerbeste: Horst Seehofer wird das Amt des Ministerpräsidenten abgeben. Matthias Enghuber (links) will ihn als Abgeordneter beerben, OB Bernhard Gmehling (Mitte) sieht keine Probleme für seine Neuburger Projekte. ‹ŒArchivbild: r

Neuburg (r/jsp) Der angekündigte Rückzug Horst Seehofers als bayerischer Ministerpräsident gefällt der Landkreis-CSU nicht so sehr. Ihre exponierten Vertreter sind aber sicher, dass er als Parteichef die Region im Auge behält. "Die starke Stimme für unsere Heimat bleibt", meint Matthias Enghuber.

Der Wahlkreis-Geschäftsführer hat eigene Ambitionen bisher einigermaßen zurückgehalten. Jetzt liege es aber auf der Hand, dass Horst Seehofer nicht mehr für das Landtagsmandat in Neuburg-Schrobenhausen kandidiere. Matthias Enghuber (35) meldet deshalb offiziell sein Interesse an dieser Kandidatur an. Der CSU-Kreisverband und die Vertreter aus Hohenwart, Gerolsbach und Scheyern müssten jetzt darüber reden. Matthias Enghuber: "Alle Beteiligten sollten hinter einer Kandidatur stehen".

Alle Begründungen für das schlechte CSU-Ergebnis der Bundestagswahl seien "auf Horst Seehofer abgeladen worden". In Wirklichkeit sei es so, dass alle Verbesserungen nach der Flüchtlingskrise 2015 auf Seehofer zurückzuführen seien, so Matthias Enghuber. Dass Projekte wie B 16-Ausbau, Neuburger Donaubrücke, Uni-Campus und Südwesttangente Schrobenhausen jetzt gefährdet seien, sieht er nicht: "Horst Seehofer ist nicht weg, er wird uns weiterhin unterstützen".

Das sieht auch Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) so. Die örtlichen Großprojekte seien fixiert, "jede Staatsregierung wird sich daran halten müssen". Es gebe Protokolle und Vereinbarungen, die Bestand haben, so der OB. Den Bau der zweiten Donaubrücke hält er angesichts der massiven Verkehrszunahme für besonders wichtig. Die Staatsregierung habe hier "jede denkbare Unterstützung zugesagt". Das Thema Osttangente sei auch im Kabinett behandelt worden, darüber hinaus gebe es Vereinbarungen mit dem staatlichen Straßenbauamt. Demnach solle Neuburg die Staatsstraße 2035 im Osten um die Stadt herumführen und diese Tangente mit Donauquerung in Sonderbaulast erstellen. Der Freistaat übernehme den Löwenanteil der Finanzierung und wolle die Staatsstraße dann "zurücknehmen". Die Stadt arbeite daran, das Projekt vorzeitig für die Aufnahme in den Straßen- und Verkehrswegeplan 2020/21 vorzubereiten.

Wegen dieser Gründe sieht Gmehling den Rückzug von Horst Seehofer eher "entspannt". Persönlich allerdings bedauere er es "außerordentlich", dass Horst Seehofer sein Amt als Regierungschef aufgibt: "Er ist in Bayern verankert und hat beste Politik für den Freistaat gemacht".

Alfred Lengler, CSU-Kreisvorsitzender in Neuburg-Schrobenhausen und Bürgermeister in Gachenbach findet deutliche Worte: "Ich finde es äußerst schade, dass Horst Seehofer als Ministerpräsident zurücktreten wird. Das Ganze war ein Theater von A bis Z. Das ist einer stolzen Partei wie der CSU nicht würdig. Aber, es gibt viele charakterlose Typen in der Landtagsfraktion. Horst Seehofer hat viel für die Region geschafft, das muss erst einmal einer nachmachen. Sein Rückzug zeigt aber auch die Charakterstärke von Horst Seehofer, der die Partei befrieden möchte. Wenn er Parteivorsitzender bleiben möchte, begrüße ich das." Ein Söder werde in Berlin überhaupt nicht wahrgenommen. Das müsse er erst noch beweisen, wenn er Ministerpräsident ist. "Ich bin kein Freund von Herrn Söder. Ich halte damit auch nicht hinter dem Berg: Ich halte nichts von ihm, vor allem seit der Geschichte, die er mit der Franken-JU angestachelt hat. So jemand will ein stolzes Land wie Bayern führen - das hat so jemand wie er nicht im Kreuz. Und es ist egal, wer bei der Landtagswahl 2018 Spitzenkandidat ist: Die CSU wird die absolute Mehrheit nicht mehr halten."

Roland Gaßner, stellvertretender CSU-Kreisvorsitzender, meint: "Horst Seehofer hat ja vor fünf Jahren schon angedeutet, dass es möglicherweise seine letzte Legislaturperiode sein würde. Man hätte sich aber andere Umstände für diesen Übergang wünschen können. Der Nachfolger steht in den Startlöchern, strotzt vor Kraft und Tatendrang - so wie Horst Seehofer damals. Markus Söder ist der richtige Nachfolger als Ministerpräsident, er nennt die Dinge beim Namen. Und er wird das Profil der CSU als konservative Partei wieder schärfen - auch ganz in meinem Sinne. Der Merkel-Schwenk unter Horst Seehofer war der falsche Weg und hat der AfD auch zu vielen Stimmen bei der Bundestagswahl im September verholfen. Das wird es mit Markus Söder nicht geben. Söder steht für mich als Symbol für einen Neuanfang in der CSU."