Neuburg
All inclusive waren nur die Erlebnisse

Paul Formatschek und Christian Wohlhüter präsentieren ihre Fotos von der Mongol-Rallye im Panda

21.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr
Wo bitte geht’s nach Ulan Ude? Die Neuburger Paul Formatschek (oben links) und Christian Wohlhüter haben viel erlebt und viele spektakuläre Fotos geschossen: den Aufstieg von Heißluftballons über dem türkischen Göreme zum Beispiel, oder ein brennender Gaskrater in der Turkmenischen Wüste. −Foto: Paul Formatschek

Neuburg (DK) Die Neuburger Paul Formatschek und Christian Wohlhüter haben die Mongol-Rallye von England in die Mongolei im Fiat Panda bezwungen. Klar, dass die beiden zurück in der Heimat einiges zu erzählen haben. Im November zeigen sie Bilder von ihrem Höllenritt.

Ein bisschen verrückt klingt es schon – zumindest für jeden, der es pauschal und möglichst all inclusive mag. Inklusive hatten Paul Formatschek und Christian Wohlhüter auch jede Menge: einmalige Erlebnisse, Bilder, die sie nie mehr vergessen, Begegnungen so ganz gegen alle Klischees. Jetzt sind die Zwei von ihrer spektakulären Tour über 29 000 Kilometer mit einem 200 Euro teuren Fiat Panda quer durch Europa bis nahe der chinesischen Grenze ausgesprochen wohlbehalten zurück und erschreckend normal geerdet, als hätten sie gerade das Allernormalste auf Erden hinter sich.

Da ist vor allem ganz viel Dankbarkeit, das alles erleben zu dürfen – die Mongol-Rallye: mit einem betagten Kleinstwagen mit höchstens Ein-Liter-Hubraum innerhalb der Zeitspanne von fünf bis acht Wochen das 17 000 Kilometer entfernte Ulan Ude, im Südosten Sibiriens, am Baikalsee gelegen, zu erreichen. Der Rücktransport wäre eigentlich das einzig Durchorganisierte gewesen – aber da entschieden sich Formatschek und Wohlhüter, die 12 000 Kilometer zurück lieber selber zu fahren.

Um gleich mal das Wichtigste vorwegzunehmen: Der Panda hielt prima durch. Der abgerissene Auspuff wurde wieder geschweißt, und selbst der Umstand, dass der Tank nach einer Leckage nur noch 20 Liter fasst, konnte die zwei Schwager nicht aus der Fassung bringen. Es spricht für einiges Organisationstalent und eine gesunde Portion Gottvertrauen: Auf ihren gerade mal 20-Liter-Reservekanister, den sie dann doch höchst originell auf einem Einkaufswagen auf dem Dach vorsorglich mittransportierten, mussten sie genau einmal die sieben Wochen zurückgreifen.

Einen GPS-Notfalltracker gab’s schon, aber wirklich zum Einsatz kamen die guten, alten Straßenkarten, „alt“ durchaus wörtlich zu nehmen, „Straße“ dagegen etwas weniger. Zwar führte die Rallye zu 90 Prozent über Teerstraßen. „Aber die waren zum Teil in einem Zustand, dass man besser daneben fuhr“, erzählt Paul Formatschek. Und von ziemlich jeder Art von Verkehrsordnung haben voran die Mongolen ihre eigenen, Wohlhüter mutmaßt, immer noch mehr von der Reiterei geprägt Vorstellungen. Gefragt nach besonders gefährlichen Momenten: „Eigentlich alle nur im Straßenverkehr.“

Gefahr durch Menschen bestand dagegen in keiner Sekunde. Da ist so eine Rallye die beste Antwort auf Vorurteile, Klischees, Vorbehalte allenthalben. Paul Formatschek: „Ich könnte jetzt gar kein Land hervorheben, wir sind überall nur aufgeschlossenen und ausgesprochen hilfsbereiten Menschen begegnet.“ „Das war“, ergänzt Wohlhüter, „neben den großartigen Landschaftsbildern überhaupt das Schönste auf der Strecke, immer wieder in Kontakt mit den Menschen zu kommen.“ Schon notgedrungen, um sich nach dem Weg zu erkunden, wieder eine Unterkunft für die Nacht zu finden. „Schade, dass wir manchmal nicht länger bleiben konnten.“ Und beide fangen an, von den Sonnenuntergängen in Kasachstan zu schwärmen, „dieser rote Feuerball“, dann wieder die ganz am Horizont aufsteigenden Sterne, die Canyons und Schlunde in Kappadokien, die Moscheen im usbekischen Samarkand. Der meist bestaunte und noch mehr belächelte „Rallyebollide“ erleichterte sicherlich die Kontaktaufnahme noch. „Überall blieben die Leute stehen und unwillkürlich kommt man ins Gespräch“, erzählt Christian Wohlhüter, „zumeist mit Händ' und Füßen.“ Aber weiter ging es immer und irgendwie.

Endlich am Ziel entschieden sich Christian Wohlhüter und Paul Formatschek, die 12 000 Kilometer jetzt über Novosibirsk, wo sie wohl bleibende Freundschaften knüpften, die sogenannte Nordroute über Litauen, Lettland und Polen auch gleich selbst zu fahren.

Genug von den Strapazen jetzt zurück in Neuburg oder süchtig geworden? Zunächst hat der Alltag sie wieder. Und dann? Pläne gibt es keine, keine zumindest, über die sie schon reden. Aber der Eindruck kann schwerlich täuschen: Ausgestanden ist das Fernweh-Sehnen da noch nicht. Denn dafür bringen Formatschek und Wohlhüter beide die wichtigste Voraussetzung mit: offen sein für Neues und gegen Dritte. Nur ein einziges Mal haben sie gekniffen: bei einer Einladung zu einem gekochten Schafskopf.

 

Die Reise-Präsentation zeigen die Beiden am Donnerstag, 16. November, um 19 Uhr im Gasthaus Vogelsang in Weichering und am Sonntag, 19. November, um 17 Uhr im Pfarrsaal Heilig Geist in Neuburg.