Neuburg
Bruthilfe mit dem Elektrozaun

Naturschutzbehörde und Vogelschützer starten erneuten Versuch, um Wiesenbrütern im Donaumoos zu helfen

20.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr

Wieder aus dem Winterquartier zurück: der Große Brachvogel, der seit einigen Tagen über dem Donaumoos zu sehen und zu hören ist. Mit einem Elektrozaun hat die Untere Naturschutzbehörde in Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogelschutz und der Naturschutzwacht eine potenzielle Brutfläche der Wiesenbrüter primär gegen den Fuchs geschützt, der Gelege und Jungvögel zum Fressen gern hat. - Fotos: Gerhard Mayer/Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen

Neuburg (kpf/DK) Mit einer technischen Maßnahme wollen Naturschutzbehörde und Vogelschützer den Bruterfolg des Großen Brachvogels sichern. Dazu wurde am vergangenen Donnerstag ein fünf Hektar großes Wiesengelände im Donaumoos mit einem Elektrozaun umgeben.

Die Fläche gehört dem Donaumoos-Zweckverband und dem Landkreis. Der Zaun, der mit Sonnenstrom gespeist wird, soll primär den Fuchs als Beutegreifer von Gelege und Brut des bedrohten Brachvogels und anderer Wiesenbrüter abhalten, wie Ulrich Mayer, stellvertretender Kreisvorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz mitteilt. Bereits im vergangenen Jahr gab es einen derartigen Versuch, der nicht erfolgreich war. "Damals waren wir zu spät dran. Heuer haben wir den Aufbau zwei Wochen vorverlegt." Bei ihrer Arbeit konnten die Naturfreunde bereits acht Brachvögel in dem Gebiet orten, auch etwa 25 Kiebitze seien bereits zu sehen gewesen. Mayer räumt ein, dass der Zaun nur ein direkter Schutz ist. "Das kann auch nur eine vorübergehende Maßnahme sein." Langfristig könnten nur geeignete Lebensräume den Wiesenbrütern helfen. Das eingezäunte Gelände wird laut Mayer dreimal wöchentlich kontrolliert, um die Wirkung der Schutzmaßnahme zu beobachten. Außerdem sind auch heuer die beiden Hobbyornithologen Uwe Bauer aus Augsburg und Hans Günter Goldscheider aus Friedberg aktiv, um die aufwendige Kartierung der Wiesenbrüter ehrenamtlich durchzuführen.

Der Große Brachvogel ist im Freistaat noch regional verbreitet. Allerdings gehört er bayernweit als auch deutschlandweit zu den vom Aussterben bedrohten Arten. Er brütet auf ausgedehnten Wiesengebieten der Flusstäler oder in Niedermooren wie dem Donaumoos. "Er findet optimale Bedingungen auf Wiesen mit höherem Grundwasserstand und Feuchtstellen mit niedrigerer, lückiger Vegetation. Einen Bruterfolg kann er auf Arealen erzielen, in denen spät gemähte Flächen sich mit Frühmahdstreifen, Altgras- und Bracheflächen auf engem Raum abwechseln", sagt Jan Tenner von der Unteren Naturschutzbehörde.

Die Verbreitung sei durch die landesweite Wiesenbrüterkartierung und seit 1988 durch jährliches Monitoring in ausgewählten Schwerpunktbereichen sehr gut erfasst. Waren es bayernweit 1970 noch etwa 1100 Brutpaare sind es 2006 bereits nur noch 465. Davon wurden im Donaumoos bei der letzten Kartierung nur noch 13 Brutpaare erfasst.

Um den Bestand des Großen Brachvogels nachhaltig zu sichern, benötige er einen Bruterfolg von durchschnittlich 0,4 bis 0,6 flüggen Jungvögeln pro Jahr und Brutpaar.

Um die langjährige Reproduktionszahl im Donaumoos von null zu überwinden und Bruterfolge des Großen Brachvogel zu sichern, sei vergangenes Jahr durch die Untere Naturschutzbehörde eine großflächige Zäunung (Gelegeschutz) zum Erhalt der lokalen Population begonnen worden. Gleichermaßen verhelfe diese Schutzmaßnahme den anderen Wiesenbrütern ebenfalls zur Bestandssicherung.

Innerhalb der Zäunungsfläche habe man, so Tenner, 2016 ein Revierpaar feststellen können. Der Bruterfolg sei bei diesem Paar jedoch ausgeblieben.

Möglichkeiten dem Großen Brachvogel zu helfen, gebe es viele, weiß der Naturschutzfachmann. Neben dem Erhalt und der Entwicklung von feuchten Extensivgrünländern helfe auch die angepasste landwirtschaftliche Nutzung. Interessierte Landwirte könnten auf der Basis von Vertragsnaturschutzprogrammen leicht helfen, die Situation der Wiesenbrüter zu verbessern. Entschädigt würden dabei zum Beispiel die Bewirtschaftungsruhe ab dem 15. März sowie die erste Mahd ab dem 15. Juni und der Verzicht auf Düngung und Biozideinsatz.

Wer sich in Wiesenbrütergebieten an das Wegegebot halte und Hunde an der Leine führe, trage wesentlich dazu bei, dass die Vögel bei der Aufzucht nicht gestört werden.