Neuburg
Schluss mit dem Reifenquietschen?

Audi hat in Neuburg einen neuen Asphalt verlegt, der den Lärm weiter reduzieren soll

12.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:33 Uhr

Foto: DK

Neuburg (vb) Das Thema Lärm begleitet Audi seit dem Augenblick, als die ersten Autos über die Teststrecke des neuen Fahrerlebniszentrums rasten. Besonders die Nachbarn in Bruck und Heinrichsheim müssen leiden - auch wenn sich der Ingolstädter Autobauer immer damit verteidigte, dass weder nachts, noch an Sonn- und Feiertagen gefahren wird und die zugelassenen Lärmkontingente, die jeweils für einen Tag gelten, nicht überschritten werden.

Das mag alles stimmen - in der Theorie. Doch wenn man bei schönem Wetter nachmittags auf der Terrasse sitzt und eigentlich in Ruhe seinen Kaffee genießen möchte und dann urplötzlich der Lärm von aufheulenden Motoren und quietschenden Reifen vom Audi-Gelände über einen fegt, dann helfen den Ohren in diesem Moment keine statistischen Lärmkontingent-Berechnungen. Und das wissen auch die Verantwortlichen bei Audi. Zwar seien die Beschwerden in diesem Jahr rückläufig, berichtet Standortbeauftragter Mate Beric. Doch habe man sich entschlossen, den Lärm noch weiter zu reduzieren, indem ein spezieller Asphalt auf die Kurven und Anbremszonen aufgebracht wurde.

Drei Tage lang haben die Maschinen in der vergangenen Woche den neuen, grobkörnigen, lärmmindernden Asphalt mit einer besonderen Oberflächenschutzschicht aufgetragen, das trockene Wetter hatte sich perfekt dafür angeboten. Nach einer Trocknungsphase können seit heute wieder die Autos über die Strecke fahren. Der neue Asphalt hat eine andere Struktur als der alte, die grobe Körnung bietet eine höhere Griffigkeit in den Kurven - und das wiederum verhindert, dass der Reifen quietscht. Warum aber hat man den neuen Belag nicht von Anfang an bei Audi Neuburg verbaut? "Da haben uns die Erfahrungswerte gefehlt", erklärt Audi-Pressesprecherin Christina Floss. Und Klaus Demel, der das Fahrerlebniszentrum leitet, ergänzt, dass die Neuerung auch nicht ganz billig war. "Im sechsstelligen Bereich", erläutert er. Scheinbar ist diese Summe nicht dem durch den VW-Abgasskandal verursachten Sparzwang zum Opfer gefallen. Wohl aber der Windkanal, den sich Audi Sport eigentlich für Neuburg gewünscht hatte. Dieses Projekt ist vorerst auf Eis gelegt - die Ingolstädter greifen nun nach wie vor auf die eigenen Windkanäle am Hauptsitz und auf angemietete Anlagen im Ausland zurück.

Sind die Fahrzeuge nicht auf der Teststrecke, sondern beispielsweise auf der Dynamikfläche, wo Fahrsicherheitstrainings angeboten werden, dann soll eine Bewässerung die Reifengeräusche vermindern. Bliebe noch das Problem mit den lauten Motoren: Hier betonen die Ingolstädter, dass der Betrieb sämtlicher Motorsportfahrzeuge nur mit lärmreduzierenden Abgasanlagen durchgeführt wird. Die Wagen, die ansonsten bei der DTM oder in Le Mans starten, werden in Neuburg nicht unter Volllast getestet, sagt Christopher Reinke, zuständig für den Kundensport. "Es geht hier um eine Komponentenerprobung", erklärt er. "Wir analysieren Probleme." Was die Autobauer an ihrem neuen Standort in Neuburg schätzen, ist, dass die gesamte Prozesskette unter einem Dach stattfindet. Zumindest beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen von Le Mans hat das allerdings noch keine positiven Effekte generiert.

Positiv für die Region hingegen ist ein neues Angebot von Audi, bei dem im August für Fahranfänger im Alter zwischen 18 und 25 Jahren Fahrsicherheitstrainings zu einem reduzierten Preis stattfinden sollen. Unter Anleitung von professionellen Instruktoren können die jungen Fahrer das richtige Verhalten in Gefahrensituationen erlernen. Weitere Informationen gibt es per E-Mail an drive@audi.de oder unter der Telefonnummer (0841) 893 29 00.