Neuburg
Bei "Absturz" tritt ein Notfallplan in Kraft

Jungstörche im Landkreis werden flügge / Beringung abgelehnt: Zu hohes Risiko

22.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:21 Uhr

 

Neuburg (r) Regen und Gewitter haben sie überstanden, jetzt beginnt das Flugabenteuer: Die Jungstörche im Landkreis werden flügge. Die Vierlinge in Baiern, Burgheim und Hörzhausen flattern bereits kräftig, es wird eng im Nest. Für den Fall eines Absturzes hat Storchenfreund Gunter Weinrich (Neuburg) einen „Notfallplan“ erarbeitet.

Verlässt ein Jungstorch den Horst ohne ausreichende Flugtauglichkeit, soll er zunächst noch am Boden versorgt werden. Die Elterntiere kümmern sich in der Regel um den Jungen, der das Fliegen bald erlernt. Die Nacht bringt Probleme mit sich, denn Füchse und andere Räuber könnten den Jungvogel packen.

Gunter Weinrich hat Kontakt mit dem Nürnberger Zoo aufgenommen. Dessen Ornithologen halten Quartiere für hilflose Jungstörche bereit. Auch der Augsburger Zoo nimmt Findlinge auf, dort wird derzeit allerdings umgebaut. Im Dorf Baiern betreute Weinrich 2009 einen Weißstorch, der am Boden gelandet war. „Über Nacht stellten wir ihn auf Heuballen, damit er nicht sofort dem Fuchs zum Opfer fällt“, erzählt Naturführer Weinrich. Der Baierner Storch war alsbald flugtauglich und verabschiedete sich Richtung Süden.

Bei den 18 Störchen, die vergangene Woche im Donaumoos gesehen worden sind, handelt es sich aus Sicht der Kenner um „vagabundierende Einzelstörche“. Die Singles schließen sich zusammen und greifen gelegentlich Paare auf Bruthorsten an.

Die sieben bekannten Standorte im Kreis Neuburg-Schrobenhausen sind von Kämpfen und Konflikten diesmal weitgehend verschont geblieben. Nur der Ausfall in Schrobenhausen schmerzt: Alle vier Storchenküken überlebten die Kältetage nicht. In Baiern und Burgheim verlor jeweils der kleinste „Nestling“ sein Leben. Es blieben aber je vier Jungstörche, die kräftig gewachsen sind und wohl bald fliegen werden. Auf dem Kirchturm in Hörzhausen fühlen sich ebenfalls vier Junge wohl, auf dem Schwedentor in Rennertshofen und auf dem Schlauchturm in Karlshuld sind es jeweils drei. Auf dem Bauernhof in Adelshausen lässt sich der Nachwuchs im Nest noch nicht blicken. Ihr Ring verriet die Herkunft der Rennertshofener Störchin: Sie ist zwei Jahre alt und war am 15. Juni 2010 in Böhringen auf der Schwäbischen Alb beringt worden.

Ungeachtet dieser interessanten Hinweise lehnen die örtlichen Storchenfreunde Beringung ab. „Kommt für uns nicht in Frage“, winkt der treue Storchenbetreuer Horst Wittmann in Burgheim ab. Wenn sich die Feuerwehrleiter mit Menschen im Korb dem hohen Kirchendach nähere, könnten die Jungen panikartig aus dem Nest fliehen. Dieses Risiko geht man nicht ein.

Gunter Weinrich hält die Entscheidung für richtig. Ebenso wie Webkameras lehnt er Beringung im Nest ab. Storchenringe könnten in Afrika als Trophäenschmuck betrachtet werden, es gibt einschlägige Erfahrungen. Weinrich kümmert sich lieber um verbesserte Lebensräume für den Weißstorch und um neue Horst. Am Wisentgehege neben der Umweltstätte Haus im Moos hat er einen neuen installiert. Und Bürgermeister Heinrich Seißler möchte auch in Stengelheim Weißstörche seßhaft machen.