Neuburg
Bald neun Millionen Fahrgäste

600 000 Euro Defizit jährlich Neuer "Sprinter" für die Altstadt

24.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (r) Er rollt und rollt: Im Neuburger Stadtbus steigt demnächst der neunmillionste Fahrgast zu. Die Linien sind 1992 gestartet und fahren mittlerweile in fünf Schleifen 85 Haltestellen an. "Am Stadtbus als Erfolgsmodell wird nicht gerüttelt", sagt Oberbürgermeister Bernhard Gmehling.

An eine Reduzierung ist auch nicht gedacht. Im Gegenteil: Die Regierung von Oberbayern hat den Stadtwerken die Konzession bis Ende 2020 verlängert, außerdem ist soeben ein neuer Bus für 140 000 Euro angeschafft worden. Der Mercedes Benz City Sprinter 65 mit jeweils 13 Sitz- und Stehplätzen und einem Rollstuhlbereich fährt nach Neuburg-Nord und auf der Linie Kreuzberg durch die Altstadt.

"Ein ideales Gefährt für enge Gassen und Stadttore", findet OB Bernhard Gmehling. Beim Test am Freitag setzt er sich selbst ans Steuer und lenkt den Bus über das Stadtwerkegelände. "Hoffentlich wird kein Versicherungsfall daraus", sagt Wilhelm Humboldt, Manager der Firma Seitz/Jägle, die die Buslinien im Auftrag des Kommunalbetriebes betreibt.

Der neue Bus ist ausnahmsweise nicht mit der Schlossshilouette beklebt, sondern mit Neuburger Sehenswürdigkeiten im leichten Federstrich. Er stammt von Andreas Ernst, einem Neuburger Designer aus der Münchener Firma Zentralsüden. Die gezeichnete Stadtkarte gehört künftig zur Marketingoffensive der Stadtwerke. "Wir wollten etwas Heiteres", beschreibt Claudia Heindl den Auftrag der Stadtwerke. Ihre Firma hat die Busfassade beklebt und "aufgehübscht".

Im Prinzip setzt Wolfgang Jägle vier Stadtbusse ein, die es auf eine jährliche Fahrleistung von 260 000 Kilometern und durchschnittlich 460 000 Passagiere bringen. Der Fahrpreis von 1,20 Euro bleibt weiterhin konkurrenzlos günstig, aber der Auftraggeber hat bereits ein geringeres Defizit und eine mögliche Fahrpreiserhöhung im Blick.

Immerhin sind in den vergangenen sieben Jahren 5,9 Millionen Verlust aufgelaufen. Davon entfielen 1,7 Millionen auf den Betrieb der Tiefgaragen, 320 000 Euro auf das Anrufsammeltaxi und 3,9 Millionen Euro auf die Stadtbusse. Die stellvertretende Werkleiterin Maria Neumeier nannte diese Zahlen auf Anfrage des ÖPNV-Referenten Theo Walter. 2015 belief sich das Defizit auf 610 000 Euro.

Ein "deutlicher Anstieg der Kosten" sei mit der Beauftragung einer externen Beraterfirma verbunden gewesen. Die Stadtwerke hatten externen Rat für unverzichtbar gehalten, um die Konzessionserteilung zu sichern und mittelfristig einen Nahverkehrsplan zu erstellen. "Diese Vorgabe der Regierung ist unsere nächste Hausaufgabe", sagt Verkehrsleiter Andreas Bichler.