Neuburg
Arbeiten in beengten Verhältnissen

Im Neuburger Landratsamt herrscht Raumnot Ein Blick in kleine Büros und breite Gänge

12.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Foto: Stefan Janda

Neuburg (DK) Die Raumnot im Neuburger Landratsamt zwingt den Kreis zum Handeln. Schon bald sollen Bürocontainer im Innenhof die Verwaltung entlasten. Doch wie eng geht es in der früheren Kaserne tatsächlich zu? Ein Rundgang unserer Zeitung zeigt die Tücken des historischen Bauwerks.

Das Dilemma der Kreisverwaltung lässt sich in drei wesentlichen Punkten zusammenfassen: Denkmalschutz, Urheberrecht und zunehmender Aufgabendruck von oben. Sie verhindern auf der einen Seite große Veränderungen sowohl an der Substanz selbst als auch im Inneren, lassen die Verwaltung aber auf der anderen Seite unter immer mehr Arbeit ächzen. Da mag der durchaus repräsentative und altehrwürdige Charakter des Gebäudes noch so bemerkenswert erscheinen, für die Funktionalität der Kreisbehörde bringt er erst einmal nichts. Besonders deutlich zeigt sich das an den zum Teil fast vier Meter breiten Gängen des Amts. Darauf konnten in der militärischen Nutzungszeit des Komplexes zwar ganze Kompanien antreten, heute fehlen diese Flächen aber als Büroraum. "Es ist dringend erforderlich, dass Platz geschaffen wird", sagt die Personalratsvorsitzende Sonja Auer Strobl, die von einer "sehr gedrängten räumlichen Situation" für ihre rund 300 Kollegen spricht.

Problematisch ist das unter anderem im Ausländeramt, das schon jetzt zum Teil im kleinen Sitzungsaal untergebracht ist und durch die Container entlastet werden soll. Sachgebietsleiterin Emmy Böhm und ihre Mitarbeiter haben nur wenige größere Räume zur Verfügung. Der Großteil arbeitet in schlauchähnlichen Büros, die durch Aktenschränke noch enger werden. In einem Zimmer ist sogar eine völlig unnötige Tür mit Regalen zugestellt. Der Platz für Besucher? Gering. "Wenn dann eine Familie mit Kindern, Dolmetscher und Mitarbeiter der Caritas kommt, dann wird es richtig eng", erklärt Böhm. Wie das überhaupt funktioniert, lässt sich nur erahnen. Doch einen eigenen Besprechungsraum hat ihr Sachgebiet nicht. Gleichzeitig müssen die Büros mit Parteiverkehr miteinander verbunden sein, damit die Mitarbeiter bei den teils schwierigen Fällen aufeinander achten können. "Denn bei uns geht es für manche Menschen ja um sehr viel, da geht es schon mal zur Sache", weiß Böhm, die in den vergangenen acht Jahren sechsmal das Büro gewechselt hat, bald kommt der siebte Umzug.

Gleichzeitig läuft intern die Suche nach Lösungen auf Hochtouren. "Wir versuchen natürlich, die Büroräume so effizient wie möglich zu nutzen", betont Vize-Landrat Alois Rauscher. Die geplanten Container sind dem CSU-Politiker selbst ein Dorn im Auge, "aber sie sollen ja nicht ewig stehen". Gleichzeitig wissen er und Abteilungsleiter Willi Riß, dass viele Bürger den Raumbedarf im Landratsamt nicht ganz nachvollziehen können. Kein Wunder: Von außen sieht das Bauwerk immerhin riesig aus. Doch der Eindruck täuscht. "Bei uns spielt der Datenschutz eine ganz andere Rolle als in privaten Büros", erklärt Riß angesichts der strengen Regeln. Auch die Rettungswege seien in der Behörde ganz anders zu bewerten.

Ein Großteil der Fläche geht nicht nur für die breiten Gänge drauf, auch das Dachgeschoss ist nicht nutzbar. Und dann ist da natürlich noch der große Sitzungssaal, der rein optisch zwar seinen Reiz hat. Durch die Raumhöhe über drei Stockwerke - also bis unters Dach - herrscht dort im Winter selbst ohne politische Sitzung ein recht frostiges Klima. "Der Saal ist nicht vernünftig isoliert, außerdem steigt die Wärme nach oben, so dass es immer zugig wirkt", weiß Riß, der daher nur allzu gerne eine Zwischendecke einziehen lassen würde, um zusätzliche Büroflächen zu gewinnen. Doch dabei kommt dem Amt das Urheberrecht des Architekten in die Quere. Der Münchener Fachmann Werner Fauser, der den Umbau von der Kaserne zum Verwaltungsbau in den 1980er-Jahren verantwortet hatte, ist nach wie vor die entscheidende Instanz bei jeder Veränderung. Eine Umnutzung des Sitzungssaals dürfte daher nur schwer realisierbar sein.

Daher bleibt es vorher bei Büros mit drei, vier oder noch mehr Leuten auf engem Raum - plus Parteiverkehr. "Wenn dann alle telefonieren, kann es schon richtig laut werden", sagt eine Mitarbeiterin des Bauamts. Gleichzeitig sind dort eigentlich größere Schreibtische nötig. "Ein Bauplan geht gerade noch, wenn man aber zwei vergleichen muss, wird es schwierig", erklärt ihr Kollege und führt vor, wie kompliziert die Arbeit mit den großen Papierplänen ist. Bei Michael Wimmer, dem technischen Leiter des Bauamts, nebenan geht es sogar noch enger zu. Rund zwölf Quadratmeter misst sein Büro. Gespräche über gemeindliche Bauleitplanung mit zwei oder mehr Besuchern sind da kaum vorstellbar. Ähnlich sieht es beim Donaumoos-Zweckverband aus. Vertrauliche Gespräche zu viert in einem Büro? Unmöglich. "Da wird es schnell sehr schwierig, sich zu konzentrieren", sagt ein Mitarbeiter, der aber froh ist, dass sein Büro im Landratsamt ist. "Die Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen läuft dadurch reibungslos."

Es bleibt also ein Dilemma, an dem auch die Bürocontainer und die weiteren Planungen, im Umfeld Flächen zu generieren, so schnell nichts ändern werden. Die Schaltzentrale des Landkreises muss weiterhin mit wenig Platz auskommen. Und die Mitarbeiter müssen sich zwangsläufig mit dieser Tatsache arrangieren.